Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

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den. Die Wissenschaft bringt immer klarere Einsicht in die 
verschiedenen mit der Milchwirtschaft zusammenhängenden Pro 
zesse und unterstützt die Erfahrung in kräftiger Weife.- 
Herr Landamman!'! Dr. Tfchudi von St. Gallen behan- 
delte das Thema: „WaS können und sollen die schweiz. lan^ 
wirthschaftlichen Kantonal- und Bezirksvereine für Hebung der 
Milchwirtschaft in ihrem Gefammtumfange thun?" — Er ist 
überzeugt, daß die bezügliche Literatur, welche von Kennern 
der Milchwirtschaft in'S Leben gerufen worden, noch bei wei< 
tem nicht die wünschenSwerthe Verbreitung findet und daher 
manche werthvolle Belehrung unterbleibt. Obgleich tausend 
und tausend Milchwirthe in unfern Thälern und Alpen leben, 
bekümmern sich nicht mehr als ihrer etwa 300 um'S Lesen der 
so empfehlenSwerthen alpwirthfchaftlichen MonatSblätter. Es 
wäre eine lohnende Aufgabe der landwirthschaftlichen Vereine, 
den Landwirthen ihrer Gegend geeignete Lektüre möglichst nahe 
zu bringen. Die Ausarbeitung eines alpwirthschaftlichen Ka- 
lenderS, der fo recht einfach und volkSthümlich wäre, dürfte 
auf Seite des alpwirthfchaftl Vereins eine dankbare Aufgabe 
fein; wenn auch andere Schriften beim Milchwirth wenig Be 
achtung finden, den Kalender zieht er doch hie und da einmal 
hinter dem Spiegel hervor und nimmt feine Belehrungen gerne 
entgegen. 
Die landwirthschaftlichen Vereine sollten sich bemühen, der 
Milchwirtschaft treibenden Bevölkerung milchwirthfchaftliche 
Geräthe näher zu bringen, sie vom Vorthell der Anwendung 
von Thermometer und Hygrometer, blecherner Mlchgeräthe) 
der Käsepresse ,e. zu überzeugen. 
Den Behörden uud Alpgenossenschaften empfahl Herr 
Tfchudi auf's Angelegentlichste, von Zeit zu Zeit junge tüchtige 
Milchwirthe Curse in der Milchversuchsstation in Thun durch- 
machen zu lassen. Dort erwerben sie in Zeit von 8—10 Ta 
gen, länger dauert ein CurS gewöhnlich nicht, Kenntniß der 
Geräthe, der besten Methode und, waS die Hauptsache ist, 
Anregung zu eigenen Beobachtungen und deren praktischer Ver- 
werthung. — Solche Leute werden ein Salz zum guten Fort- 
schritte einer Gegend. — Man sollte den Herrn Schatzmann 
zur Abhaltung theoretischer und praktischer Curse nach verschie- 
denen Landesgegenden berufen. Dieser Forderung wird schon 
da und dort Folge geleistet; so gelangte im letzten Jahr laut 
Bericht der Milchversuchsstation Thun ganz unerwartet das Ge- 
such an den Herrn Dirktor der Milchversuchsstation, einen misch- 
wirthschaftlichen CurS im Laufe des Frühlings im Kanton 
Wallis, der 272 Alpen und Viehstand von 35,719 Milch- 
kühen hat, abzuhalten. Am 17. Mai stellten sich dann auf 
erfolgte Ausschreibung 161 Walliser und 1 Italiener zum 
Curse ein. Die Folgen werden sich bald in erfreulicher Weise 
zeigen. Im letzten Jahre haben auch 8 junge Männer deS 
KantonS St. Gallen in Thun einen Kurs mitgemacht. 
Eine Hauptaufgabe der landwirthschaftlichen Vereine be- 
steht ferner darin, auf Erstellung von milchwirthschaftlichen 
Musterwirtschaften zu dringen. — Auch von Seite der Ge- 
nossenbürgerschaften dürste in Bezug auf diesen Punkt mehr 
Eifer an den Tag gelegt werden, als dies bisher der Fall war. 
Ausstellungen von Milchprodukten, Vergleich derselben und 
Prämirung deS Besten muß sehr empfohlen werden. Unter 
einer bildungsfähigen Bevölkerung, die nicht an alten verroste- 
ten Vorurtheilen klebt, kann in den angedeuteten Richtungen 
des Erfreulichen viel geschehen; man suche daher den Ge- 
sammtbildungSstand deS Volkes zu heben, dann wird der Se- 
gen des Himmels nicht ausbleiben; dann werden sich die 
Worte als wahr erkennen lassen: „Mensch, hilf dir selbst, so 
hilft auch Gott!" 
Nachdem sich Hr. Tfchudi seiner Aufgabe in gewohnter, 
gründlicher Weise entledigt hatte, erklärte Herr Direktor Schatz- 
mann den Gebrauch und die Vortheile der ausgestellten milch- 
wirthschaftlichen Geräthe. Ausgestellt waren Apparate zur 
Prüfung der Milch und ihrer Produkte, Modelle und Pläne 
verschiedene Geräthe, Präparate, Milchprodukte, Bücher und 
Schriften. 
(Schluß folgt.) 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Spinnerei Weingarten 
In Ravensburg: 
auf der letzten Wiener Weltausstellung 
durch die Fortschrittsmedaille ausgezeichnet, 
verarbeitet fortwährend gegen billigen Lohn 
Flachs, Hanf und Abwerg 
zu vortrefflichem Garne und vorzüglicher Leinwand. 
Vom 1. Oktober 1874 an bezahlt die Spinnerei 
die Eisenbahnfrachten her und hin und der Spinnlohn 
beträgt 12 Pfennige neues Reichsgeld für 1 Schneller 
von 1000 Metern Fadenlänge mit billiger Fehler- 
grenze. 
Die Weblöhne sind verschieden und richten sich nach 
Breite und Qualität der Webwaare. 
Nähere Auskunft ertheilen und besorgen 
Sendungen an obgenannte Spinnerei: 
I. Biedermann z. deutschen Rhein in Bendern. 
Ferd. Walser in Schaan. 
Andreas Nigg in Balzers. 
Heinrich Rohr er, an der Bahnhofstraße in Buchs. 
Andr. Lehnheer zum Brau in GamS. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 2. Okt. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 

fl. 
kr. 
fl 
kr. 
fl- 
kr 
Korn 
3 
40 
3 
15 
3 
05 
Roggen .... 
2 
80 
2 
60 
2 
50 
Gerste ..... 
o 
70 
2 
50 
2 
30 
Türken .... 
2 
80 
2 
50 
2 
20 
Hafer 
1 
70 
1 
60 
1 
50 
Thermometerstand nach Reanmnr in Baduz. 
Monat 
Morgens! Mittags 
7 Uhr 1 12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Sept. 30. 
+11 
+17% 
+17 
hell; Föhnst. 
Oktob. 1. 
+15 
+20 
+ 18 
halbhell, Föhnst. 
• 2. 
+11 % 
+13 
+11 
trüb, etw. Reg. 
tf 3. 
+ 8% 
+10 
+ 7 
n tt ir 
, 4. 
+ 5 
+ 12 
+11 
halb hell 
, 5 
+ 
+ 8% 
+ 6% 
trüb, Rwd. 
n 6' 
+ 2 
+ 9y 2 
+ 
hell 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
7. Oktob. Silber 103.60 
20-Frankenstücke ....... 8.80 
Druck vo Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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