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t. den Grund und Boden der Alpen zu erhalten
s. durch alljährliches Räumen und Säubern von Verwit«
terungSprodukten und Lawinengeschieben,
b. durch Vertilgung unnützer, schädlicher und giftiger Sträu-
cher und Kräuter,
c. durch Verbauung der entstehenden Gräben und Runsen
und Aufforstung nicht beweidbarer Bezirke
2. den Grund und Boden der Alpen zu pflegen
und z u verbefsern.
». durch Düngung als Wiederersatz für die weggenommene
Ernte,
b. durch stnfenmäßigeS und abgegrenztes Abweiden,
c. durch Entwässerung sumpfiger Stellen, die in gute Wei
den umgewandelt werden können,
6. durch Errichtung zweckmäSiger Stallungen.
3. der Verwaltung und Beaufsichtigung
der Alpen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Nützlichkeit und Nothwendigkeit der oben angedeuteten
Grundsätze bedürfte zwar einsichtigen Landwirthen gegenüber
keiner näheren Beweisführung, doch giebt es eben neben den Letz,
teren noch Viele, welche allen Neuerungen jeder Gattung einen un-
begreiflichen Widerstand setzen, nicht weil sie dieselben als gut
oder schlecht unterscheiden, sondern weil sie als neue Einrich-
tungen alte anerzogene Gebräuche und Ansichten stürzen.
- Wie alle GebirgSarten so ist auch unser Kalkgebirge und
zwar in einem hohen Grade einem steten, wenn auch lang
samen ZerfallSprozeß unterworfen, welcher darin besteht, daß
vom sogenannten Mutterfelsen Stein um Stein sich ablöst, um
in sogenannten Schutt- oder Steinhalven bei seinen Vor
gängern liegen zu bleiben. Verschiedene dazwischen tretende
Einflüsse, als: Lawinen, Hagel, heftige Regengüsse können
natürlicherweise diesen Prozeß bedeutend beschleunigen und das
im Laufe der Zeiten angesammelte Material der Zerfallpro-
dukte auf eine größere Over kleinere Strecke in Bewegung
setzen. Die natürliche Folge derartiger Vorgänge ist, daß mehr
oder weniger große Bezirke, welche bisher noch als Weide be-
nutzt werden konnten, überschüttet oder doch theilweife abge-
lagert werden.
Diesem oben erwähnten Verwitterungsprozeß der Gebirge
Einhalt zu thun liegt nicht in der Hand des Menschen, aber
die aus denselben sich ergebenden Gefahren Schranken zu sehne
oder dieselben doch theilweise zu vermindern liegt, wie schon
vielfache Erfahrungen bestätigen, sehr wohl im Bereiche mensch-
licher Kraft und Thätigkeit Das Sammeln und Räumen von
Verwitterungsprodukten, die sich auf nutzbaren Alpenflächen
angesammelt haben, um sie entweder auf Haufen zu werfen
oder zu Schutzmauern gegen die drohenden Steinhalden zu be-
nützen, sind Arbeiten, die verrichtet werden können und
welche in einem mäßigen Umfange alljährlich wiederholt nicht
empfindlich bemühen, aber sehr bald ihre Nützlichkeit vor Augen
führen werden.
Vaduz, den 13. August Die gewaltigen Regengüsse in
der Nacht vom 14. auf den 15. August haben den Rhein hö-
her und gefahrdrohender angeschwellt als am 31. Juli. Um
5 Uhr Morgens berichtete der Telegraph einen Hochwasserstand
in Reichenau von 21 % Fuß mit dem drohenden Zusatz, daß
der Wasserstand wachse. Um 6 Uhr erstieg derselbe 22 Fuß,
indessen wurde glücklicherweise schon ein baldiges Sinken in
Aussicht gestellt, und um 7 Uhr beruhigte ein Telegramm durch
die Meldung: „Wasserstand fängt an zu sinken." — Zur On-
entirung fügen wir bei, daß das Hochwasser von 1871 in
Reichenau auf 25% Fuß und dasjenigevon 1368 auf 28^
Fuß stieg. — Eine regelmäßige Berichtgabe an alle Telegra-
phenbureaux im Rheinthal erfolgt jeweilig, sobald der Reiche-
nauer Pegel 21 Fuß zeigt und dann alle zwei Stunden und
so lange bis daS Wasser wieder fällt.
In Vaduz zeigte der Pegel an der Rheinbrücke 11 % Fuß,
somit 1% Fuß mehr alS beim Wasserstand des 3 l. Juli. Die
Zerstörungen welche daS letzte Hochwasser an Rheinbauten ver-
ursacht hat, sollen an verschiedenen Stellen der Vaduzer-,
Schaaner- und Gampriner Mittelhochbauten nicht unbedeutend
sein.
Nähere Details sind uns nicht zugegangen.
Politische Rundschau.
Oestereich. Ueber den Ausfall der Ernte in Oesterreich
schreibt daS „Neue Fremdenblatt": ,
Der größere, für daS finanzielle Wohl der Bevölkerung
meist entscheidende Theil der Ernte ist eingebeimst; der Rest
reift der Senfe entgegen Die dauernde Gunst de6 Wetterö
erleichtert den Ausdrusch und die Zufuhr zu den Bahnen und
Schiffen; der Mangel an Arbeitskräften macht sich nicht so
arg wie in früheren Jahren fühlbar; wir dürfen mit Zuver-
.ficht erwarten, daß kein unerwartetes Ereigniß mehr den Er-
trag der Fechfung schmälere. Dieser Ertrag reicht nicht ganz
an denjenigen des JahreS 1867 heran, nicht wie damals steht
dem Ueberflusse unserer Monarchie der Mangel in allen Eon-
sumtionöländern entgegen: in Rußland und Nordamerika sind
uns mächtige Konkurrenten erwachsen und der mehrwöchent-
Borsprung, den uns daS frühere Reifen des Getreides und
die größere Schnelligkeit des Eisenbahntranspottes gegenüber
dem Schiffsverkehr gewährt, fällt angesichts der gefüllten Ma-
gazine Weft-EuropaS weniger inS Gewicht. Trotz alledem ist
der Gewinn, welchen die Gunst deS Himmels und die Arbeit
deö LandmanneS der Monarchie bescheert, reich genug, um
wenigstens theilweise die von der Börsenkatastrophe geschlage-
nen Wunden zu heilen.
Frankreich. Der auf die Insel Samte Marguerite ver
bannte französische Exmarschall Bazaine ist entwichen.
Der „Soir" schreibt über die Vorgänge bei der Flucht
Bazaines: „Frau Bazaine war seit Kurzem von ihrer Reife
nach Paris zu ihrem Mann zurückgekehrt, sie wohnte mit ihren
Kindern auf der Insel Sainte Marguerite. Mit Rücksicht auf
seine Gesundheit und auf sein Wort, nicht zu entweichen, war
dem Gefangenen die Strenge seiner Haft leicht gemildert worden.
Die Überwachung deS ExmarschallS war bei Tag 4 Wächtern
der Gefängnißverwaitung anvertraut; Nachtö übernahm ein
Piquet Soldaten den Dienst und die Wache über das HauS
und die verschiedenen Punkte der St. Margarethen-Jnsel Am
Sonntag hatte der Exmarschall einen Theil des Abends auf
der Terrasse seines Hauses zugebracht in Gesellschaft seines Ad-
jutanten, des Obersten Villette, der, wie man weiß, seinem
Freunde und ehemaligen Chef in seine Haft gefolgt war. Erst
gegen 9 Uhr kehrten beive in daS HauS zurück; hierauf sah
man sie nicht mehr. Nach persönlichen Erkundigungeu, die
wir für genau zu halten allen Grund haben, war die Ent-
weichung also vor sich gegangen: Man weiß nun, daß Ma-
dame Bazaine am Sonntag nach Tische, daS heißt gegen 7V 2
Uhr, weggegangen ist, um sich eine Barke zu miethen, um,
wie sie sagte, ans der See mit einem ihrer Verwandten eine
Spazierfahrt zu machen. Ein Fischer von Ja Croisette, dem
der Insel Sainte Marguerite nächsten Küstenpunkte, erkannte
die Frau Bazaine uud zögerte nicht, ihr einen Kahn zu leihen,
ohne den Gebrauch zu vermuthen, den sie von demselben
machen sollte. Ein noch ziemlich junger Mann begleitete die
Frau deS Gefangenen, und alle beide nahmen sofort in dem
Fahrzeuge Platz, daS sich alsbald rasch in der Richtung deö