begründeten Rufe jener kolossalen Grobheit, die eben zu der
alten Schule gehörte. In den früheren Kriegen hatte er mit
größter Auszeichnung gedient, nachher auch als Friedenssoldat,
und damals waren die Festungskommandanturen meiftentheils
noch eine Art Ruheposten, welchen die alten Helden nur heim-
lich knurrend hinnahmen, ihn aber auch wie kleine Könige be
haupteten. In derselben Festung hatte während deS Unglück-
lichen französischen Krieges ver ehemalige Kommandant den Be-
lagerern, als sie ihm sagten, eS gebe keinen König von Preu-
ßen mehr und er solle ihnen die Festung überliefern, rund her-
auS erklärt: „Dann bin ich König von G. und kapitulire
nicht!" — ein stolzes Wort, das er auch glücklich durchzu-
führen wußte, denn G. blieb Jungfer, wie man von Festungen
sagt, welche der Feind noch nie betreten hat.
Der Generalmajor v. Rosenstern war ein Ehrenmann durch
und durch, ein eisenfester Charakter, .und wäre er in die Lage
gekommen, würde er seinem Vorgänger wahrscheinlich nachge-
ahmt haben; aber streng und kolossal grob war er auch, daS
ließ sich nicht leugnen. Wie sich die neue Zeit nun immer von
der alten zu scheiden bestrebt, so fügten sich die jüngeren Ossi-
ziere, bei aller Hochachtung vor dem Generale, auch nicht gern
solch' eisernem Drucke, und wenn man dem alten energischen
Herrn auch njcht offen zu opponiren wagte, so ließ man eS
doch nicht an guten oder schlechten Witzen über ihn fehlen.
Bei diesem Herrn also hatte sich Lieutenant v. Rohrbach
auf der MittagSparade dienstlich zu melden.
Der Alte, den man nie lächeln sah, blickte ihn finster und
ungemein würdevoll an, während er seinerseits steif und kurz
am Helmschirme salutirte.
„Ihr Name, Herr Lieutenant?"
„v. Rohrbach."
Der General stutzte ein wenig, und seine Mienen wurden
um eine leichte Schattirung Heller.
„Sind Sie vielleicht mit dem ^Obersten a. D. Herrn v.
Rohrbach näher verwandt?"
„Herr General, ich bin sein einziger Sohn und habe die
Ehre, Ihnen die kameradschaftlichsten Grüße meines Vaters
auszurichten."
Auf dem starren Gesichte ging die helle Sonne auf; der
General reichte dem Lieutenant die Hand und sagte, sichtlich
erfreut:
„Also der Sohn meines alten Kameraden Rohrbach! Wir
waren und bleiben immer treue Freunde! — Dann seien Sie
mir recht herzlich gegrüßt, liebH ÄÄtenant v. Rohrbach, und
wenn Sie nächstens an Ihren HerO Vater schreiben, so sagen
Sie ihm, wie aufrichtig ich mich freue, Sie hier zu haben.
Wie geht'S dem alten Herrn? — ist er noch wohlauf? —
hoffentlich leidet er nicht an der gottSkreuzverdammten Gicht
wie ich?"
Der Lieutenant hatte einen ziemlich langen Bericht zu er-
statten, und der alte General schwärmte dabei sichtlich in schö-
nen Zugenderinnerungen, über die er auch noch einige recht
herzliche Worte fallen ließ^
In größter Hulv verabschiedete er sich von dem jungen
Offizier, bedauernd, daß er als alter Junggeselle kein Haus
mäche, in das er denselben einführen könne; allgemein stand
eS indessen fest, daß Rohrbach einen großen Stein bei ihm im
Brette habe.
Nach der Parade wurde fapi Letzteren von Dienstwegen
seine Wohnung angewiesen. Dieselbe bestand in einer Offiziers-
Kasematte, d. V. einem großen, gewölbten, im Walle liegen-
den Räume, der durch eine einfache, weiß, wie die Wände,
übertünchte Bretterwand in zwei Theile geschieden wurde, von
denen einer daS Äphn<> der anpere das Schlafzimmer vor-
stellte; das, von der Kasernenverwaltung gelieferte Meublement
war nur dürftig, k^nte aber doch den nicht verwöhnten An-
sprächen eines Soldaten genügen. Der Lieutenant zerbrach
sich auch nicht weiter den Kopf darüber, sondern richtete sich
auf daS Bestmöglichste ein oder überließ dies vielmehr sei-
nem Friedrich, ver AbendS wohlbehalten mit dem Schimmel
einpassirte. v
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber : vr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
In der Leinenspinnerei von H. Strickler in Zürich
wird zu billigem Spinnlohn stets geriebener Hanf, Flachs un.d
Abwerg zum Spinnen angenommen. Schöne, egale und kräftige
Garne, je nach Stoff, werden zugesichert. 21 (H-5586-Z)
Vekatmtmachüng.
Der Baduzer Martini-Markt wird Dienstag, den 10. No
vember abgehalten und von da an alle Dienstag Wochenmarkt.
Vaduz, am 25. Okt. 1874.
2 t Der Gemeindevorstand:
Real.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 23. Okt.
Der halbe Wetzen
beste
mittlere
geringe
fl.
kr. |
st |
kr.
fl.
kr
3
40
3 1
15
3
05
Roggen ....
2
80
2
60
2
50
Gerste
2
70
2 1
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
Hafer
1
70
1 |
60
1
50
Xhermometerstand nach Reanmnr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
W i t t er u n g.
Oktob. 21.
+ 8
+14
+ 9%
hell.
OO
V
+ 10
+10%
+ 7%
trüb; etwas Reg.
„ 23.
+ 5
+ 6%
+ 5
trb., Rg. ob, Schn
. 24
+ 4
+ 8
+ 4
hell.
. 25.
+ 2
+ 7
+ 4
n
» 26
— 1
+ 7
+ 4
« ■
» 2?.
- iv 4
+ 7
+ 31/4
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Telegrafischer Kursbericht von Wie».
28. Oktob. Silber' . . . . . . . . . . 105.—
20-Frankenstücke . . . ... . 8.87
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.