750, also nahezu drei Viertel). Die Kirche, wegen ihrer Ge-
mälde und Paramente zu den reichsten in Böhmen gezählt,
ist auch ein Raub der Flammen. Beim Flöchnen der massiv
silbernen Engel wurden vom herabstürzenden Dache 2 fremde
Feuerwehrmänner erschlagen, andere verwundet. Man spricht
noch von weitern Opfern an Menschenleben, doch ist Hierüber
noch nichts offiziell konstatirt. Zoachimsthal ist eine Berqstadt
mit ca. 10,000 Einwohnern. Die Bevölkerung ist größten-
theils arm und lebt vom täglichen Verdienste. Ein Silber-
bergwerk, daS dem Staate gehört, befindet sich da; ebenfalls
eine k. k. Cigarrenfabrik. Daneben wird Handschuhfabrikation
getrieben.
Spanien. Nach den telegraphischen Mittheilungen über
den Fortgang des Bürgerkriegs in Spanien ist nun auch die
Stadt Berga, die ÖperationsbasiS im Gebiete des obern
Llobregat, in die Gewalt deS Feindes gefallen, der sie wie Ri-
Poll mit Hülse deS Petroleums erobert hat. Dieser Gewinn
ist für die Carlisten von größerer Bedeutung, als irgend einer
der Erfolge, die sie bisher errungen haben oder errungen ha-
ben wollen. Vor einigen Tagen trafen aus Berga auf ver-
schiedenen Wegen und verkleidet zwei Boten, darunter ein Ser-
geant, in Barcelona ein, um für die schon langst vom Verkehr
mit der Außemvelt abgeschnittene Stadt Hülfe zu holen. Seit
sechs Wochen war keine Truppenabtheilung mehr in die Ge-
gend gekommen, eine Kompagnie oeS Freiwilligen-Bataillons Ca-
taluna. die eine Zeit lang dort gewesen, war abgerückt und
nur die gewöhnliche unzureichende Besatzung zurückgeblieben.
Auf die eigenen Kräfte angewiesen aber kann kein befestigter
Ort in dortiger Gegend sich' mehr gegen die Carlisten halten,
die über mehrere Geschütze verfügen. „Wenn die Carlisten das
ohne Hülfe gelassene Berga einnähmen, wie es mit Ripoll ge-
schah," sagte das Diario de Barcelona, „so würde dies einen
unberechenbaren Eindruck auf daS Land hervorbringen und die
schlimmsten Folgen haben; denn abgesehen von ver strategischen
Wichtigkeit des Ortes, der für die Hauptstadt und den Schlüs-
sel des Gebirges gilt, finden sich in Berga Kriegsvormthe,
welche die Carlisten sich sehr zu Nutzen machen würden. Was
das „Diario" befürchtet hat, ist eingetroffen.
Die Carlisten machen demnach bedenkliche Fortschritte und
wenn die spanischen Soldaten sich nicht entschließen zu mar-
schiren, wo und wann es sein muß, so wird ihre Republik bald
ein Ende haben und Don Carlos wird sie dann schon mar-
hinter dem andern gerade dem „Palast" des Kapitäns zu, wie
wenn sie ihm ihre Aufwartung machen wollten, hinter ihnen eine
dichte Schaar Matrosen. Ohne sich stören zu lassen, setzten sie
ihre Reise fort, höchstens mit einem Schnabelhiebe einen Zu-
dringlichen bedenkend. Aber die Schildwache ließ sie nicht ein,
und als sie sich überzeugt, daß seemännischer Disziplin gegenüber
nichts zu machen sei, kehrten sie mit stoischem Gleichmuthe um
und watschelten dem Meere zu. Als früher in jener Hütte Thran
gekocht wurde, hatten sie vielleicht manchen Leckerbissen erschnappt
und diese Erinnerung war ihnen geblieben. Em Monat war
vergangen, seit das Schiff die Insel erreicht und noch war es
nicht gelungen, einem vorbeifahrenden Schiffe Kunde von ihrer
Lage zu geben. Manches Segel sahen sie auftauchen, näher kom-
men und wieder verschwinden in den wogenden Finthen, ehe es
den Booten möglich geworden, sich ihnen so weit zu nähern, daß
man sie sah. Lieutenant Lewis Jones mußte immer bereit sein,
an Bord zu gehen, seine Reisetasche war stets gepackt und die
Depeschen für ihn lagen immer fertig da. Am 16. Juli näherte
sich endlich eine holländische Barke; sie war für Java bestimmt
und der Kapitän war schon früher an St. Pauls-Insel vorbei-
gefahren. Damals hatte die Insel keinen Baum und jetzt sah er
einen auf dem höchsten Gipfel (den Flaggenstock); begierig, die
Wunder zu schauen, fuhr er näher heran. Glücklich erreichte das
Boot das Schiff. Der Kapitän glaubte nur 20 Leute mitnehmen
zu können, nur für so viele habe er Wasser und Lebensmittel.
schiren lehren. In Catalonien will man ein förmliches Treib-
jagen auf die Carlisten anstellen, wenn sich nämlich genug
Treiber finden, um nicht die Getriebenen zu werden.
Frankreich. Der Dampfer „Atlantic", mit 1000 Per-
sonen an Bord, hat bei der MarS,Insel neben Canada Schiff-
bruch gelitten. ES sind dabei 560 Personen ertrunken und
415, darunter der Kapitän, der Arzt und zwei Schiffsoffiziere,
gerettet worden. Frauen und Kinder sind sämmtlich zu Grunde
gegangen. Schiff und Ladung sind vollständig verloren.
Schweiz. Der „St. G. Ztg." entnehmen wir aus den
RegierungSverhandlungen:
Berichte der RheinsektionSingenieure über die Bauten vom
Winter 1872/73.
Ragaz hat seine Leitwerke auf der ganzen Linie fertig
Melö hat am Fläschner Berg einen 50 Fuß langen Stol
len getrieben, um Steine zu bekommen und hat nun letzte
Woche mit 25 Zentner, sage mit 25 Zentner Pulver auf
einen einzigen Schuß den Berg derart gesprengt, daß Aengst-
liche sogar Gefährde für die Luziensteig befürchteten, Anvere
meinten, eS könnte der Rhein ausgefüllt und nach Wallenstadt
abgetrieben werden. ES sei aber alleS gehörig abgelaufen.
Die lange Wartauer st recke erheischt in Folge gewalti-
ger Anstrengungen und Hochbauten der gegenüberliegenden
Liechtensteiner (Gemeinde Triefen) unsererseits wieder um so
vermehrtere Hoch- und Kraftbauten.
BuchS hat enorme Anstrengungen gemacht.
Haag hat immer schwere, sehr schwere Arbeit, wehrt sich
aber männlich; ebenso Salez.
Rüthi hat sich auch dies Jahr sehr brav gehalten.
Ober riet mit seinen fünf OrtSgemeinden und Hof-Ober-
riet haben Vieles geleistet.
Diepoldsau ist noch zurück, doch wird hoffentlich von
da an abwärts der Rhein sich manierlicher benehmen.
Mit der Achkorrektionskommission ist der Bericht nicht zu-
frieden, dagegen hat die Gemeinde Au tüchtig gedämmt.
Auf Antrag des Baudepartements wird beschlossen, von
dem bisherigen Verfahren, daß der Regierungsrath in Strei-
tigkeiten zwischen dem Departement und Rheinbauakkordanten
als Schiedsrichter gelte, zu abstrahiren und sowohl Gemeinden
als Privaten auf dem Zivilrechtsweg, und zwar erst- und letzt-
instanzlich mit abfchließlicher Beurtheilung an das Kantons-
gericht zu verweisen.
Die ganze Nacht arbeitete man auf der Insel, um mit Wasser
und Proviant bereit zu sein, damit man alle Mann an Bord
bringe, aber als der Morgen kam, war das Schiff verfchwun-
den, und nur das minderte die Enttäuschung, daß Lieutenant
Jones mit fortgegangen war. Neue Schiffe kamen; am 5. August
nahm eine holländische Barke — nach Sumatra bestimmt —
wieder einige Offiziere mit, gab auch einiges Mehl her für
Wasser. Am 7. August kam ein englischer Klipper; der Kapitän
desselben machte das freundschaftliche Anerbieten, für 36,000 fl.
die ganze Mannschaft nach Australien zu führen; aber Kapitän
Thrupp lehnte ab, er wußte, daß die Erlösung nahte. Und sie
kam; am 26. August kam ein Dampfer herangebraust, man
sandte ihm ein Boot entgegen, das sogleich wieder zurückkehrte;
aber welcher Jubel erhob sich am Strande, als man vorne im
Boot die wohlbekannte Gestalt des Lieutenants Jones stehen sah!
Er brachte frohe Kunde, von Hongkong sollte der Dampfer
Malakka kommen, um die Schiffbrüchigen nach Sidney zu bringen.
Der Kapitän sollte nach England vor das unvermeidliche Kriegs-
gericht, das er in Ehren bestand. Am 1. September erschien
die Malakka mit dem Rinaldo. Alles war bereit, sich einzuschiffen,
aber ein furchtbarer Sturm trieb die Schiffe weit fort; als sie
der Insel sich wieder näherten, war das Wrack der Megära in
den Wellen verschwunden. Der Letzte, der von dem gastfreund-
lichen Eiland Abschied nahm, war der Kapitän Thrupp; er ging
| erst, als alles, was ihm anvertraut gewesen, sicher an Bord war..