sondere noch den Offiziersburschen auszuzeichnen pflegt, durch-
auS nicht an sich, sondern an seinen Offizier.
„Nein, Friedrich," erwiederte heiter der Lieutenant auf !
die Frage seines Burschen — „wir bleiben einstweilen noch
bei den Schwammklopfern, aber ich bin nach der Festung G. -
zur vierten Kompaguie kommandirt worden, und Du gehst na- -
türlich mit mir."
Auch das war Friedrich als guten Soldaten recht, nur
vermochte er nicht ganz zu begreifen, warum sich sein Lieute-
turnt so unmenschlich auf die Festung G. freute, denn in
Festungen, zumal so kleinen, liegt der Soldat doch gerade
nicht gern.
„Jetzt ist eS 1 Uhr Mittags," fuhr der Lieutenant fort,
ohne sich weiter um die Ansichten seines Burschen zu beküm
mern; „um 4 Uhr fahre ich mit der Post nach G. ab, wie
eS der Regimentsbefehl besagt, und morgen kommst Du. mit
dem Schimmel nach. ES find 8 Meilen, und ihr müßt zu
Abend da sein; richte Dir danach AlleS ein, wie Du willst,
hole bei Zeiten die zwei Hemden, die noch bei der Waschfrau
find, ab, und um 3 Uhr muß mein Koffer auf der Post sein.
Auch bestelle mir sogleich den Barbier."
DaS war so die militärische Kürze, und Friedrich verstand
sie. Der Barbier wäre eigentlich überflüssig gewesen, aber der
Herr Lieutenant hatte „sogleich" gesagt, und dieser niedrigste
Jünger deS AeSculap erschien nach Verlauf von 10 Minuten,
um an Kinn und Oberlippe den weichen Flaum für min-
bestens 14 Tage mit der Versicherung kunstgerecht abzunehmen,
daß der Herr Lientenant einmal einen sehr schönen und vollen
Bart bekommen würden
Um 4 Uhr fuhr Herr v. Rohrbach kreuzvergnügt mit der
Post ab,, nachdem er noch am OffizierStische mit dem besten
Appetite gespeist und von den guten Kameraden Abschied ge-
nommen hatte. Warum er so kreuzvergnügt war, in eine enge
Festung gesteckt zu werden, die eigentlich nur die beherrschende
Citadelle einer Mittelstadt bildete, errieth wenigstens ein Theil
seiner Kameraden und gratulirte ihm dazu.
G. war allerdings ein verrufenes Loch, wie der Kamerad
allgemein urtbeilte, aber anderthalb Meilen davon entfernt
lag daS prächtige Rittergut BomSfelde, und der alte Herr
V. BomSfeld erfreute sich neben anderen reichlichen Nachwuch
ses seiner Familie auch einer sehr hübschen und liebenSwürdi-
gen Tochter von 20 Jahren, die er, ein Wittwer, aber noch
sehr lebenslustiger Mann, häufig auf die Bälle der Garnison
geführt hatte.
Lieutenant v. Rohrbach galt als begünstigter Tänzer und
Cöurmacher Emma'S v. BomSfeld — und das Uebrige dürfte
sich von selbst ergeben. Er war auch schon wiederholentlich
nach BomSfelde eingeladen worden und dort gewesen; da daS
Gut indessen so weit von feinet jetzigen Garnison entfernt lag,
ließen sich diese Besuche nicht so häufig machen, wie er" wohl
wünschte. Nieniand zweifelte, daß eS auf BomSfelde yäch-
fienS eine Verlobung gebett werde, auch Lieutenant v. Rohr
bach nicht.
Wenn eS den jungen Offizier, der neben dem Herzen voll
Liebe auch eine gute Portion Ehrgeiz besaß, nun auch ein
wenig niedergehrücktHatte, daß sein Regiment bei dem bevor-
stehenden Kriege nW sofort in Aktion treten sollte, was spä
ter immer noch zu hoffeti utib ju erwarten war, so kam ihm
däS dreimalige Hurrah, mit dem er feilte Versetzung nach G.
begrüßt hatte, fcodjf jedenfalls auch aus glückvollster Seele.
Für seinen leichtfüßigen Schimmel, den ihm seine Verhältnisse
eigentlich bloS zum Vergnügen zu halten erlaubten, müßten
die anderthalb Meilen von G. nach BomSfelde bloS ein Katzen-
sprung sein, und er gedachte, ihn den letzteren recht oft machen
ju lasset?. —— , -
Mitten In der Nacht rasselte die gelbe Postkutsche über daS
schlechte Pflasterin^die Stadt G. hinein) und da die darüber
thronende Festung allnächtlich ihre Thore verschloß, mußte'
Herr v Rohrbach fich bequemen, einstweilen in einem Gast-
hause abzusteigen, wo er nach einigen Stunden wiedet ebenso
süß wie früher träumte. Als eS dann heller Tag geworden
war — wir befinden uns in der ersten Hälfte deS Novem
bers — warf fich der Lieutenant mit Hilfe deS Hausknechts
in den ordonanzmäßigen WichS und wanderte zu Fuß, in ttfr
mangelung dort noch nicht landesüblicher Droschken, den etwa
halbstündigen Weg zur Festung bergan.
Obgleich eS kein recht heller und freundlicher Tag war,
erblickte er um sich her doch nur Sonnenschein, der aus sei-
nem Herzen widerstrahlte, und brummte ein fröhliches Lied»
chen vor sich hin. Er ahnte auch nicht, daß er irgend wel
chen unangenehmen Verhältnissen entgegengehen könne; „deS
Dienstes immer gleichgestellte Uhr" war auf G. zweifellos die-
selbe wie in der alten Garnison, nnd bei vom Stabe detachir-
ten Kompagnien pflegte sie noch ein bischen gemächlicher zu
gehen.
(Fortsetzung folgt.)
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Mühle-Verkauf.
In Folge Einrichtung eines andern Geschäftszweiges ver
kauft der Unterzeichnete seine Mühle mit 3 Mahlgängen zum
Abbruch unter sehr günstigen Bedingungen.
Heinrich Schwarz in Buchs.
Ein tüchtiger Knecht
findet sofort Anstellung bei gutem Lohn.
Wo? sagt die Redaktion dieses Blattes.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 16. Okt.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
1 fl
kr.
fl.
kr.
Korn . . . . .
3
40
1 3
15
3
05
Roggen . . . .
2
80
2
60
2
50
Gerste
o
70
2
50
2
30
Türken . . . .
2
80
2
50
2
20
Hafer . . .
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reaumnr in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterun g.
Oktob.
14
+ 5
+12
+ 8%
hell.
15.
+16
+ 13%
fast hell, Föhnst.
»
16.
+12
+17%
+13%
fast bed., Föhnwd.
ff 1
17
+12
+20
+12%
fast hell, w
ir
18.
+ 9
+16^
+11%
halbhell.
rr
19
+13 :
+20
+13
W, Föhnwd.
20.
+ 8%
+ 16
+H
halb hell.
Telegrafischer Kursbericht von Wien»
21. Oktob. Silber . . . . . . ... . 104.40
20-Frankenstücke . . . ... . 8.87^
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.