darin, daß die KrisiS gerade jetzt, wo alle Welt auf Wien l
blickt, ausgebrochen ist, sonst ist alleS eigene Schuld — mea
maxima culpa, fei das „ Ich" Regierung, Presse, Bevölkerung.
Eine Landeskalamität ist die Börsenderonte, weil AlleS an der
Börse mitgespielt hat, Aristokraten, hochgestellte Militärs, Hof-
Würdenträger, bis herab zu den kleinen Kauf- und GewerbS-
leuten, Beamte und Offiziere, blaublütige Damen wie Bürgers-
grauen, in den Provinzen wo möglich noch mehr als in Wien.
Fabrikanten und Landwirthe haben gleichfalls ihr Geld an die
Börse getragen und büßen nun ihr Betriebskapital ein, das
sie glänzend zu vermehren dachten. Da nun AlleS in großem
Maße Verluste erleidet — haben doch kleine Leute oft 3—400
Aktien besessen, von den großen Spekulanten abgesehen, die
mit einem Vermögen von beispielsweise einer Million 5—6
Millionen in der Spekulation hatten — so ist der Schaden
für die Gesammcheit sehr groß, der Wohlstand ist auf Jahre
binauS vernichtet, und die Staatseinnahmen dürften den Aus-
fall bald spüren. Daß daS Ansehen deS Staates, sowie die
Machtstellung desselben durch derlei Vorkommnisse schwer ge-
schädigt wird — vielleicht mehr denn durch eine verlorene
Schlacht — liegt auf der Hand. Was uns durch Jahre von
dem zunehmenden Reichthum und steigenden materiellen Wohl-
stand erzählt wurde, entpuppt fich heute als Schwindel, und
die Millionen zerplatzen wie Seifenblasen. Wieder steht sich
Europa enttäuscht: Oesterreich hat die Jahre der Ruhe und
deS Friedens nicht benützt, um durch Arbeit solides Vermögen
zu erwerben und seine Valuten herzustellen, nein, eS hat nach
Reichthum gestrebt, geschwindelt, und muß unter den besten po-
litischen Konjunkturen heute das thun, waS es für den Fall !
eines Krieges zu thun kaum nöthig gehabt hätte. Derlei muß
nothwendig das Vertrauen erschüttern, daß der RegenerationS-
Prozeß, den Oesterreich durchmacht, ein günstiges Resultat
haben werde.
Seit 2 Jahrzehnten will in Oesterreich gar nichts mehr ge-
lingen. Die erwartete Einnahme Turins im Jahre 1859 en-
dete mit Magenta und Solferino, die Regeneration Deutsch-
landS in Frankfurt verrann in Sand; der Kampf gegen Preu-
ßen im Jahre 1866 endete mit Kömgsgrätz und der materielle
Wohlstand und wachsende Nationalretchthum der letzten Zeit
mit einer beispiellose!» GeldkrisiS und der Suspension der Bank-
akte.
Spanien. Heber die Zustände im südlichen Spanien glbt
eine aus Malaga datirte Korr. des „Hamburger Korr." inter
essante Aufschlüsse. Seit Erklärung der Republik, heißt es,
leben wir in einem Zustand der Natur, d. h. weder Polizei
noch Gensdarmerie noch Soldaten erinnern unö an die Zivili-
sation. Wir haben hier nur Freiwillige, selbst die DouanierS
haben sich drücken müssen. Die Freiwilligen besorgen Alles
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einen Arm nm Friedrich, und sah im freundlich in's Auge. Dar-
auf sprach Friedrich: „Je mehr ich Dich anschaue, frommer Ge-
jelle, desto stärker zieht es mich zu Dir hin, ich vernehme deut
lich die wunderbare Stimme in meinem Innern, die wie ein
treues Echo wiederklingt vom Rufe des befreundeten Geistes. Ich
muß Dir Alles sagen! — Nicht als ob ich ein armer Mensch
Dir wichtige Geheimnisse ut vertrauen hätte, aber weil nur die
Brust des treuesleu Freundes Raum gibt dem fremden Schmerz,
.und ich in den ersten Augenblicken unserer Bekanntschaft Dich eben
für meinen treuesten Freund halte. — Ich bin nun ein Küper
worden und darf mich rühmen, mein Handwerk zu verstehen, aber
einer andern, wohl schönern Kunst war mein ganzer Sinn znge-
wandt von Kindheit aus. Ich wollt ein großer Meister im Bil
dergießen und in der Silberarbeit werden, wie Peter Fischer oder
der italienische Benvenuto Cellini. Mit glühendem Eifer arbei
tete ich beim Herrn Johannes Holzschuer, dem berühmten Silber-
arbeite? in meiner Heimath, der, ohne selbst gerade Bilder zu
gießen, mir doch alle Anleitung zu geben wußte. In Herrn
Holzschuer's Haus kam uicht selten Herr Tobias Martin, der
und zu ihrer Ehre muß man sagen, daß die Ordnung nie
strenger gehandhabt wurde. Wenn sie einen Dieb abfassen, so
führen sie ihn 4 bis 5 Stunden durch alle Straßen mit einem
großen Zettel „Ladron" auf dem Rücken, dann prügeln sie ihn
gehörig durch und liefern ihn im Gefängniß ab. Während
hier sonst sehr viel gestohlen wird, gehört eS unter der Republik
zum guten Ton, nicht zu stehlen. Ich glaube nicht, daß eS
hier zu Exzessen kommen wird, und selbst, wenn es dazu käme,
so würden solche doch immer nur gegen gewisse unliebsame
Persönlichkeiten gerichtet sein, die sich in den letzten Jahren
durch repressive Politik anrüchig gemacht haben, während wir
Fremde,, ohne alle Beziehung mit den verschiedenen Parteien
und nur der Arbeit lebend, durchaus nichts zu besorgen brau-
chen So gehen denn auch die Geschäfte flott, und es fällt
Keinem von uns ein, die Boutique zu schließen . . . Seit den
25 Jahren, die ich in diesem gelobten Lande wohne, habe ich
stets gefunden, daß spanische Revolutionen aus der Ferne be-
trachtet, viel grimmiger aussehen, als ste in Wirklichkeit sind
— aber diesmal ist des Geschreies allzuviel. Leider ist eS so
allgemein, daß man zu viel zu thun haben würde, wollte man
alles dementiren. Wir sind so zu sagen heute ganz unabhän-
gig von der Zentral-Regierung und eS ist doch nichts passirt,
waS nur einem Bierkrawall in Stuttgart oder Frankfurt ähn-
lich sähe. Man malt den Teufel überall schwärzer als er ist,
und namentlich den spanischen Teufel. In Spanien muß man
Achtung haben vor dem gemeinen Mann. Die Mittelklasse
dagegen, die Leute, welche feine Röcke und Hüte tragen, sind
keinen Schuß Pulver Werth. Dieses niederträchtigste Volk ist
es, welches das Land dahin gebracht hat, wo es ist, und daS
jetzt seine Sünden büßt — aber doch nicht zur Einsicht kommt,
noch kommen wird
Schweiz. Nach einer offiziellen Statistik des Chefs deS
Unterrichtsdepartements befinden sich im Kanton St. Gallen
im Gebiete von 30 politischen Gemeinden 238 eigentliche Alpen,
die, ohne Inbegriff von vier Alpen, deren Kuhrechte nicht be-
kannt wurden, etwas über 2500 Stöße zählen. Die zahl-
reichsten Alpen hat Sargans mit 81 Alpen und 8829 Stößen;
die meisten Stöße besitzt Obertoggenburg mit 10,043 Stößen
auf nur 58 Alpen. Die Summe der auf der Alp zugebrachten
Weidetage berechnet sich für den Kanton auf nahezu zwei
Millionen.
Amerika. Die Metzeleien zwischen den Bundestruppen
und den Modoc-Jndianern im Staate Oregon dauern fort,
fallen aber in der Regel zu Ungunsten der BundeStruppen
aus. Am 26. April fand wieder ein Treffen derselben mit den
Indianern statt, wobei 13 Mann der BundeStruppen getödtet
und 6 verwundet wurden. Die Indianer sind gut bewaffnet
mit Spencer RifleS und Scalpmessern, mit welchen sie von der
Küpermeister mit seiner Tochter, der holdseligen Rosa. Ohne
daß ich es selbst ahnete, kam ich in Liebe. Ich verließ die Heimath
und ging nach Augsburg, um die Bildgießerei reckt zu erlernen,
aber nun schlugen erst recht die hellen Liebesflammen in meinem
Innern auf. Ich sah und hörte nur Rosa; alles Streben, alles
Mühen, das mich nicht zu ihrem Besitze führte, eckelte mich an.
Den einzigen Weg dazu schlug ich ein. Meister Martin gibt
seine Tochter nur dem Küper, der in seinem Hause das tüchtigste
Meisterstück macht und übrigens der Tochter wohl ansteht. Ich
warf meine Kunst bei Seite und erlernte das Küperhandwerk.
Ich will nach Nürnberg und bei Meister Martin in Arbeit gehen.
Aber nun die Heimath vor mir liegt und Rosaus Bild recht
mir vor Augen steht, nun möcht' ich vergehen in Zagen, Angst
und Noch. Nun seh' ich klar das Thörichte meines Beginnens.
Weiß ich's denn, ob Rosa mich liebt, ob sie mich jemals lieben
wird? "
(Fortsetzung folgt.)