weil nunmehr eine reiche Kartoffelernte in Aussicht ist und
außerdem auch daS späte Grünfutter sich noch etwaS erholen
wird. BiS jetzt scheint man kranke Kartoffeln noch nirgends
beobachtet zu haben. Die heiße, trockene Witterung ist für die
Entwicklung deS Pilzes/ welcher daS Wesen der Kartoffetkrank-
heit ausmacht, nicht günstig, und eS steht zu hoffen, daß wir
davon verschont bleiben.
Württemberg. Württemberg weicht in der Produktion
von Brodsrüchten von den übrigen Landern Europas ab, denn
während in denselben der Weizen und Roggen als Hauptfrucht
gebaut wird, spielen diese beiden Produkte in unserem Lande
eine untergeordnete Nolle und werden durch Dinkel (Spelz)
ersetzt. Angebaut waren i Mit Dinkel etwa 641,000 Morgen
~ Feld, welche 6,057,800 Centner oder 15 % über eine Mittel
ernte ; mit Weizen etwa 47,000 Morgen, welche 517,000 Ctr.
oder 20 % über eine Mittelernte; mit Roggen etwa 130,000
Morgen, welche 1,235,000 Centner; mit Gerste etwa 309.000
Morgen, welche 3,625,000 Centner lieferten; hiervon ab für
Brauzwecke 1,500,000 Centner, bleiben als Brodfrucht 1,125,300
Centner oder 10 % über eine Mittelernte ; mit gemischterFmcht
etwa 103,000 Morgen mit 1,133,000 Centner Ertrag oder
Mittelernte, also Gesammtertrag in glatter Brodfrücht 10,06^,100
Centner, also 10 % über eine Mtttelernte Der Verbrauch
unseres Landes kann in Rücksicht auf die bevorstehende gute
Kartoffelernte und den ziemlich reichen Obstertrag angenommen
werden zu höchstens 9,000,000 Centner. ES würden somit
als Ueberschuß verbleiben 1,068,100 Centner, während wir
im vorigen Jahre eine Unzulänglichkeit von 2^ Millionen
Centner hatten. Waö schließlich die noch nicht eingeheimsten
Produkte, wie Hafer, Hülsenfrüchte zc. betrifft, so haben wir
auch hierin eine gute Mittelernte in Aussicht und ebenso schei
nen sämmtliche Knollengewächse einen schönen Ertrag liefern
zu wollen.
Schleswig-Holstein: Weizen giebt qualitativ und
quantitativ eine sehr reiche Ernte, ebenso Roggen, der auf fet
tem Boden besonders schön ausfällt. Auch Gerste und selbst
Hafer verspreche» befriedigenden Ertrag. Oelsaaten haben vor-
züglich schönes und reiches Ernte-Ergebniß geliefert. Auch
Futterkräuter haben sich durch den jüngsten Regen merklich
trholt.
Sachsen: Weizen und Roggen liefern eine gute Ernte,
so daß man, die außerordentlich schöne Qualität dazugerechnet,
sagen kann 100 %. In Gerstenanbau wird das Ergebniß
wyhl eine Mittelernte streifen Von Hafer wird der Stroh-
ertrag mangelhaft sein, jedoch verspricht die Schüttung noch 3
Viertel einer Mittelernte. Kartoffel lassen zu wünschen übrig.
Sachsen wird in diesem Jahre den Import eineS normalen
Jahres nicht überschreiten.
Schweiz. WaS die heurige Ernte anbelangt, so ist die--
selbe nach übereinstimmenden Urtheilen auS den verschiedenen
Cantonen als eine gute Mittelernte zu bezeichnen, sowohl in
Hinsicht auf die Quantität als auf die Qualität. Die Kar-
toffelernte verspricht ebenfalls ein befriedigendes Ergebniß. Der
Ertrag einer Mittelerpte in der Schweiz Dürfte auf 1,5—2
Millionen Doppelcentner Getreide aller Arten veranschlagt
werden: danach würde dem Import die Beschaffung von wei-
teren 2,5—3 Millionen Doppelcentner zufallen. Das öfter-
reichifch-ungarische Produkt erfreut sich noch immer einer beson-
deren Beliebtheit, namentlich in der Ostschweiz; aber eS ist
nicht zu verkennen, daß' daS frühere Prestige deS UngarweizenS
gebrochen und der Schweizer Müller mit einer Menge ihm
früber fremder Sorten aus allen Welttheilen bekannt undver-
traut geworden ist.
England. Es ist selbst jetzt noch schwer ein bestimm-
teS Urtheil zu fassen, aber in den meisten.Gegenden wird so-
wohl die Quantität als die Qualität eine sehr gute sein, und
wenn nicht noch etwa in diesem Monat wesentlicher Schaden
durch Regenwetter verursacht werden sollte, so darf daS Er
gebniß der Ernte wohl als merklich über eine Durchschnitts-
ernte geschätzt werden. Gerste verspricht in vielen Gegenden
ein sehr ergiebiges Resultat, aber wenn man die Berichte auS
dem ganzen Land in Betracht zieht, so ist in mehr als einer
Hälfte dieser Berichte der Ertrag von allem Sommergetreide,
namentlich von Gerste, Hafer, Bohnen und Erbsen, unter dem-
jenigen eines DurchschnittSjabreS angegeben. Hafer giebt daS
schlechteste Resultat von allen diesen Artikeln. Bohnen und
Erbsen kommen zunächst und Gerste ist am wenigsten knapp.
Holland. Weisen stellt sich durchaus gut dar und ver-
spricht ein guteS Erträgniß, obwohl das Stroh klein geblieben
ist. Korn hat durch den Reif gelitten und das Erträgniß
wird unter dem Durchschnitt bleiben. Auch Gerste zeugt
von dem Einflüsse deS FrühjahrSfrosteS und wird nur ein
Mittelerträgniß gebeu. Hafer steht vorzüglich und läßt nichts
zu wünschen übrig. In RepS ist die Ernte, ausgenommen in
den Provinzen Grönningen und FrieSland, vollendet DaS
Erträgniß ist befriedigend. Leinsamen leidet an den Folgen der
ununterbrochenen Trockenheit und befriedigt nur in den starken
Feldern.
Rußland. Einen nur annähernd genauen Bericht der
Ernte von Rußland zu geben ist bei der kolossalen Ausdeh
nung dieses Reiches nicht möglich, und muß man sich daher
nur darauf beschränken eine Ueberstcht der Ernte von denjeni-
gen Gouvernements zu geben die im letzten Jahre von den deut
schen und österreichischen Kaufleuten besucht wurden. Im all-
gemeinen ist die Ansicht vorherrschend, daß die diesjährige
russische Ernte, sowohl in qualitiver als auch in quantitativer
Beziehung eine gute, ja durchschnittlich eine bessere sei als die
vorjährige. Wenn auch aus manchen Gouvernements Süd-
rußlandS Klagen über Mißernte eintreffen, so findet dieser
Umstand seinen Ausgleich in den äußerst günstigen Resul-
taten in Mittelrußland, in der Gegend deS Azow'schen Gou
vernements, in. der Szamara (wo bekanntlich' im verflösse-
nen Jahre gar keine Ertne war). In Mittelrußländ ist Roggen
der Hauptartikel; man kann annehmen daß man in diesen
Landstrichen mit einem großen Theile der vorjährigen Ernte in
die neue Saison übergeht. Zu beklagen ist die totale Mißernte
von Buchweizeu, welcher einer der bedeutendsten Faktoren der
Approvisionirung Rußlands ist und der im heurigen Jahre
durch andere Surrogate erfetzt werden muß.
Frankreich. Die Kornernte war sehr gut w 45, gut
in 36, ziemlich gut in 4 Departements und mittelmäßig in
einem einzigen Departement; gut ist sie auch in Algier zu
nennen. Der Hafer läßt zu wünschen und die Ernte scheint
sich nicht über ein mittleres Erträgniß erheben zu wollen. Sie
ist sehr gut in 3, gut in 13, ziemlich gut in 15, erträglich,
in 17, mittelmäßig in 31 und schlecht in 3 Departements.
Mit' dem Roggen steht es ungefähr wie mit dem Hafer, mit
Gerste etwas besser und die Maisernte kündigt sich im allge-
meinen als eine gute an.
Ueber die Ergebnisse abgehaltener Rindvieh- und Schweine-
Märkte entnehmen wir der „H. B. D A. A Ztg" folgende
aus Schweinfurt vom 19. August datirte Notiz:
Auf allen Märkten heute starke Zufuhr und weichende
Preise. Rindviehmarkt war mit 3200 Stück bestellt. Für
Norddeutschland wurden auch heute wieder sehr erhebliche Auf-
käufe gemacht, Markt war aber überführt und Preise daher
auch für bessere Waare gedrückt. Schwere Zugochsen kosteten
48—54, zweiter Qualität 42s- 46, mittleres Gangvieh 36—
40, geringere Waare 30—34, 2—3jährige Stiere 24—32
Napoleon d'orS das Paar. Geringe Waare blieb ganz ver-
nachläßigt, für Mastvieh waren viele Käufer am Platz, aber
selbst gute Waare- war besser zu kaufen. Mastochsenfleisch 19
kr., Rind- und Kuhfleisch 15—16 kr., Kalbfleisch 13 kr. per
Pfund. Nächster Markt am S. September. — Schweine-