Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

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5. Der Kalkschiefer, dunkle, klotzige, massige Felsen 
bildend. 
6. Oberer Jurakalk. Der schwarze Marmor am Ell- 
Horn bei BalzerS. 
7. Der Hauptdolomit, eine im Rhätikon 1500—2000 
Fuß mächtige Schichte meist dunkelgefärbter Bitterkalle, welche 
durch ihre Mächtigkeit und weite Verbreitung ein höchst wich- 
tiges gebirgbildendes Material liefert. An Versleinerungen ist 
der Hauptdolomit in Liechtenstein und Vorarlberg sehr arm. 
Seine Brüchigkeit gibt Veranlassung zu zahlreichen Geröllschutt- 
Halden, welche bei anhaltenden oder plötzlichen Regengüssen daö 
Material zu den s. g. Rüfinen abgeben. Der Pflanzen«nfted- 
lung ist er meist sehr ungünstig. Man vergleiche z. B. den 
Gebirgsstock der drei Schwestern oder den Kamm deS Ochsen- 
köpf mit den Gehängen deS Triesner Kulm oder den Tristen 
des MelbunthaleS 
8. GypSundRauhwacke. 
9. Der Arlberg-Kalk bildet eine Schichte dunkler 
Kalke, welche häufig ein löcheriges zerfressenes Aussehen zeigen 
und ockerfarbige Flecken und Streifen besitzen. 
10. Die Partnachschichten bestehen vorwaltend aus 
schwarzen leicht zu fruchtbarem Loben verwitternden Mergeln. 
Ausgezeichnet ist ihr Vorkommen am Triesner Kulm. 
11. Der Virgloriakalk besteht aus dünn geschichteten, 
plattigen dunkelgrauen bis schwarzen Kalken. Am Grunde 
dieser Schichte liegt ein dunkler Mergelschiefer, welcher mit vor- 
erwähnten Partnachschiefer nicht zu verwechseln ist. 
12. Der Verrukano. Roth«? Sandsteine. In Liechten- 
stein stellt der Verrukano die älteste bekannte Bildung dar; 
die obersten Lagen dicht unter dem Muschelkalk sind bei uns 
(Gapfahlalpe) schiefrig von kirschrother Farbe. 
(Fortsetzung folgt) 
Vaduz, 1. April. Der uralte und doch immer wieder junge 
Frühling hat seinen Einzug bei uns gehalten und marschirt 
immer besser voran Im Februar war eS ihm noch zu früh, 
und er /hat sehr klug daran, denn ein allzufrühes Erwachen 
der Natur Ware gefährlich gewesen. Wenn .der kalte Winter- 
mann nun zu Hause bleibt und den zarten Blüthenjüngling 
nicht mehr heimsucht, bann fängt der CycluS der 4 Jahres 
zeiten gut an und verspricht ein recht gmeS Jahr. Der Win- 
ter war ganz außerordentlich mild und dennoch hat sodann 
die Blüthe nicht früher begonnen als gewöhnlich, hat aber in 
den letzten herrlichen Tagen sehr starke Fortschritte gemacht. 
Unser Frühlingsanfang ist nur zum kleineren Theile unmittel- 
bar aus der Sonne gekommen. Der Hauptantheil gebührt dem 
Föhnwinde auS der Sahara, der in Italien an verschiedenen 
Orten röthlichen Wüstensand auf die Erde streute, wie solcher 
auch in den verflossenen 20 Jahren mehrmals in der Schweiz 
räche; ehe der Abend herangekommen, waren die Lebensmittel, 
die auf vier Monate berechnet waren, sammtlich geborgen- die 
ganze Nacht fuhr man fort, die Kohlen auszuschiffen. Der Ka 
pitän hoffte zugleich, das Schiff zu erleichtern und so über die 
Sandbank zu bringen, aber umsonst; plötzliche sehr heftige Wind 
stöße rissen das Fahrzeug mehr als einmal von den Ankern loö 
und trieben es hinaus auf die offene See; einmal war es ganz 
aus der Sehweite gekommen, und die am Lande glaubten bei- 
nahe, man wolle aus und davon und lasse sie im Stiche; mit 
Mühe brachte die Dampfmaschine das Schiff wieder an's Land, 
und der Kapitän mußte, so schwer es ihn ankam, den Entschluß 
fassen, es auf den Strand laufen zu lassen. Mit voller Dampfes- 
kraft fuhr man gegen die Barre, ein Stoß, der das ganze Fahr- 
zeug vom Kiel bis zum Mast zittern machte, und das Schiff saß 
fest, aufrecht, unerschütterlich in den Sand gebettet; das Wasser 
fluthete in den Maschinenraum und löschte die Feuer — die stolze 
Megära war ein elendes, hilfloses Wrack. Die verrosteten Platten 
borsten und von Tag zu Tag füllte sich das Schiff mehr mit 
Wasser, doch gab es noch manchen trockenen Raum auf demsel- 
mit Schnee gefallen ist und denselben zur großen Verwunde- 
rung der Menschheit röthlich gefärbt hat. Als man diese Er- 
scheinung in den 50er Jahren in Graubünden zum ersten Male 
vor Augen hatte, stritten sich die Gelehrten darüber, ob der 
färbende Stoff von Pflanzen komme oder ein Mineral sei. 
Das Mikroskop wollte sich im Anfange zweideutig beweisen, 
bis dann aber mit Glanz dargethan wurde, daß eS ein feiner 
Sandstaub war, oder auch vulkanische Asche. In Liechtenstein 
wurden solche röthliche Sandregen noch nicht beobachtet. 
Ein seltenes Märzereigniß war jedenfalls das Hagelwetter, 
das sich im Verlaufe voriger Woche in Triefenberg entlud und 
dort ziemlich lang andauerte. In Triefen war der Hagelfall 
gering und nur einige Minuten, ging aber in einen kurzen 
Gußregen über. In den übrigen Gemeinden merkte man nichts. 
Auf der Schweizerseite steint besonders im Gamserberg Hagel- 
fall stattgefunden zu haben. Ein warmer Regen wäre jetzt 
jedenfalls sehr vorteilhaft, da der Boden schon bedeutend trocken 
ist. Doch es hat ja der April schon angefangen, der „Mär- 
zenstaub" ist vorüber, und so wird auch wohl bald die „Apri- 
lengülle" kommen, um im Herbste Kästen und Fässer zu füllen. 
Vaduz, 1. April. Mit 1. Mai soll ein Eilzug eingescho- 
ben werden, der Mittags von Schaan-Buchs abgeht und nur 
circa % Stunden nach Bregenz braucht. Es schadet nichls, 
wenn es künftig auf der Vorarlbergerbahn etwas schneller geht, 
besonders wenn man um den Ardetzenberg herum nach Feld- 
kirch will. 
Politische Rundschau. 
Oesterreich. Die österreichischen Blätter find gegenwärtig 
sehr arm an Nachrichten von Bedeutung aus dem Gebiete der 
inneren Politik, außer der schon in früheren Nummern unseres 
Blattes berührten Wahlreform, die nun auch vom Henenhause 
mit großer Mehrheit angenommen wurde und also nur noch 
der kaiserlichen Sanktion bedarf. Dafür macht die Wettaus- 
stellung mehr zu schaffen. Sie scheint für Wien aber auch be- 
deutende Schattenseiten zu haben. Wir entnehmen hierüber 
einem Wiener Korrespondenten der „Allgem. Ztg." folgendes: 
Je näher die große Weltausstellung heranrückt, um so 
theurer wird eS in Wien. Schon vor einem Jahre schlugen 
zuerst die Hauseigentümer diesen Ton an; gewöhnt, ohnehin 
die Miethpreise fortwährend zu steigern, nahmen sie nun , in 
Aussicht auf die Weltausstellung, die Kreide lieber gleich dop- 
pelt zur Hand. Innerhalb eines Jahres um 25—30 Prozent 
gesteigert zu werden, war noch mild; manche hätten sich Glück 
gewünscht, wenn sie mit 40—50 Prozent durchgekommen 
wären; einzelne Beispiele von Steigerung, die in den öffent- 
lichen Blättern nambaft gemalt wurden, gingen bis in das 
ben, und erst am 29. Juni verließ der Kapitän, als der letzte, 
sein Schiff. Noch mehr als zwei Monate hielt das Wrack zu- 
janimen, allmälig rissen die Wellen eine Planke um die andere 
weg, und ein furchtbarer Sturm, von dem man auch sagen 
konnte, daß er die Berge zerriß, denn er schlenderte ein Felsen- 
stück, viele 1000 Ztr. schwer, in den Krater, zerbrach auch das 
Schiff, und am andern Tage trieben die letzten Trümmer weit 
umher in der aufgeregten See. Als der Kapitän Thrupp an's 
Land stieg, war dasselbe schon zu einem behaglichen Aufenthalt 
hergerichtet. Mit Ausbietung aller Kräfte hatte die gefammte 
Mannschaft gearbeitet, gerettet, was zu retten war, um die Insel, 
auf der ihnen Robinsons Schicksal blühte, zu einem leidlichen 
Wohnsitze umzuwandeln. Die Insel ist beinahe eine Stunde lang 
und eine halbe Stunde breit, steil fallen ihre Wände gegen- den 
Krater hin ab, die höchste Höhe ist 860'; dort wurde sogleich 
eine Signalstange ausgepflanzt, die englische Flagge an ihr em- 
Porgezogen und ein Wachtposten aufgestellt, der melden sollte, 
wenn ein Schiff heransegle; für die Nacht hatte man blaue Lich- 
ter, Raketensignale, und eine kleine Kanone, die man an's Land
	        

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