Baduz, den 17. Juni. Auf Montag den 23. Juni ist
die zweite Sitzung des diesjährigen Landtages anberaumt und
folgende Tagesordnung vom Präsidium festgestellt worden:
1. Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung.
2. Beraihung und Beschlußfassung über eine Subvention
für die Gemeinde Schaan und Vaduz zu Schutzbauten
in der Tidrüfe.
3. Gesuch der Gemeinde Trieftnberg um Bewilligung einer
Subvention aus dem landschaftlichen Armenfond für die
OrtSarmenpflege.
4. Gesuch der Gemeinde Schaan und Triefen um AuSsol-
gung landschaftlicher ArmenfondSzinsen zur Bestreitung
der Kosten in den Orts-Armenhäusern.
5. Gesuch der Gemeinde Eschen um eine Unterstützung auS
dem landschaftlichen Armenfonde für die taubstummen
Jakob Gerner'fchen Kinder.
6. Berathung und Beschlußfassung über Deckung deS Damm-
baukostenresteS per 33,000 fl.
7. Berathung deS Landesvoranschlages pro 1874.
Vaduz, 18. Juni. Wir haben Heuer ein spätes Jahr;
vielleicht wird es um so länger und um so besser. Es würde
gewiß erwünscht kommen. Vom Weine kann man bei
UNS so zu sagen NichtS erwarten. Die kalten Aprilnächte
haben zu viele Schößlinge zerstört. In Italien soll der Wein-
schaden bedeutend übertrieben worden sein. Die Seidenbäume
haben jedoch im April zu sehr gelitten und die Würmer können
nicht warten bis das Laub mit Gelegenheit nachwächst. Das
Fehlen der Seide hat ziemlichen Einfluß auf den Viehhandel,
denn fehlt die Seide dort, so weiß man schon, daß man dort
auf den Herbst nicht Geld genug hat, um hohe Viehpreise zu
zahlen. Gegenwärtig jedoch glaubt man, das Vieh habe in
Folge deS gefräßigen Krieges von 1870 noch immer Zug ge-
nug nach allen Richtungen und es sei an hohen Preisen noch
für mehrere Jahre nicht zu zweifeln.
Der Monat Juni ist sehr gewitterreich. Aus Deutschland
kommen verschiedene Berichte von Gewittern. In Würtembcrg
und Baden fanden an verschiedenen Orten große Ungewitter
statt, so daß durch Wolkenbrüche und Hagelschlag vieles ver-
wüstet wurde. Auf einem eine halbe Stunde von Weingarten
entfernten Hofgute zündete der Blitz das Oekonomiegebäude
und das Feuer griff fo rasch um sich, daß das Vieh nicht
mehr gerettet werden konnte. Es verbrannten 22 Stück. Selbst
der Hofhund an der Kette liegend, kam in den Flammen um.
In der Schweiz ist in La chaux de fonds (Kanton Neuenburg)
letzte Woche ein furchtbares Gewitter ausgebrochen. Der Hagel
soll stellenweise 1 bis 2 Fuß hoch gelegen sein. Eine platzende
Wasserhose füllte die Keller einiger Quartiere so mit Wasser
an, daß man die Saugspritzen der Feuerwehr zu Hilfe nehmen i
mußte, um dieselben zu leeren.
Politische Rundschau.
Deutschland. Fast sämmtliche Berliner Zeitungs-Redakteure
beschlossen Protest gegen den von Bismarck dem Reichstage
vorgelegten Reichspreßgesetzentwurf. Die Würdigung der Presse
ist nie die Lichtseite Bismarcks gewesen. Er hat mit seiner
Vorlage einen Sturm hervorgerufen, der selbst ihn zum Biegen
bringen wird. Der Protest richtet sich gegen das unveränderte
Beibehalten polizeilicher Beschlagnahme, findet das definitive
Vergehen eines Verbrechens nicht begrenzt genug; statt dessen
könnten die allgemeinen aufgestellten Sätze nach subjektiver
Willkür gedeutet werden. Die Bestimmungen über die Verant-
wortlichkeit der Redakteure widersprechen allen strafrechtlichen
Grundsätzen, welche zur Strafbarkeit den Dolus oder schuld-
volle Fahrlässigkeit verlangen. Dann heißt es weiter:
„Die deutsche Presse, ihres täglich wachsenden Einflusses
wohl bewußt, will nicht Straflosigkeit für ei« veröffentlichtes
freies Wort, wenn sie wirklich straffällig ist. Sie will sich
strenger Verantwortung vor den allgemeinen Strafgesetzen nicht
entziehen, aber protestiren muß sie gegen Auönahmsbestimmun-
gen, deren maßlose Vielseitigkeit und Dehnbarkeit ernste wis-
senschastliche Erörterung allgemeiner Wahrheiten, auch die
patriotisch wohlgemeinteste Beleuchtung öffentlicher Zustände,
Tag für Tag, wo nicht der Vernichtung, doch der Verfolgung
durch Organe unberechenbaren administrativen Ermessens auS-
setzen würde."
„Man bietet Aufhebung der Stempelsteuer und der Kautio-
nen. So wünschenSwerth die materiellen Erleichterungen sind,
die Presse weist es weit von sich, die Beseitigung längst als
ungerecht anerkannter Lasten durch eine unwürdige, rechtlose
Stellung zu erkaufen. Ihre ideale Aufgabe freimüthiger Be-
sprechung öffentlicher Zustände steht ihr höher als materielle
Vortheile." Die Erklärung fordert alle deutschen Redaktionen
zum Beitritt auf.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
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Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregens vom 13. Juni.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
fl.
kr.
fl.
kr.
4
10
4
—
3
90
Roggen . . .
3
—
2
90
2
80
Gerste
2
90
2
80
2
70
Türken ....
2
80
2
70
2
HO
Hafer
1
60
1
50
1
40
Thermometerstand nach Reaumnr in Baduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
AbendS
6 Uhr
Witterung.
Juni
11
+ 13%
+ 19 Vi
"M 5 */ 2
halb hell.
it
12.
+ H
+ 17%
+i5y 2
do.
tt
13.
+10
+12
+11
trüb, Reg.
1t
14.
+ 9%
+16
+13
halb hell.
H
15.
+ 93/4
+ 19
+17
fast hell.
1f
16
+12%
+isy 4
+ 16
fast bedeckt.
tf
17.
+11
+ 19 l A
+16
halb hell.
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