Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Liechtensteinische 
Aweiter Jahrgang 
Vaduz, Freitag 
Nr. 1. 
den 2. Jänner 1874, 
Die liechtensteinische Wochenzeitung erscheint jeden Freitag. Sie kostet für das Inland ganzjährig 2 ff., halbjährig l ff. fammt 
Pojtverfendung und Zustellung in's Haus. Mit Postversendung für Oesterreich ganzjährig S ff. 50 kr., halbjährig 1 fl. SS kr.; für das 
übrige Ausland ganzjährig 2 ff., halbjährig l ff. 10 fr. ohne Postvekfendung. — Man abonnirt für daS Zn- und Ausland bei der 
Redaktion in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — Etnrückungsgebühr für die zgespaltene Zeile S kr. — Briefe und Gelder 
werden franco erbeten an die Redaction in Vaduz. 
An unsere Leser! 
„Glück auf zum neuen Jahre" — so ruft heute auf dem 
weiten Weltenrunde Groß und Klein und auch wir rufen diesen 
alten SegenSgruß und Glückswunsch auS vollem Herzen all' 
unfern Lesern zu. 
Bei dieser Gelegenheit, alS dem Beginn eines neuen Zeit- 
abschnitteS, folgen wir auch der löblichen Sitte, einen kleinen 
Rückblick auf die Leistungen des alten Jahres zu werfen, um 
dieselben in Vergleich zu setzen zu den Versprechungen, mit 
welchen eS uns entgegengetreten, und daran ein Programm zu 
knüpfen, welches den Leser in Kenntniß setzt über das, waS er 
für die nächste Zukunft zu erwarten hat. 
Wir haben unter der Rubrik „Vaterländisches" in erster 
Linie die LandtagSverhandlungen 5 dann in mehreren Leitartikeln 
wichtige vaterländische Fragen, so insbesondere die Rheinsrage, 
ferner Lokalnotizen, und endlich in einer Reihe von Artikeln 
Bilder aus der vaterländischen Geschichte unfern Lesern vor- 
geführt. ES war unsere Absicht, besonders in Bezug auf 
vaterländische Fragen und Lokalnotizen dem Leser mehr zu bieten. 
Jedoch müssen wir hier bemerken, daß vorerst das Blättchen 
erst in seiner Entwicklung begriffen ist, und daß ferner ins- 
besondere der fast gänzliche Mangel an thatiger Mithilfe in 
dieser Beziehung sehr hindernd wirken mußte. Etwas UnganzeS 
in wichtigen Fragen schreiben, widerstrebt, und das einzig hel- 
sende Mittel, sich in solchen Fragen durch gegenseitigen Mein- 
ungSauStausch zu vervollständigen, wir meinen die Gesellschaft, 
fehlte unS zur Zeit. Nirgends mehr, als in einem so kleinen 
StaatSleben, wie wir eS haben, wäre es sehr am Platze, durch 
uneigennütziges, von persönlichen Empfindeleien freies, gesell- 
schaflliches Zusammenkommen in dieser Hinsicht zu wirken. Ohne 
geordnete Gesellschaft müssen sich nothwendigerweife einseitige 
Meinungen entwickeln. Ohne Gesellschaft fehlt daS klärende 
und vervollkommnende Mittel der Ansichten. ES ist ein omi- 
nöses Zeichen, wenn in Zeiten, wo unser Ländchen von tief 
greifenden Fragen beherrscht wird, die besseren Kräfte in gesell- 
sthastlicher Beziehung erschlaffen und damit sich selbst und der 
Behörde die Arbeit erschweren. Hoffen wir, daß daS kommende 
Jahr diese Erschlaffung zu heben vermöge, damit Leben und 
opfermuthigeS Interesse für daS Vaterland an ihre Stelle trete. 
Wir unsererseits werden bemüht sein, durch Gewinnung neuer 
Kräfte vaterländische Fragen besonders in den Bereich der öffent- 
lichen Behandlung hereinzuziehen. Nur wünschten wir sehr, 
daß, wenn derartige Fragen in Leitartikeln behandelt werden, 
auch Andere die Frage von ihrem Standpunkte auS beleuchten. 
Es kann durch derartige Beleuchtungen von verschiedenen Stand» 
punkten der Sache nur gedient werden. So erwartetm wir 
z. B. sicher, daß von der Gemeinde Ruggell aus über die jüngste 
Kritik über ihr Vorgehen in Rheinangelegenbeiten eine Stimme 
sich hören lassen werde DaS ist jedoch bis jetzt nicht geschehen. 
Eine sachliche Kritik sollte nie beleidigen, sondern den Gegner 
dazu bewegen, seine Ansicht von seinem Standpunkte aus zu 
begründen Wie im mündlichen Verkehre, so wird eben auch 
mit der Feder erst durch den Austausch verschiedener Ansichten 
manche Sache berichtigt und vervollständigt. Es wäre daher 
sehr zu wünschen, wenn in den einzelnen Gemeinden mehrere' 
Männer zusammentreten würden, um eS sich zur Aufgabe zu 
machen, auch ihren Ansichten bei geeigneter Gelegenheit Ein- 
gang in die Wochenzeitung zu verschaffen und insbesondere auch 
die Zeitung durch Mmheilung von Lokalnotizen zu unterstützen. 
Die politische Rundschau, Verschiedenes und das Feuilleton 
werden wie bisher dem Leser theilS die Ereignisse der politischen 
Mgesgeschichle, theils humonstlfche oder sonst interessante klei 
nere Begebenheiten, theils unterhaltende Erzählungen bringen. 
Die einzige Abänderung unseres Programmes trifft daS Feuilleton, 
indem selbes, wie bereits mitgetheilt wurde, nicht mehr ständig 
als solches erscheinen wird. 
Wir hoffen somit, allen Wünschen und Anforderungen nach 
Verhältniß der Umstände Rechnung zu tragen, die unsere Leser 
an uns stellen mögen, und denken auch.ferner solchen Bahnen 
zu folgen, daß wir nur die Feinde deS vaterländischen Opfer- 
sinneS und der Gemeinnützigkeit zu Gegnern haben. 
Vaduz, am Sylvestertage 1873. 
Die Redaktion. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländische»! Geschichte. 
19. Die Grafen v. Montfort. 
(Fortsetzung.) 
Das Geschlecht der Pfalzgrafen von Tübingen, dem Hugo 
I. v. Montfort angehörte, stand keinem der edlen Geschljechter, 
welche in Schwaben blühten, weder an Adel noch an Reich- 
thum des Besitzes nach. Es konnte seinen Stamm mit aller 
Sicherheit auf die alten Herzoge von Alemannien und auf den 
Markgrafen Gerold, den Bannerträger und Schwager Kaiser 
Karls deS Gr., zurückführen. » 
Gegell die Kirche hatte eS stets große Treue bewiesen. Be- 
sonders standen die Tübinger während den Streitigkeiten zwi- 
schen Gregor VI!. (1073—1033) und Heinrich IV. entschieden 
auf Seite des Papstes. Nicht leicht stiftete ein Geschlecht mehr 
Gotteshäuser, als dieses. Die Grafen v Tübingen, wie auch. 
Hugo I. v. Montfort und feine Nachkommen, führten eine 
Kirchenfahne in ihrem Wappen. ES war dieß ihre AuSzeich- 
nung als Nachkommen deS Bannerträgers Gerold, als Pfalz- 
grafen und als Wohlthüter der Kirche.
	        

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