Liechtensteinische
jeiti
Vaduz, Freitag
Hr. 16,
den 9. Mai 1873.
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Vaterländisches.
Vaduz, den 6. Mai Der Aprilfrost scheint eine sehr große
Verbreitung gehabt zu haben. Aus der Schweiz und Frank
reich kommen, wenn auch, wie dies anfänglich gewöhnlich der
Fall ist, übertriebene Berichte von bedeutendem Frostschaden.
Aehnliche Hiobsposten kommen aus Deutschland, besondersaus
der bayerischen Pfalz. In der zu Neuenbürg erscheinenden
„Union liberale 44 wird den Nebbesitzern der Rat') ertheilt, alle
ersrornen Knospen radikal zu beseitigen; zweijährige Ersah-
rungen haben gezeigt, daß man von den in ein paar Tagen
nachstoßenden neuen Schößen eine gute und reichliche Ernte
erwarten dürfe, l'ecle und Chaux de-sonds hatten am 28. April
ty 2 Situh Schnee; Neuen bürg und das Vignoble 2—3 Zoll
Bei uns scheint der anfängliche Schrecken über den Frostscha
den jedenfalls auch zu groß gewesen zu sein. Der günstige
Uebergang deS WetterS hat wieder viele Knospen und Gräser
gerettet. Die Kernobftblüthen sind wieder schön und die Llch-
tung durch abgefrorne Blüthen ist nicht so, daß sie bedeuten
den Schaden in Aussicht stellt. Selbst an den Neben sind
manche Knospen erhalten und unter den erfrornen sollen manche
frische Knospen nachkommen. Ein gutes Äeinjahr giebt es
freilich auf keinen Fall, aber besser Etwas als Nichts.
Vaduz, 6 Mai. E i sen b a h n l i ch es. Mit 1. Mai sind
die neuen Sommerfahrordnungen der Vorarlbergerbahn und
der Vereinigten Schweizerbatmen in's Leben getreten und ver-
anlassen uns zu einigen Erörterungen, die wir im Interesse
unsers öffentlichen V^kehrS nicht verschweigen können.
Nicht ohne Erstaunen haben wir in dem neuen Fahrten-
plane der Vereilugten Schweizerbahnen bemerkt, daß der von
Rorschach kommende Mittagszug um 1 Uhr und der von Sar-
Feuilleton.
Meister Martin, der Küfner, und seine Gesellen.
'Novelle von E. T. A. Hoffmann.
(Fortsetzung.)
„Wenn aber," sprach Spangenberg weiter, „wenn aber der
junge Gesell spräche, solch einen kleinen Bau kann ich euch nicht
zeigen, aber kommt mit mir auf den Markt, schaut jenes stattliche,
Haus, das die schlanken Gipfel kühn emporstreckt in die hohen
Lüfte — das ist mein Meisterball." — „Ach, lieber Herr,"
unterbrach Meister Martin ungeduldig Spaugenberg's Rede, „ach,
lieber Herr was gebt Ihr Euch denn für Mühe mich eines Andern
zu überzeugen. Ans meinem Handwerk soll nun einmal mein
Eidam sein, denn mein Handwerk halt' ich für das herrlichste, was
es auf der Welt, geben kann Glaubt Ihr denn, daß es genug
ist, die Bände aufzutreiben auf die Dauben, damit das Faß zu«
fanttnenhalte? Ei, ist eL nicht schon herrlich und jchön, daß unser
qanS kommende Nachmittagszug um 2^ Uhr in Sevelen vor-
beifährt, ohne Halt zu machen. Dieses Erstaunen wird nicht
geringer, wenn wir die Thatsache erwägen, daß die Station
Sevelen hinsichtlich deS Personen- und Frachtverkehrs einer
stetigen Znnabme sich erfreut und zwar zu nicht gm'ngem
Theile durch unsere Gemeinden: Vaduz, Triefen und Triefen-
derg Daß unter diesem Umstände in einer Jahreszeit, wo die
Verlehrsbedürfnisse bekanntlich größer sind, die Eisenbahnzüge,
die früher unter weit schlechteren Verkehrsverhältnissen in Se-
Velen Halt gemacht baden, jetzt vorüberfahren, erscheint uns
von Seite der maßgebenden Herren in St. Gallen als eine
grobe Nichtbeachtung der Verfehlsbedürfnisse der ansehnlichen
Vevölkerungsanzahl von Sevelen, Vaduz, Triefen und Triefen-
berg. In Anbetracht dieses UebelstaudeS wäre eS sicher am
Platze, wenn die beteiligten Gemeinden im PetitionSwege die
fürstliche Regierung in Vaduz ersuchen würden, die Direktion
der Vereinigten Schweizerbahnen zur Umänderung der betref-
senden Fahrtenbestimmungen zu veranlassen Ein ähnliches Vor-
gehen von Seite unserer Nachbargemeinde Sevelen würde dann
nicht ausbleiben. *
Hinsichtlich der neuen Fahrtenbeftimmungen der Vorarl
bergelbahn hat die „Feldkircher Zeitung" seiner Zeit vor desi-
nitiver Feststellung des Sommerfahrtenplanes eine Einsendung
wegen Beachtung der liechtensteinischen Verkehrsbetürsnisse ge
blacht und befürwortet, in welcher ganz richtig bemerkt wurde,
daß bei dem nicht unbedeutenden Verkehr zwischen Feldkirch
und Liechtenstein, namentlich an Markitagen, der erste von
Buchs nach Feldkirch gelangende Zug gerade dann in' Feldkirch
eintreffe, wenn der Markt schon vorbei oder die Geschäftsleute
nur schwer mehr zu treffen seien. Ohne wesentliche Verände-
rung deS Fahrtenplan,S hätte die Abfahrzeit des ersten von
Handwerk den Verstand voraussetzt, wie man die schöne Hun-
melSgabe, denn edlen Wein, hegen und pflegen muß damit er
gedeihe, und mit aller Kraft und Süßigkeit, wie ein wahrer
glühender Lebenogeist uns durchdringe? aber dann der Bau der
Fass«r selbst. Müssen wir, soll der Bau gelingen, nicht erst Alles
sein abzirkeln und abmessen? Wir müssen Rechenmeister und Meß-
künstler sein, denn wie möchten wir sonst Proportion und Gehalt
der Gefäße einsehen. Ei, Herr, mir lacht das Herz im Leibe,
wenn ich solch' ein tüchtig Faß auf den Endstuhl bringe, nachdem
die Stäbe mit dem Klöbeisen und dem Lenkbeil tüchtig bereitet,
wenn dann die Gesellen die Schlägel schwingen, und klipp, klapp, —
klipp, klapp es niederfällt ans die Treiber, hei! das ist lustige
Musik. Da steht nun das wohlgerathene Gebäude, und wohl
mag ich ein wenig stolz umschauen, wenn ich den Reißer zur
Hand nehme und mein Handwerkszeichen, gekannt und geehrt von
allen wackern Weinmeistern, in des Fasses Boden einreiße. —
Ihr spracht von Baumeistern, lieber Herr! ei nun, solch' ein
stattliches Haus ist wohl ein herrliches Werk, als war' ich ein
Baumeister, gieng ich vor meinem Werke vorüber und oben vom