Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Liechtensteinische 
Zweiter Jahrgang 
Vaduz, Freitag 
Nr. 38. 
beti 18. September 1874. 
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ewrden franco erbeten an die Redaction in Vaduz. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
24 Die Grafen von Werdenberg—SarganS. 
(Fortsetzung) 
Albrecht von Oesterreich, welcher, wie wir bereits erzählt 
haben, an die Stelle des abgesetzten Kaisers Adolf gewählt 
wurde, war mehr für die Ausbreitung seiner HauSmacht als 
für daS Wohl deS Reiches bedacbi und genoß daher im All- 
meinen wenig Liebe und Achtung. In Rhätien verlieh er 
seinen Söhnen die Herrschaft Laax ob Chur. Hugo III. von 
Werdenberg war ihm sehr anhänglich. Schon in dem Kriege 
mit Adolf war er ihm beigestanden und später befand er sich 
oft in der Nähe des Kaisers, insbesondere war er auch bei 
dessen Krönung in Achen gegenwärtig. Auch Marquard von 
Schellenberg war ein treuer Anhänger AlbrechtS. Im Uebrigen 
war der Adel dem neuen Kaiser abgeneigt, besonders weil er für 
die Aufrechterhaltung des Landfriedens sich thätig zeigte. So 
bildete sich eine Verschwörung des Adels. An derselben nah- 
men auch Thüring von Brandis, dessen Nachkommen Herren 
von Vaduz wurden, und Ulrich v. Gutenberg bei BalzerS 
Theil. Drr Kaiser war zu Baden tm Aargan, bei ihm be? 
fand sich Hugo III. von Werdenberg. Als er von Baden 
nach Brugg seiner Gemahlin entgegenritt, hatten sich die 
Verschworenen unter seine Begleitung gedrängt. Sie setzten 
mit dem Kaiser über die Reuß und als er jenseits des Flusses 
war, fielen sie über ihn her und ermordeten ihn jämmerlich 
den 1. Mai 1308. Die Gemahlin deS Kaisers stiftete an 
der Stelle veS Verbrechens das Kloster KönigSfelden und sein 
Nachfolger in der Kaiserwürde Heinrich VII. sprach über die 
Mörder daS Todesurtheil. 
Nach der kurzen aber thatkräftigen Regierung Heinrich VII. 
wählten drei Chursürsten den Herzog Friedrich von Oesterreich 
und vier derselben den Herzog Ludwig von Baiern (1314.) 
In Folge dieser Doppelwahl entstanden langwierige Kriege, 
denn keiner der Gewählten wollte auf sein vermeintliches Recht 
verzichten. Beide suchten möglichst viele Anhänger zu ge- 
Winnen. Auch in Rhätien entschied der Adel sich für den 
Prätendenten. Die Grafen von Werdenberg, Hugo III., Al 
brecht von Heiligenberg und Heinrich jvon Werdenberg der 
Domherr stellten sich auf Seite Friedrichs und seines Bruders 
Leopold von Oesterreich Ebenso Graf Rudolf von Montfort- 
Feldkirch und der Freiherr Ulrich von Sax, Besitzer der Bur- 
gen Forsteck, Hohensax, Frischenburg und Wildenburg und 
als solcher Nachbar der Grafen v. Werdenberg, Domherr Hein- 
rich von Werdenberg und Rudolf von Feldkirch schlössen sogar 
besondere Dienstverträge mit dem Herzoge Leopold. Von Hugo l. 
vou SarganS wissen wir nicht, welcher Partei er angehörte. 
Seinem friedlichen Charakter gemäß scheint er sein Leben ruhig 
im Kreise der Seinigen zugebracht zu haben. Zu Ludwig dem 
Baiern hielten besonders auch die Waldstatten oder Urkantone 
in der Schweiz und Donat v. Vaz in Graubünden. Gegen 
die Waldstätten, mit denen Oesterreich ohnehin wegen Vertrei- 
bung der Vögte im Streite lebte, zog Herzog Leopold. Bei 
Morgarten kam eS zur Schlacht 1315) Unter den Vorder 
sten m der Schlacht waren Hugo III. und Heinrich von 
Werdenberg. Der Herzog wurde geschlagen. Ueberhaupt war 
daS Kriegsglück diesmal nicht auf Oesterreichs Leite. Friedrich 
wurde in der Schlacht bei Mühldorf geschlagen und von sei- 
nem Gegner gefangen genommen. Sein Bruder Leopold that 
alleö um ihn zu befreien ohne aber seinen Zweck zu erreichen. 
Da schloß Friedrich mit Ludwig einen. Vertrag und wurde in 
Folge dessen freigelassen. Als er aber von seinen Brüdern ver- 
hindert wurde die eingegangenen Bedingungen einzuhalten, stellte 
er sich Ludwig freiwillig. Dieser gerührt durch solche Treue 
theilte nun Wohnung, Tisch und Bett mit ihm. Der nun allsei- 
tig anerkannte Kaiser Ludwig war auch mit dem damaligen 
Papste Johann XXII. in Streitigkeiten verwickelt, die für ihn 
den Bann und später für ganz Deutschland das Interdikt zur 
Folge hatten. Wir brauchen auf diesen unerquicklichen Hader 
nicht näher einzugehen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Alpwirthfchaftl iche Betrachtungen. (IV ) 
(Fortsetzung.) 
Wenn in einer vernünftigen Düngung der Haupthebel 
zur Verbesserung und Bereicherung deS AlpbodenS liegt, so 
kann die Aufgabe einer geregelten Alpwirthschaft auch noch in 
anderer Weise, nämlich durch sorgfältiges AbHüten deS Viehes 
erreicht werden. 
Durchwandern wir unser Alpen gebiet so treffen wir, be- 
sonders in den Gemeindealpen, noch vielfach auf den schnei- 
denden Gegensatz deS herrenlosen AbweidenS, d. h. eS wird 
dem Vieh überlassen, sich ganz nach Belieben die Weide auS- 
zuwählen. Als natürliche Folge dieses UebelstandeS ergibt sich, 
daß eine Menge Graö nutzlos zerstampft und für die fol- 
gende Zeit zu Grunde gerichtet wird. Um ein gleichmäßigeres 
Abweiden zu erzielen ist eS zunächst notwendig, daß daS Vieh 
heerdenweise unter eine strenge Aussicht gestellt und jeden Tag 
von dem Hirten auf ein noch unberührtes, im Großen abzu- 
schätzendes Weidegebiet getrieben werde, so daß ihm nur die 
Auswahl bleibt, zwischen dem neu angewiesenen und dem zuletzt 
abgeweideten Bezirke. Die Vortheile eines solche?! Vorgehens 
liegen auf der Hand, und lassen sich wie folgt anführen:
	        

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