Diese Brücke ist die kostspieligste in den Vereinigten Staaten
und ihr Bau nahm 5 Jahre in Anspruch.
Volkswirthschastliches.
Der Weinstock und der Wem. (X.)
Der Schnitt des Weinstocks und seine Erziehung.
(Frei bearbeitet mit Verwerthung von Studien aus Mohr'S
und BaboS Schriften.)
Wie lehrreich für jeden - denkenden Weinbergarbeeter sind
die eben angeführten Grundzüge über die Funktionen des Laub
werkes und die gegenseitige Unterstützung von Blatt und Wur-
zel. Wir haben nun gelernt wie wichtig eS ist, um kräftige
und tragfähige Stöcke zu erziehen, daß man an denselben die
richtige Menge Laub stehen lasse, weil das WachSthum des
Hölzes und der Wurzel wesentlich davon abhängt. So wie die
Güte der Trauben vom Laube abhängig ist, so ist dies auch
von dem Umfange und der Thätigkeit der Wurzel der Fall
Ein noch schwach bewurzelter junger Stock kann nur wenige
Früchte mit Saft versehen, wenn sein Blätterwerk noch so reich-
lich wäre. Aber mit Zunahme der Wurzeln können von Jahr
zu Jahr mehr Früchte zur Reife gedeihen. ES können sogar
an einem großen alten Weinstocke mehr alS tausend Trauben,
eben so reif und süß werden, wenn die drei Faktoren Wur-
zel, Laub und Früchte im richtigen Verhältnisse stehen,
alS im mittleren Durchschnitte in unseren Weinberganlagen
daS Wurzelwerk und der Raum für den Stock und fein Blatt-
werk so beschränkt find, daß wir uns gerne mit 8—20 Trau
ben begnügen. Damit aber dennoch bei einem solchen mittleren
Stocke die kleine Zahl Früchte an der Sonne und am Lichte
gut ausreifen können, soll ihnen der nöthige Raum in regel-
maßigem gleich ausgeheiltem Abstände angewiesen werden —
dadurch entsteht der Reihen sah. Im engen Reihensatze kann
man nicht so kräftige und große Stöcke ziehen, wie im weiten,
Hbschon eS möglich ist im weiten Reihensatze mit einer kleinen
Anzahl Stöcke ein eben so großes Quantum Trauben zu er,
zeugen. Viele wollen unklugerweise dem Stocke den Zutritt
von Luft und Licht dadurch verschaffen, daß sie das Blattwerk
möglichst stark beseitigen und bedenken dabei nicht, daß sie zu.
gleich auch dem nöthigen WachSthum der Wurzel zu enge
Schranken setzen.
Die Nährstoffe werden von der Wurzel aufgenommen und
der Pflanze zugeführt; sie werden im Blatte verarbeitet, wo
der Sauerstoff ausgeschieden wird und wo die unorganische
Kohlensäure in die organische Verbindung übergeführt wir.d; ste
werden dann in die Beere niedergelegt und gesammelt. Daö
eigentliche WachSthum deS WeineS ist also auf die im Son-
nenlichte prangende Blattfläche angewiesen, während die Traube
an dem natürlich wachsenden Stocke gegen das Sonnenlicht
geschützt ist.
Mohr sagt am Schlüsse seiner Abhandlung über den Schnitt
der Reben:
„ES genügt, wenn die Sonne das Blatt bescheint, so daß
die Traube zum Theile beschattet wird; ja, dieS Verhältniß ist
allein das natürliche und richtige. ES ist sehr fehlerhaft, wenn
man daö an einer Traube fitzende Blatt wegbricht um dem
Sonnenstrahle den Weg zur Traube zu bahnen.
Der Zucker entsteht nicht in der Beere der Traube, weil
daraus kein Sauerstoff ausgeschieden werden kann; die Beere
sammelt nur den Zucker oder sie bereitet ihn aus einer schon
von dem Blatte gebildeten organischen Substanz. Dagegen
wird an heißen Sommertagen die Beere von dem unmittelba-
ren Sonnenstrahle geradezu verletzt." (Sonnenstich.)
Wir sind von dem Schnitte deS besseren Verständnisses
wegen zur weiteren Entwicklung des Stockes gekommen und
Haben die Bedeutung der durch den Schnitt reduzirten Zweig-
una Blattentfaltung kennen gelernt. Ferner haben wir gesehen,
daß die Entwicklung deS WeinstockeS überhaupt zwischen sehr
großen Grenzen liegt. Der Rebstock auf einem beschränkten
Raum, mit wenig Wurzeln und wenig Laub, kann auch nur
eine bescheidene Anzahl guter Trauben bringen. In steilen
Gebirgslagen, wo eS oft an Dammerde fehlt und dieselbe auf
dem Rücken hingetragen werden muß, kann der Stock keine
große Entwicklung erhalten.. Die Reben sind dünn, wie ein
Bleistift, der Stamm von der Dicke eines Fingers, die Zahl
der Trauben klein, aber um so vortrefflicher ist ihr Saft, wenn
das richtige Verhältniß zwischen Laub und Früchten stattfindet.
Diese Reben erhalten einen kurzen Schnitt, denn die benach-
barten Stöcke und die Seichtheit der Erdschichte hindert die
Ausdehnung der Wurzel und die Pflanze ist für ihre ganze
Lebenszeit zu einer kümmerlichen Existenz verurtheilt, wie eS
die Umstände bestimmten
Welchen Kontrast sehen wir an einer hoch und breit ge
zogenen Spalierrebe im fetten Gartenboden, gegenüber einem
gewöhnlichen Stocke, welcher (bei stark treibenden Sorten) in
einem Sommer Ruthen von 20' Länge mit 60—80 Knoten
treiben und mit 5 Jahren schon über 1000 Trauben tragen
kann. Man hat Stöcke mit besonderer Sorgfalt groß gezogen,
an denen man 2000 und sogar 3000 Stück Trauben zählte.
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Am Schlüsse unseres Kapitels wollen wir noch einige
praktischeVerWerthungen deS eben behandelten Stoffes
machen und den anderorts vielgebräuchlichen Kopf schnitt
kurz beschreiben.
Der Zweck der Weinkultur ist, möglichst viele und möglichst
gute Trauben zu produziren. Beide Ziele auf einmal lassen
sich nicht überall und nur unter günstigen Verhältnissen errei-
chen. Deßwegen soll jedoch der Weinzüchter diese Zeilen nie
auS dem Auge verlieren; er soll vielmehr mit richtigem Ver-
ständniß aus Quantität und aus Qualität halten. Auf Kosten
der Qualität kann man schon ein größeres Weinquantum ge-
winnen : oft kann dieS aber auch geschehen ohne der Güte deS
WeineS Eintrag zu thun, denn die Verhältnisse sind nicht alle
und in allen Weinlagen die gleichen
Wir haben früher schon Erwähnung gethan, daß stark-
treibende Sorten, d. h Sorten mit starken Wurzeln länger
geschnitten werden. In vielen Gegendeu aber, wo man stch
mehr den schwachtreibenden Sorten zugewendet hat,
welche nur kleine Trauben, dagegen aber einen feinen aroma-
tischen Wein geben, wäre eS gerathener, wenn man nicht alle
Jahre so kurz schneiden würde. AuS dem bereits schon Gefag«
ten soll der Rebmann beurtheilen können, wann, wo und bei
welchen Stöcken er einen etwas längeren Schnitt sich mit Vor-
theil erlauben darf. Wir wollen dessen ungeachtet die Frage
nochmals beantworten, unter welchen Verhältnissen man auch
die feineren Rebsorten lang schneiden kann. DieS
kann mit Nutzen geschehen:
i Wenn der Weinberg m gutem Stande ist nnd ihm die
nöthige Düngung nicht fehlt.
2. Wenn der Rebensatz nicht zu eng ist und die Stöcke
' kräftig, also auch stark bewurzelt sind.
3. Wenn ein unergiebiges Jahr vorausgegangen ist, in
welchem sich die Stöcke in der Regel gut gekräftigt haben.
4. Bei Geländen, wo eS an Raum für die Ausbreitung
der Wurzeln und des Laubwerkes nicht fehlt.
Kleine Trauben geben nicht aus. Wo man diele Sorten
immerfort kurz schneidet, ohne Rücksicht auf zeitweilige Um-
stände „da ist eS schade um die Arbeit" sagt Babo (Direktor
der Weinbauschule in Klosterneuburg) und fährt fort: AlS