Departements, wo sich die Freude zu laut kund gab, wischen
den Bewohnern und den deutschen Truppen statt. Offiziere
wurden besonders st.irk mitgenommen Die deutsche Behörde,
welche den Gefühlen, die sich in einem solchen Augenblicke
Luft machten, Rechnung trug, suchte nur die Gemüther zu be-
ruhigen."
Man versichert, die französische Regierung habe auf leb-
hafte Reklamationen Spaniens hin die Ausführung des Mini-
sterialbeschlusses vom 10 Oktober 1872 angeordnet, wonach
Don Carlos vom französischen Territorium ausgewiesen wird.
England. Die Hinterlassenschaft des Kaisers Napoleon
ist, nach Borschrift des englischen Gesetzes eidlich an beweg-
liebem Vermögen auf 120,000 Pfv. St. angegeben worden,
die ohne Vorbehalt der Kaiserin anheimfallen. Dem kaiserlichen
Prinzen ist, wie eS heißt, nur die Kaiserkrone vermacht wor-
den. Der Prinz ist am 16 ds. 17 Jahre alt geworden und
nach französischem Gesetze majorenn. Es werden bei diesem
Anlaß keine Festlichkeiten stattfinden; diese sind auf den Na-
poleonstag verschoben. Der kaiserliche Prinz kehrt in die Schule
von Woolwich zurück.
Italien. Unter dem Vorsitze der Gräfin Caracciolo Cigala
hat sich in Rom ein Damenkomite gebildet, welches Beiträge
für die Errichtung eines Monumentes zum Andenken an Annita
Garibaldi in Rom sammelt. Ueberschwänglicher Personenkultus.
Verschiedenes.
Für Landwirthe. Wer einen Kuhstall sehen will, wie
er sein soll, der besuche, wie „B.-Z." sagt, das Schloß Eben-
rain bei Sissach. Dasselbe gehört Hrn. Hühner, einem reichen
Fabrikanten aus dem Elsaß, der einen musterhaften Stall für
etwa 30 Kühe erbaut hat: geräumig, hell, warm und doch
nicht dunstig, gewölbt und doch nicht drückend, mit Rollpfor-
ten, der Boden cementirt, mit raschem, geregeltem Güllenablauf
und Ventilation: die Krippen zwei Fuß hoch, von Portland-
eement, reinlich wie ein Zinnteller; für jedes Stück abgekreuzt,
Barren niedrig, zum Aus- und Nieverschlagen; mitten ein brei-
ter, reinlicher Futtergang; die Köpfe der Thlere gegen diesen
Gang, ml» den Schwänzen gegen die Stallwände. Kurz, AlleS
pickfein, kostet aber auch 30,000 Franken. Dies AlleS läßt
sich aber auch sehr bäuerlich einfach und wohlfeil erstellen.
Gehet und sehet!
— Erdölquellen im Elsaß. Deutschland ist mit
seinem Bezüge von Erdöl bisher lediglich auf Amerika gewie-
fen gewesen; der Fund in Galizien und anderen Orten hat
daS amerikanische Erzeugniß bisher nicht zu verdrängen ver-
mocht. In diesem Verhältniß wird sich jedoch durch daS neu-
erlich nachgewiesene Vorkommen von Ervöl zu Schwabweiler
denn die ganze Platte, 6' lang und 4' breit, war so verrostet,
daß sie sich unter dem Druck der bloßen Hand bog, wie eine
dünne Zinkplatte. Da hielt kein Nagel und keine Schraube, da
half kein neuer Fleck auf dem alten Kleid und die Gefahr lag
vor aller Augen: verstopfe man ein Loch, so brechen drei andere
dafür auf. So blieb also keine andere Rettung, als Land zu
suchen. In die Capstadt zurückzukehren, war eine Unmöglichkeit,
denn man war über 400 Stunden von ihr entfernt und ein
steifer Westwind hätte die Rückfahrt beinahe unmöglich gemacht,
und gar nach Sidney war es eine Monatsreise! Zwar sind
mitten im Ozean kleine Inseln zerstreut und die konnte man in
einer Woche ungefähr erreichen, aber hielt das Schiff so lange
aus? Als man den Leck meldete, war die nächste Insel' „St.-
Pauls Eiland" über 500 Stunden weit entfernt; war es mög-
lich, dorthin zu gelangen, ehe das Schiff sinke? Tag und Nacht
stand die Mannschaft an den Pumpen, aber man wurde des ein-
dringenden Feindes nicht mehr Meister, deutlich hörte man das
Glucksen der Wellen im Schiffsraum. Unter Bangen und Sorgen
fuhr man weiter, ein starker Wind trieb das- Schiff außer dem
bei Sulz im Elsaß, einem vielversprechenden Berichte des Berl.
Act. zufolge eine große Umwandlung vollziehen. Das Vor-
kommen deS Erdöls ähnelt dort in außerordentlicher Weise, wie
namentlich Professor ForbeS, einer der ersten amerikanischen An-
gesehenheiten nachgewiesen hat, den pennsylvanischen Verhältnis-
sen. BiS jetzt sind erst zwei Schachte bis auf 70 Fuß abge-
teuft und von ihnen aus in die Sandflotze Stecken getrieben,
so daß das Erdöl an den Wänden herabrieselt, sich unten sam-
melt und dann durch die Fördermaschinen nach oben gebracht
wird; doch haben Bohrungen derartige Schichten noch in 100
Meter Tiefe nachgewiesen. Durch diesen freiwilligen Ausfluß
entledigt sich jedoch der Sand nicht seines gesammten Gewich-
teS an Oel; es bleiben vielmehr von demselben noch 2—10
Proz. in dem Sande enthalten, und man befördert deßhalb auch
den Sand nach oben und entölt auch ihn durch Destillation
in eisernen Retorten. Es ist nun aber sehr wahrscheinlich, daß
unter dem Sande gleich wie in Pennsylvanien, so auch im El-
saß die großen, mit Erdöl angefüllten Becken sich vorfinden,
von denen aus daS Erdöl den Sand durchsickert hat. Es kann
nur eine Frage der Zeit sein, diese Becken aufzufinden. Die
Berichte ausgezeichneter Geologen und Fachmänner liegen vor,
Dr. Vogler in Frankfurt a. M., Dr. Meyer in Uetersen, Berg-
Assessor GieSler, Professor ForbeS und KeateS, Chemiker der
städtischen Gaswerke in London k. Alle bestätigen die Mäch-
tigkeit der Erdöl führenden Ablagerungen, die Dr. Vogler von
Frankfurt z. B. auf.40 Millionen Centner schätzt, so weit sie
biö jetzt nachgewiesen und durch Bohrungen angezeigt sind. ES
ist selbstverständlich, daß die Gesellschaft, welche sich zur Aus-
beutung der Minen von Schwabweiler gebildet hat, neben Ab-
teufung mehrerer neuen Förderungsschächte auch mit Tief-
bohrungen beginnen wird, welche die eigentlichen Erdölquellen,
die Erdölbecken aufsuchen sollen. Das elsäßische Erdöl zeich-
net sich vor dem amerikanischen Erzeugniß dadurch auS, daß
eb Heller und vollkommen frei von Naphta ist; bei der gro-
ßen Erfparniß, die sich schon mit Hinsicht auf die Fracht von
Pennsylvanien nach den deutschen Häfen und von da nach
den deutschen Binnenplätzen ergibt, kann eS nicht fehlen, daß
die Ausbeutung der Minen von Schwabenweiler große Ge-
Winne ergeben muß.
Ein kühnes Reiterstückchen, wenn auch fast unfreiwillig, ist
vom Diener des Grafen Douglas zu Potsdam ausgeführt
worden. Derselbe ritt eines der Reitpferde seines Herrn auS.
Auf dem Heimritte in der Deltower Vorstadt, unweit des Bahn-
Hofes, da, wo der Obelisk steht, scheut das Pferd und geht
mit dem Reiter durch. Im rasenden Laufe geht es über die
Schienen dem Thore zu. Unmittelbar hinter dem Thore beginnt
die lange Havelbrücke, welche nach der Stadt hinüberführt.
Das Thier stürmt durch'S Thor auf die Brücke zu. Doch welch»
Dampf rasch vorwärts, jeder mit Angst durchlebte Tag, jede
schlaflos durchwachte Nacht brachte dem ersehnten Lande näher.
Jeder fühlte, daß nur die genaueste Ordnung, der strengste Ge-
horsam das Schiff retten könne; der Kapitän Thrupp, seiner
schweren Verantwortlichkeit wohl bewußt, handelte mit unerschüt-
terlicher Ruhe und Besonnenheit, Offiziere und Mannschaft stan-
den ihm treu zur Seite. Aber der Leck wuchs, alles mußte an
die Pumpen, unaufhörlich arbeiteten sie, dazu heulte ein wüthen-
der Sturm. Da zeigte sich auf einmal, daß das Wasser nicht
mehr steige, es mußte etwas von außen her in das Loch ge-
trieben worden sein und es verstopft haben; was aller Menschen
Kunst und Geschicklichkeit nicht vermochte, hatte eine einzige Welle
in einem Augenblicke zu Stande gebracht, und wenn auch der
Pfropfen wieder hinwegtrieb, so hatte die erschöpfte Mannschaft
doch für einige Stunden Ruhe. .Der 17. Juni brach an; ein
dichter Nebel verhüllte die Fernsicht, aber als er sank, da sah
man mit freudigem Erstaunen in der Entfernung von einigen
Stunden ein Felseneiland emporragen.
(Fortsetzung folgt.)