Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Aweiter Jahrgang. 
Baduz, Freitag 
M 4, 
den 23. Jänner 1874. 

Die liechtensteinische Wochenzeitung erscheint jeden Freitag. Sie kostet für daS Inland ganzjährig 2 fl., halbjährig l fl. fammt 
Postverfendung und Zustellung in's Haus. Mit Postversendung für ^estemich ganzjährig 2 fl. 50 kr., halbjährig l fl. 25 kr.; für daS 
übrige Ausland ganzjährig 2 fl., halbjährig 1 fl. 10 kr. ohne PostverfOdung. — Man abonnirt für das Zn- und Ausland bei det 
Redaktion in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — Einrückuttßsgebühr für die ^gespaltene Zeile 5 kr. — Briefe und Gelder 
werden franco erbeten an die Redaction in Vaduz. 
j;.y. 
hH na'chMsey., • nicht aber die stattgefundene Ansteckung vor 
" Her Seuche konstatiren kann. 
Vaterländisches. 
Vaduz , 20. Januar. Es dürste für die Leser unseres 
Blattes, insbesondere für die Landwirthe, interessant sein, Eini 
ges über de« jetzigen Stand des BiebverkehreS und der Vieh- 
seuchech in unfern benachbarten Staaten zu erfahren. 
In der Schweiz ist nach dem neuesten amtl. Bulletin vom 
31.Dezember im Viehverkehr eine wesentliche Aenderung eingetre 
ten. Wir lesen in dem amtlichen Berichte: „Während vor 
wenigen Jahren daS beste Mastvieh M Ostschweiz, besonders 
Ochsen und Kälber, an die Schlachtlokale von Lausanne, 
Neuenburg und Geich, zum Theil auch an die großen Städte 
Frankreichs abgeliefert wurde, gelangen jetzt fette Ochsen aus 
der CharolaiS, der Auvergne, von den Ufern der Garonne, 
HMe WS HW^Ubardek , aus TÄRna und der Romagna" 
nach Genf und von da in die Städte im Norden und Osten 
der Schweiz. Kälber werden in großer Zahl aus der Auvergne 
nach Genf geführt. Fette Schweine gelangen aus dem Osten 
und Süden Frankreichs, auch von Paris nach der Schweiz, 
ebenso aus Italien, selbst direkte von Neapel her. Diese Ein- 
fuhr von Schlachtvieh aus dem Westen und Süden ist mit 
der Gefahr verbunden, daß uns die Maul- und Klauenseuche 
mutier und immer wieder zugeschleppt wird; denn weder in 
Italien noch in Frankreich werden diejenigen Vorkehrungen ge- 
troffen, welche eine Verschleppung dieser Epizootie zu verhin- 
dern vermögen. Je im Vorwinter gelangen Heerden von Fa 
selschweinen (petits porvs) aus Frankreich nach den Kantonen 
Neuenburg und Waadt, mit welchen nicht selten die Maul- 
und Klauenseuche von Dorf zu Dorf verbreitet wird. Im 
Frühjahr sind eS die italienischen Schafheerden, welche beim 
Eintritt in Graubünden, Tessin und Wallis die Gefahr der 
Einschleppung derselben Seuche mit sich bringen. Aus dem 
Tirol besteht eine beträchtliche Einfuhr von Rindvieh, aus den 
benachbarten süddeutschen Staaten beziehen wir Rindvieh, Schafe 
und Schweine. Auch von da wird uns, namentlich durch 
Schmalvieh, die Maul- und Klauenseuche, nicht selten zugebracht. 
Um stetS neue Invasionen zu verhüten, wurden die Ein- 
gangSstationen beschränkt. Die Einfuhr ist nur für solches 
Vieh gestattet, für welches durch amtliche Zeugnisse nachgewie- 
sen wird, daß eS auS seuchenfreien Gegenden kommt; dasselbe 
wird überdies an der Grenze einer fachkundigen Untersuchung 
unterstellt, und erst wenn auch diese die Thiere vollständig un- 
verdächtig findet, wird für dieselben ein Passierschein ausgestellt. 
Diese Mittel erweisen sich alS unzureichend, weil nach viel- 
fachen Erfahrungen die aus dem Ausland beigebrachten amt- 
lichen Zeugnisse sehr häufig keine Glaubwürdigkeit verdienen 
und die Untersuchung der Thiere wobl eine vorhandene Krank- 
tett Orten in Niederöster» 
mderS in Steiermark an 
[uch im Kronlande Kröm 
er ungarischen Krone ist 
^n Stande der Rinderpest ' 
Ivtt m 72 
In WWMtigung diessr Verhältnisse wurde voriges Jahr, 
übep die ai^Mrten Maßregeln hinaus, die Einfuhr von Scha- 
fen.und SchÄetnen noch an eine aHWgige Quarantaine auf 
der.Grenze gebunden." . ^ c' 
Wie au§ den amtlichen BerichD Ms Wien über den ge 
genwärtigen Stand der Rt^erpe^'MHefterreich.Ungarn her- 
vorgeht, ist dje Seuche in MerWtM^ nun fast gänzlich un- 
terdrückt; dagegen ist sie in verschi/ 
reich neu ausgebrochen und hat 
Ausdehnung bedeutend gewonnen. 
ist sie aufgetreten. In den Ländei 
eine wesentliche Aenderung im dm 
n idjft ; eMMrettn; die Seuche hel 
8 verschiedener Comitate. 
Ruggell (Eingesendet.) Ruggell muß doch keineswegs 
die geringste unter Liechtensteins freundlichen Ortschaften fein; 
giebt eS ja hier zwei Gastwirthe, deren der eine, mit 24 fl. Wein 
steuer besteuert, den vierten Rang unter den 42 Gastgebern des 
Landes einnimmt. Im Ganzen jedoch sind sämmtliche Wirthe hier 
zulande im Verhälmiß zu ihren derzeit schaffenden Verkehrs- 
kapitalien sehr stark besteuert, und wenn nicht ausgezeichnete 
Vorliebe zu ihrem Geschäfte die Herren Wirthe beseelen würde, 
so würden sie sicher in diesen Zeiten, wo sie oft Tage, ja ' 
vielleicht Wochen lang des Dürstenden harren, die Wirtschaft 
an den Nagel hängen. Gott segne das Komite! 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Von den 383 RnchStagöwahlen ist bis jetzt 
daS Ergebniß von 360 offiziell bekannt Davon kommen nach - 
annähernder Schätzung auf die nationalliberale Partei 130, 
auf daS Centrum 83, die Fortschrittspartei 35, die deutsche 
Neichspartei 30, die Konservativen 17, die liberale Reichspar- 
tei 8, die Polen II,Die Sociakdemokraten 6, die Württemberg 
gische Volkspartei 1, die Dänen 1, die hannoverischen Parti- 
cularisten 2 Engere Wahlen sind in 36 Wahlbezirken erfor 
derlich. Von den MintKern sind bisher gewählt Dr Falk und 
Dr. Achenbach, von den Parteiführern v. Denzin (konservativ), 
Lasker, Forckenbeck, Simson, Frhr. v. Stauffenberg, Bamberger, 
Bennigsen, Gneist, Marquardjen, ferner der Altkatholikenfuhrer 
Schulte und Miquel von der nationalliberalen Partei; Kirch- 
mann, Ziegler, Schultze-Delitzfch, Löwe-Kalbe von der Fort- 
, schrittspartei; Windthorst, beide Reichensperger, Mallinckrodt, 
Jörg. Westermayer von der Zentrumspartei, Graf Bethusy-Huc 
und Kardorff von der deutschen Reichspartei. Bei den engeren . 
Wahlen konkurriren 24 Nationalliberale, 17 Konservative, 11
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.