Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

Liechtensteinische 
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Vaduz, Freitag Nr. 20. den 6. Zum 1873. 
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werden franco erbeten an die Redaktion in Vaduz. 
Vaterländisches. 
Landtagsverhandlungen. 
Der diesjährige Landtag ist Donnerstag den 29. Mai 
durch den lanveSfürstl Kommissär, LandeSverwefer von Hau- 
sen, eröffnet worden. Derselbe hieß die VerfammlunK im Na- 
wen Seiner Durchlaucht willkommen und ersuchte den Alters- 
Präsidenten I G. Marxer, die Wahl des neuen Bureau vor- 
zunehmen. Auf Antrag veS Abg. Keßler wurde das letztjährige 
Bureau: 
Präsident: Dr. Schlegel, Vicepräsident: Ehrne, Sekretäre: 
Dr. Rud. Schädler, Hauptmann Rheinberger mit allen gegen 
3 Stimmen wiedergewählt. RegierungSkommifsär von Hausen 
zeigt hierauf an, daß Seine Durchlaucht die Wahl des Hrn. 
Dr. Schlegel als Präsident deS Landtages zum Voraus ge- 
nehmige. DeQ wiedergewählte Präsident nimmt sodann den 
Vorsitz ein und dankt der Versammlung für daS wiederholt 
ausgesprochene Vertrauen. 
Folgt die Bekanntmachung der Entwürfe an den Landtag: 
1. Bericht des LandeSauSschusseS über die 1872er Staats- 
rechnung 
2. Vorlage der fürstl. Regierung wegen Bewilligung des 
Unterstützungsbeitrages an die Armenanstalten von Schaan 
und Triefen aus dem landschaftlichen Armenfonde. 
3. Vorlage der fürstl. Regierung wegen Bewilligung eineS 
außerordentlichen Stipendiums von jährlich je 100 fl. für die 
absolvirten Schüler der .lichtenst. LandeSschule Jos. Lampert 
von Triesenberg und Alfons Fenger von Triefen für die Zeit 
der Frequentirung deS Lehrerseminars zu Gmünd. 
4. Vorlage der fürstl. Regierung, den Gemeinden Vaduz 
Feuilleton. 
Meister Martin, der Kiifner, und seine Gesellen. 
Novelle von E. T. A. Hoffmann. 
(Fortsetzung.) 
Remhold hatte Friedrichs Geschichte mit steigender Aufmerk- 
samkeit angehört. Jetzt stützte er den Kopf auf den Arm und 
indem er die flache Hand vor die Augen hielt, fragte er dumpf 
und düster: „Hat Rosa Euch denn niemals Zeichen der Liebe 
gegeben?" „Ach," erwiederte Friedrich, „ach, Rosa war, als ich 
Nürnberg verließ, mehr Kind als Jungfrau. Sie mochte mich 
zwar gern leiden, sie lächelte mich gar holdselig an, wenn ich 
in Herm Holzschuer's Garten unermüdlich mit ihr Blumen pflückte 
und Kränze wand, aber" — „Nun, so ist ja noch gar keine 
Hoffnung verloren," rief auf einmal Reinhold so heftig und mit 
solch widrig gellender Stimme, daß Friedrich sich fast entsetzte. 
Dabei raffte er sich auf, das Schwert klirrte an seiner Seite, 
und als er nun hochaufgerichtet dastand, sielen die tiefen Nacht- 
und Schaan auf die Dauer von 2 Jahren eine Subvention 
von jährlichen 400 fl zum Verbau der Tidrüfe zu gewähren. 
5. Vorlage der fürstl. Regierung wegen deS Dammbau- 
kostenrefteS von 33,000 fl. 
6. Vorlage der fürstl. Regierung, der Gemeinde Triesenberg 
einen zeitweiligen Unterstützungsbeitrag von 100 fl. für die 
Armenpflege zu bewilligen. 
7. Vorlage der fürstl. Regierung betreffend den LandeSvor- 
anfchlag für 1874. 
8. Zuschrift der fürstl. Regierung betreffend die abgeschlossene 
Rechnung über die gesammte Bodeneinlösung für den Eisen- 
bahnbau auf lichtensteinischcm Gebiet. 
In die Kommission für Vorberathung der RegierungSvor- 
lqgen wurden sodann gewählt: Keßler, Kind, Marxer, Dr. 
Schlegel, Wanger. 
Wegen Dringlichkeit deS Gegenstandes gelangt noch Vit 
Unterstützungsbewilligung an die beiden Lehramtskandidaten 
Jos. Lampert und AlphonS Fenger zur Berathung und wird 
der Antrag des Abg. Keßler, denselben ein jährliches Stipendmm 
von je 100 fl. aus der LandeSkaffe für die Zeit der Frequen- 
tirung deS Lehrerseminars zu Gmünd unter der Voraussetzung zu 
bewilligen, daß sie ihre zufriedenstellenden Fortschritte durch 
gute Schulzeugnisse erweisen und sich verpflichten, nach absol- 
virtem Studium wenigstens durch 8 Jahre sich in Liechtenstein als Ele 
mentarschullehrer verwenden zu lassen, einstimmig angenommen. 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Die offiziöse Berliner „Provinzialkorrespon- 
denz" hebt hervor, daß eS Deutschlands Regierung durchaus 
fern liege, ihre Erwägungen und Wünsche betreffs der Be-> 
ziehungen zu Frankreich irgendwie auf die innere Politik deS 
schatten auf sein verblaßtes Antlitz und verzerrten die milden Züge 
des Jünglings auf recht häßliche Weise, so daß Friedrich ganz 
ängstlich rief: „Was ist Dir denn nun aus einmal geschehen?" 
Dabei trat er ein paar Schritte zurück und stieß mit dem Fuß 
an Reinhold's Reisebündel. Da rauschte aber ein Saitenklang 
auf und Neinhold rief zornig: „Du böser Geselle, zerbrich mir 
nicht meine Laute." Das Instrument war an dem Reisebündel 
befestigt, Reinhold schnallte es los und griff stürmisch hinein, als 
wollte er alle Saiten zersprengen. Bald wurde aber das Spiel 
sanft und melodisch. „Laß uns," sprach er ganz in dem milden 
Tone wie zuvor, „laß uns, lieber Bruder, nun hinabgehen in 
das Dorf. Hier trage ich ein gutes Mittel in den Händen, die 
bösen Geister zu bannen, die uns etwa in den Weg treten und 
vorzüglich mir was anhaben könnten." „Ei, lieber Bruder," er- 
wiederte Friedrich, „was sollten uns denn auf unserm Wege böse 
Geister anhaben? Aber Dein Spiel ist gar lieblich, fahr' nur 
damit fort." — Die goldnen Sterne waren hinaufgezogen an 
des Himmels dunkeln: Azur. Der Nachtwind strich in dumpfem 
Gesäusel über die duftenden Wiesen. Lauter murmelten die Bäche,
	        

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