bildungSweise. Liechtenstein erscheint deshalb als natürliche
Grenze zwischen dem großen österreichisch-ba irischen GebirgS-
lande und dem durch seine Entstehungsweise von diesem so
verschiedenen Schweizergebirge.
(Fortsetzung folgt.)
Politische Rundschau.
Deutschland. Man sagt, Bismark werde nach Erledi-
gung der kirchenpolitischen Gesetze ganz auS dem preußischen
Ministerium ausscheiden.
Wie verlautet, ist der greise Feldmarschall General v.
Wrangel in diesen Tagen von einem Schlaganfall befallen
worden, und geben die Aerzte wenig Hoffnung auf seine Wie-
derherstellung. General v. Wrangel gehört der preußischen
Armee seit dem Jahre 1798 an, ist also an Aneiennität nur
um ein Jahr jünger als das Lebensalter des Kaisers beträgt.
Dreiundsünszig auS der französischen Zeit im Dienst ge-
bliebene elsäßische Justizbeamte leisteten den Diensteid und
schworen dem deutschen Kaiser Treue und Gehorsam.
Oesterreich. Vorarlberg. Die Reichsrathswahlen in den
Landgemeinden fielen wieder auf Dr. Oelz. Die Städtegruppe
und Handelskammer wählten den verfassungstreuen Landes-
Hauptmann Sebastian v. Froschauer.
In der Schweiz stehen gegenwärtig die kirchen-politischen
Streitigkeiten oben an. Bischof Lachat von Solöthurn, den
die Diöcefan-Conferenz absetzte, ist vor den Friedensrichter
geladen. Frl. Lindner von Basel hatte nämlich vor etwa 10
Jahren dem jeweiligen Diöcesanbischof von Basel, reiidirend
in Solothurn, 200,000 FrS. vermacht. Bischof ilachat soll
nun ohne den Diöcesanvorständen Rechnung zu legen, von die-
sen Capitalien gekündigt und cedirt haben. Da Bischof La-
chat und ein großer Theil der Diöcesangeistlichkeit seine Ab-
setzung nicht anerkennt, so hat er bis jetzt die von der Le
gierung auf dem Civilwege versuchte Herausgabe der Summe
und RechnungSablegung verweigert, der Friedensrichter hat
daher die gerichtliche Verfügung erlassen, daß im Vermögens-
bestände nichts geändert werden dürfe.
Gravbünden. Dieser Tage bemerkte man nach dem „B.
Tagblalt" in Ehur Schaaren italienischer Arbeiter. Ein solcher
Trupp durchzog mit origineller Musik, wobei die Rohrpfeife eine
Hauptrolle spielte, im Marschschritt die Stadt. Jeder hatte den
unvermeidlichen Regenschirm und ein Bündel bei sich. Sie wer-
den sich in der Schweiz zerstreuen, wo sie Arbeit finden. Im
Ganzen halten sich im Sommer in der deutschen und franzö-
fischen Schweiz 10 bis 20,000 italienische Arbeiter auf.
— Der Viehhandel in Graubünden nimmt mehr und mehr
zu. Deutsche und welsche Viehhändler sind wieder im Ober-
Himmel hielt alles auf Deck, was oben bleiben konnte und in
den sternenhellen Nächten schauten Matrosen und Ossiziere mit
gleicher Bewunderung zu dem schönsten Sternbilde des südlichen
Himmels — zu dem Kreuze. Doch ein Seemann muß auf alles
gefaßt sein: bald änderte sich das Wetter, Nebel und Storm
wechselten mit einander ab, „hoch zu Bergen aufgehoben schwillt
das Meer," und das Schiff wurde gleich einem trunkenen Manne
hin und her geschleudert, hohe Sturzseen schlugen über Bord
und wehe den Unglücklichen, welche sie trafen. Aber als am 9.
Juni des Vootmanns Pfeife zum Frühstück rief, da sah man an
den Tischen nur ernste Gesichter; in der Nacht war ein .,Leck"
gesprungen, nicht ein kleiner Riß, den man mit den Pumpen
leicht bewältigen konnte, sondern ein wirkliches Loch,' durch das
der Strom des Meeres sich in des Schiffes Naum ergoß, so
daß das Wasser jede Stunde um einen Zoll stieg. Man be-
mannte eiligst die Pumpen und arbeitete mit aller Anstrengung,
und welche Freude, als "man das Wasser sinken sah; aber sie
währte nicht lange. Denn wenn ein eisernes Schiff plötzlich ohne
allen Unfall ein Loch bekommt, so ist der Schaden kein mibe-
land herumgegangen und haben zu -sehr hohen Preisen Thiere
angekauft. In Tawetsch wurde für ein zweijähriges Rind 410
Fr. bezahlt, in MedelS für einen Jährling 250 Fr., in Ra-
vuis für eine mittlere Kuh 620 Fr., in TrunS für eine Mese
und Erstmelch 65 Marengin. Für die Märzenkälber machten
sich romanische und italienische Viehhändler Konkurrenz und eS
wurden per Stück 5 bis 7 Marengin bezahlt; aber dennoch
haben diejenigen, welche die nassen Kälber um 50—60 Fr. los
geschlagen und dann die Milch zu 20 Rp. per Maß verkauft haben,
noch bessere Geschäfte gemacht. Für Ziegen und Schafe wird auch
viel bezahlt. Die Kitze sollen nicht sehr gesucht sein, weil vom
letzten Jahre noch eine Menge Felle nicht verkauft seien. Ein
einziger Händler soll noch 14,000 Stück Felle besitzen, die er
letztes Jahr um 62 Fr. per Dutzend nicht hergeben wollte,
während ihm gegenwärtig trotz der Spesen, die er hatte, für
das Dutzend nur 40 Fr. geboten werden.
Der erste schweiz. Vergnügungszug zur Weltaus-
stellung nach Wien geht Sonntag den 18 Mai, Mittag 1
Uhr, von Rorschach ab. Die Ankunft in Wien erfolgt Mon-
tag früh 8 Uhr. Der Aufenthalt daselbst dauert 10 Tage, 1
Tag in München bei der Rückfahrt. Die Fahrt kostet hin und
zurück für 2. Klasse Fr. 64, für 3. Klasse 44. Für die Theil-
nehmer sind in Wien^250 Zimmer jedes mit 2 Betten kontrahirt
und Wünschendenfalls werden Logement und Bett auf 10 Tage
für Fr. 44 abgegeben. Schriftliche Bestellungen sind spätestens
bis 8. April an R. Löwenthal, Zigarrenhandlung in Zürich,
einzureichen. Die BilletauSgabe mit vollständigem Reiseprogramm
findet den 15. April statt. In Wien hat die Reisegesellschaft
Extra-Führung.
Frankreich. Die Freude und der Jubel über die endliche
Räumung Frankreichs von deutschen Truppen ist allgemein;
in den Departements noch stärker alS selbst in Paris und
Versailles. Namentlich hat sich Thiers für das Verdienst,
durch seine Anstrengungen dieses Resultat herbeigeführt zu
haben, einen bedeutenden Stein bei den Franzosen in'6 Brett
gelegt. Er wird von allen Seiten beglückwünscht, sogar von
auswärtigen Herrschern. Die Nationalversammlung ootirte
ihm den Dank des Landes.
* Im präsidenlschaftlichen PalaiS treffen Dankadressen an
Thiers in Massen ein. Der größte Theil derselben verlangt
zugleich, daß der Präsident alle seine Bestrebungen darauf
richte, die Herstellung der endgiltigen Republik vorzubereiten.
In der Provinz hat die Nachricht vvn dem RäumungS-
vertrage große Begeisterung erregt; an vielen Orten, unter
anderen in Orleans, wurde illuminirt. In den von den deut
schen Truppen noch besetzten Departements ging es nach Er-
halt der Räumungsnachricht etwaS stürmisch zu. Bien Public
schreibt darüber: „Einige Raufereien fanden in den besetzten
deutender, so ist das Mißtrauen nur allzusehr gerechtfertigt, ob
rncht eine der Eisenplatten schadhast sei, aus offener See kann
diese nicht wieder hergestellt werden und dann sind die Minuten,
die man noch zu leben hat, gezählt. Ein Kampf auf Leben , und
Tod mit dem tückischen Elemente begann. Bor allem mußte man
den Leck finden, ob man ihn nicht verstopfen oder vernieten könne;
aber das Suchen darnach war eine mühselige Arbeit; wie Molche
uud Salamander krochen die Ingenieure, die sich dieser Arbeit
unterzogen, in des Schiffes unterstem Raum umher, oft halb,
oft ganz Übergossen von dem schmutzigen Kielwasser, das bei dem
Rollen des Schiffes von einer Seite zur andern geschleudert
wurde. Sechs Tage währte es, bis man endlich die schadhafte
Stelle fand; gerade unter dem Hauptmaste war in einer Eisen-
platte, die eine der Schifförippen bildete, ein Loch, 2 Zoll lang
und IV2 Zoll breit, kleiner, wie es den Anschein hatte und doch
groß genug, um im Srreite des Menschen mit dem Elemente
dem letzteren den Sieg zu verschaffen. Man versuchte alles, um
dem hereinfluthenden Wasser Einhalt zu thun, aber vergeblich,
man konnte keine neue Platte auf die alte schrauben oder legen,