— 42 —
5. Der Kalkschiefer, dunkle, klotzige, massige Felsen
bildend.
6. Oberer Jurakalk. Der schwarze Marmor am Ell-
Horn bei BalzerS.
7. Der Hauptdolomit, eine im Rhätikon 1500—2000
Fuß mächtige Schichte meist dunkelgefärbter Bitterkalle, welche
durch ihre Mächtigkeit und weite Verbreitung ein höchst wich-
tiges gebirgbildendes Material liefert. An Versleinerungen ist
der Hauptdolomit in Liechtenstein und Vorarlberg sehr arm.
Seine Brüchigkeit gibt Veranlassung zu zahlreichen Geröllschutt-
Halden, welche bei anhaltenden oder plötzlichen Regengüssen daö
Material zu den s. g. Rüfinen abgeben. Der Pflanzen«nfted-
lung ist er meist sehr ungünstig. Man vergleiche z. B. den
Gebirgsstock der drei Schwestern oder den Kamm deS Ochsen-
köpf mit den Gehängen deS Triesner Kulm oder den Tristen
des MelbunthaleS
8. GypSundRauhwacke.
9. Der Arlberg-Kalk bildet eine Schichte dunkler
Kalke, welche häufig ein löcheriges zerfressenes Aussehen zeigen
und ockerfarbige Flecken und Streifen besitzen.
10. Die Partnachschichten bestehen vorwaltend aus
schwarzen leicht zu fruchtbarem Loben verwitternden Mergeln.
Ausgezeichnet ist ihr Vorkommen am Triesner Kulm.
11. Der Virgloriakalk besteht aus dünn geschichteten,
plattigen dunkelgrauen bis schwarzen Kalken. Am Grunde
dieser Schichte liegt ein dunkler Mergelschiefer, welcher mit vor-
erwähnten Partnachschiefer nicht zu verwechseln ist.
12. Der Verrukano. Roth«? Sandsteine. In Liechten-
stein stellt der Verrukano die älteste bekannte Bildung dar;
die obersten Lagen dicht unter dem Muschelkalk sind bei uns
(Gapfahlalpe) schiefrig von kirschrother Farbe.
(Fortsetzung folgt)
Vaduz, 1. April. Der uralte und doch immer wieder junge
Frühling hat seinen Einzug bei uns gehalten und marschirt
immer besser voran Im Februar war eS ihm noch zu früh,
und er /hat sehr klug daran, denn ein allzufrühes Erwachen
der Natur Ware gefährlich gewesen. Wenn .der kalte Winter-
mann nun zu Hause bleibt und den zarten Blüthenjüngling
nicht mehr heimsucht, bann fängt der CycluS der 4 Jahres
zeiten gut an und verspricht ein recht gmeS Jahr. Der Win-
ter war ganz außerordentlich mild und dennoch hat sodann
die Blüthe nicht früher begonnen als gewöhnlich, hat aber in
den letzten herrlichen Tagen sehr starke Fortschritte gemacht.
Unser Frühlingsanfang ist nur zum kleineren Theile unmittel-
bar aus der Sonne gekommen. Der Hauptantheil gebührt dem
Föhnwinde auS der Sahara, der in Italien an verschiedenen
Orten röthlichen Wüstensand auf die Erde streute, wie solcher
auch in den verflossenen 20 Jahren mehrmals in der Schweiz
räche; ehe der Abend herangekommen, waren die Lebensmittel,
die auf vier Monate berechnet waren, sammtlich geborgen- die
ganze Nacht fuhr man fort, die Kohlen auszuschiffen. Der Ka
pitän hoffte zugleich, das Schiff zu erleichtern und so über die
Sandbank zu bringen, aber umsonst; plötzliche sehr heftige Wind
stöße rissen das Fahrzeug mehr als einmal von den Ankern loö
und trieben es hinaus auf die offene See; einmal war es ganz
aus der Sehweite gekommen, und die am Lande glaubten bei-
nahe, man wolle aus und davon und lasse sie im Stiche; mit
Mühe brachte die Dampfmaschine das Schiff wieder an's Land,
und der Kapitän mußte, so schwer es ihn ankam, den Entschluß
fassen, es auf den Strand laufen zu lassen. Mit voller Dampfes-
kraft fuhr man gegen die Barre, ein Stoß, der das ganze Fahr-
zeug vom Kiel bis zum Mast zittern machte, und das Schiff saß
fest, aufrecht, unerschütterlich in den Sand gebettet; das Wasser
fluthete in den Maschinenraum und löschte die Feuer — die stolze
Megära war ein elendes, hilfloses Wrack. Die verrosteten Platten
borsten und von Tag zu Tag füllte sich das Schiff mehr mit
Wasser, doch gab es noch manchen trockenen Raum auf demsel-
mit Schnee gefallen ist und denselben zur großen Verwunde-
rung der Menschheit röthlich gefärbt hat. Als man diese Er-
scheinung in den 50er Jahren in Graubünden zum ersten Male
vor Augen hatte, stritten sich die Gelehrten darüber, ob der
färbende Stoff von Pflanzen komme oder ein Mineral sei.
Das Mikroskop wollte sich im Anfange zweideutig beweisen,
bis dann aber mit Glanz dargethan wurde, daß eS ein feiner
Sandstaub war, oder auch vulkanische Asche. In Liechtenstein
wurden solche röthliche Sandregen noch nicht beobachtet.
Ein seltenes Märzereigniß war jedenfalls das Hagelwetter,
das sich im Verlaufe voriger Woche in Triefenberg entlud und
dort ziemlich lang andauerte. In Triefen war der Hagelfall
gering und nur einige Minuten, ging aber in einen kurzen
Gußregen über. In den übrigen Gemeinden merkte man nichts.
Auf der Schweizerseite steint besonders im Gamserberg Hagel-
fall stattgefunden zu haben. Ein warmer Regen wäre jetzt
jedenfalls sehr vorteilhaft, da der Boden schon bedeutend trocken
ist. Doch es hat ja der April schon angefangen, der „Mär-
zenstaub" ist vorüber, und so wird auch wohl bald die „Apri-
lengülle" kommen, um im Herbste Kästen und Fässer zu füllen.
Vaduz, 1. April. Mit 1. Mai soll ein Eilzug eingescho-
ben werden, der Mittags von Schaan-Buchs abgeht und nur
circa % Stunden nach Bregenz braucht. Es schadet nichls,
wenn es künftig auf der Vorarlbergerbahn etwas schneller geht,
besonders wenn man um den Ardetzenberg herum nach Feld-
kirch will.
Politische Rundschau.
Oesterreich. Die österreichischen Blätter find gegenwärtig
sehr arm an Nachrichten von Bedeutung aus dem Gebiete der
inneren Politik, außer der schon in früheren Nummern unseres
Blattes berührten Wahlreform, die nun auch vom Henenhause
mit großer Mehrheit angenommen wurde und also nur noch
der kaiserlichen Sanktion bedarf. Dafür macht die Wettaus-
stellung mehr zu schaffen. Sie scheint für Wien aber auch be-
deutende Schattenseiten zu haben. Wir entnehmen hierüber
einem Wiener Korrespondenten der „Allgem. Ztg." folgendes:
Je näher die große Weltausstellung heranrückt, um so
theurer wird eS in Wien. Schon vor einem Jahre schlugen
zuerst die Hauseigentümer diesen Ton an; gewöhnt, ohnehin
die Miethpreise fortwährend zu steigern, nahmen sie nun , in
Aussicht auf die Weltausstellung, die Kreide lieber gleich dop-
pelt zur Hand. Innerhalb eines Jahres um 25—30 Prozent
gesteigert zu werden, war noch mild; manche hätten sich Glück
gewünscht, wenn sie mit 40—50 Prozent durchgekommen
wären; einzelne Beispiele von Steigerung, die in den öffent-
lichen Blättern nambaft gemalt wurden, gingen bis in das
ben, und erst am 29. Juni verließ der Kapitän, als der letzte,
sein Schiff. Noch mehr als zwei Monate hielt das Wrack zu-
janimen, allmälig rissen die Wellen eine Planke um die andere
weg, und ein furchtbarer Sturm, von dem man auch sagen
konnte, daß er die Berge zerriß, denn er schlenderte ein Felsen-
stück, viele 1000 Ztr. schwer, in den Krater, zerbrach auch das
Schiff, und am andern Tage trieben die letzten Trümmer weit
umher in der aufgeregten See. Als der Kapitän Thrupp an's
Land stieg, war dasselbe schon zu einem behaglichen Aufenthalt
hergerichtet. Mit Ausbietung aller Kräfte hatte die gefammte
Mannschaft gearbeitet, gerettet, was zu retten war, um die Insel,
auf der ihnen Robinsons Schicksal blühte, zu einem leidlichen
Wohnsitze umzuwandeln. Die Insel ist beinahe eine Stunde lang
und eine halbe Stunde breit, steil fallen ihre Wände gegen- den
Krater hin ab, die höchste Höhe ist 860'; dort wurde sogleich
eine Signalstange ausgepflanzt, die englische Flagge an ihr em-
Porgezogen und ein Wachtposten aufgestellt, der melden sollte,
wenn ein Schiff heransegle; für die Nacht hatte man blaue Lich-
ter, Raketensignale, und eine kleine Kanone, die man an's Land