So gut das Kämpfen für die Früh'ese meist der AuS-
fluß des Unv^rstanW H so gewiß ist da<5 gtMsätzliche Fest-
halten für^WteS Wimmeln auch ein Ausfluß deS Eigennutzes
der' WeinkäMr. > . -
Die Zunahme deS spezifischen Gewichtes vom Moste kön«
nen wir ldichi bestimmen, den gleichzeitigen Abgang durch Fäule,
Vögel- und Insektenfraß aber nicht. Thatsache ist eS, daß
die Menge deS Ertrages von der Zeit der bezeichneten^ Poll-
reife der Trauben abnimmt und auch die Güte des Ertrages
mit dem Aufhören der Vepitation — mit dem ersten Gelb-
tyerden der Blätter — nicht mehr zunimmt Bei der Beur-
Heilung deS Zeitpunktes der Lese muß ein Maximum sowohl
ver Meng e als auch der G ü te im Auge behalten werden.
HaS kann allerdings nur durch eine Schätzung geschehen und
wird von der Bedeutung abhängen, die man den einzelnen
Momenten beilegt
Anläßlich können wir nicht umhin, noch unser Bedauern
auszudrucken, daß Hierlands mit dem Beginnen der allgemei-
nen Weinlese nach der amtlichen Bewilligung nicht mehr ge-
zögert werden kann. Vielmehr sehen wir unS dann genöthigt,
sowohl die reifen, als auch die unreifen und späten Trauben
eiligst in Sicherheit zu bringen, weil dieselben ohne- Hut als
bald dem Menschen- und Tbieifraße zur Beute würden. Die-
fem empfindlichen Uebelstande vorbeugend wird in vielen Wein-
gegenden nach Umständen zur Abhaltung der Weinlese eine
Frist von etwa 14 Tagen festgestellt, während welcher Zeit der
freie Zutritt in die Weinberge auf die berechtigten Wimmler
beschränkt wird; die Traubenwache bleibt und wirv nach Be-
darf verstärk, bis die Lesezeit herum ist. Ueberhaupt soll
eine strenge Überwachung der reifenden Trauben nie fehlen.
ES wird danu'l die Möglichkeit geboten, die Weinlese bei un-
gleicher Reife unter zwei Malen zu halten, was zur Erzielung
einer bessere!, Qualität oft von großem Werthe ist. R.
Vaterländisches.
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte.
23 Die Grafen von Werdenberg—SarganS.
(Fortsetzung)
Graf Hartmann I. von SarganS, Bruder Hugo II. von
Werdenberg, starb schon vor 1271. Von seinen Thaten find
wenige Nachrichten auf unS gekommen. Er hinterließ drei
Söhne, nämlich Hugo, Rudolf und Hartmann. Rudolf wurde
Johanniter in Feldkirch, wurde Comthur daselbst, trat aber
später auS dem Orden aus und kaufte die Herrschaften Albeck
und Langenau in Schwaben. Hartmann wurde Domherr von
Bamberg, betheiligte sich aber trotz seines geistlichen Standes
an den Fehden seiner Verwandten und beschädigte sogar das
Kloster St. Johann im Thurthal. Hugo I. erbte SarganS und
Vaduz. Er hatte einen ziemlich friedlichen Charakter u. scheint
sich an den Fehden, die zu diesen Zeiten unsere Gegend beun-
ruhigten, nicht viel betheiligt zu haben. Hugo vermählte sich
mit Anna, der einzigen Tochter Heinrichs von Wildenberg,
SchirmvogtS von PfüfferS. Letzterer wohnte auf Freudenberg
bei Ragatz und befaß zugleich die Burg Wartau und viele
Höfe und Güter. Dieses ganze Besitzthum erbte nun Hugo l.
Auf den Bischof Conrad IJI. von Chur folgte Friedrich
von Montfort — Feldkirch. Wie überhaupt die Feldkircher
Linie deS MontfortergefchlechteS, war Bischof Friedrich dem
Kaiser abgeneigt. Auch sein Bruder der Abt Wilhelm von
St. Gallen lebte mit Letzterm in beständigem Zwiste und führte
sogar Krieg mit demselben. Bischof Friedrich wollte seinem
Bruder Hilfe leisten und zugleich sich rächen, weil der Kaiser
den ihm feindlichen Walter von Vatz zum Schirm- und Reichs-
vogt in Ehur ernannt' hatte. Deßhalb siel Friedrich in die
Grafschaft Vadu! ein, denn die Grafen von Werdenberg und
SarganS kämpften für den Kaiser. Den Bischof begleiteten
Heinrich v. Grißenberg und Eberhard von ASpermont und
Hugo III. von Werdenberg und die beiden Herrn von Schel
sen beM lagen mit ihrem Kriegsvolke in der Äu bei Balzers
im Hinterhalte MrHlen die Htttztmacht Friedrichs, erschlugen
den v ASpermont ah deS Bischofs Äeite, nahmen diesen so-
wie Heinrich von Großenberg gefangen und führten sie auf
die Burg Werdenberg. (1288} Da wurden sie in beständiger
Haft gehalten. An aller Hilfe verzweifelnd machte Bischof
Friedrich nach zwei Jahren den Versuch sich durch zusammen-
gebundene Leintücher vom Thurme herabzulassen und zu be-
freien. Diese vermochten daS Gewicht seines Körpers nicht
zu halten und rießen entzwei, als noch eine lange Strecke zu-
' rückgelegt werden sollte. An diesem Falle verschied der Bi
schof d. 3 Juni 1290 Sein Grab fand er in der Käthe-
drale zu Chur. Heinrich von Grießenberg wurde ein Hahr
darauf gegen ein großes Lösegeld aus der Gefangenschaft be-
freit. Abt Wilhelm von St Gallen konnte der kaiserlichen
Macht nicht Stand halten. Gr mußte sich flüchten. Zuerst
begad er sich nach Sigmaringen, dann zu seinem Bruder Ul
rich nach Bregenz und auch hier nicht sicher, zu seinem dritten
Bruder Heinrich, Domprobst von Cbur. Dieser räumte ihm
die Burg ASpermont zum Aufenthalte ein. Als Kaiser Ru-
; dolf 1291 starb, verzieß Abt Wilhelm schnell ASpermont und
: machte seine Rechte aufS neue geltend. Er fand nun zahl-
reichen Anhang, besonders von Seite seiner Verwandten. Seine
j Gegner waren die Herzoge Albrecht und Rudolf von Oester-
reich, denen die Grafen von Werdettberg und SarganS wieder
Hilfe leisteten. ES entspannen sich nun wieder heftige Kämpfe,
verbunden mit Verwüstungen ganzer Gegenden (z. B. Appen
zell). Wilhelm gelangte wieder in ruhigen Besitz seiner Ab-
tei. Als aber Adolf von Nassau, welcher zum Kaiser gewählt
- worden war, deS Reiches entsetzt und Albrecht I von Oester-
reich an dessen Stelle gewählt wurde, focht Abt Wilhelm für
den bisherigen Regenten, mußte sich aber dem Sieger Albrecht
ergeben. Er söhnte sich jedoch mit diesem aus und starb bald
darauf in seinem Kloster d. 13 Oktober 1301.
Baduz, den 8. September. (Viehpreise.) Ueber den
am 2. September in Schweinfurt abgehaltenen Rindvieh- und
Schweinemarkt entnehmen wir einem Berichte d. H. B. d. A.
A. Ztg. folgende Daten:
Der Rindviehmarkt war heute bedeutend überführt;
der Zutrieb belief sich auf 2800 Stück. Zur Ausfuhr nach
Norddeutschland wurde zwar eine große Anzahl schwerer Zug-
ochsen, für die Elberfelder Gegend viel Jungvieh aufgekauft;
daS Geschäft blieb aber gedrückt, die Preise erlitten einen we-
-sentlichen Rückschlag und viele Waare blieb unverkauft. Der
Verlauf deS heutigen Marktes hat sicher einen weiteren Ab-
schlag der Fleischpreise zur Folge. Es kosteten schwere Zug
ochsen 46—52, II. Qualität 40—45, sogenanntes Mittelvieh
33—40, schöne 2—3jährige Stiere 26—30, Jungvieh i—\%
8—12 Napoleon d'orS das Paar. Jungvieh kostete im vo-
rigen Jahre fast baS Doppelte. Für Landwirthe, welche Jung-
vieh zur Aufzucht brauchen, ist wohl jetzt der günstigste Zeit-
Punkt zum Einkaufe; die Märkte sind mit schönem Jungvieh
übertrieben, und für viele Stücke ist eS schade, daß sie dem
Schlächter anHeim fallen. - Schweinemarkt mit 1400
Stück befahren. Schweine zur Aufzucht billiger, fette Schweine
'gesuchter. Saugschweine 4—8 fl., Läufer 10—18 fl. daS
Paar, fette Schweine erster Qualität 31—32 fl. per 50 Kilo.
Politische Rundschau.
Deutschland. In den meisten Städten Deutschlands wurde
der 2. September aufs glänzendste gefeiert. In Berlin begann
die Sedanfeier Vormittags 10 Uhr mit einer Parade des Gar-
dekorpS auf dem Tempelhofer Felde, woran sämmtliche Garde-
! Infanterie, Kadettenkorps, acht Garde-Kavallerie-Regimenter,
zwei Garde-Artillerie-Regimenter mit gegen 100 Geschützen,
unter dem Kommando deS Prinzen August von Württemberg,