Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

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legung folgen lassen. Er halt die Behauptung aufrecht, Oe 
sterreich habe materiellen Beistand nach der Kriegserklärung 
versprochen, diese Entscheidung sei in einem Ministerrattte 
gefaßt worden, aber es habe Zeit verlangt, um sich vorzube- 
reiten und einen Grund zum Bruch mit Preußen zu erhaltet!. 
Beust habe in letzterer Beziehung den Vorschlag gemacht, tjie 
Ausführung deS Prager Friedens zu fordern. j 
Der Vorarlberger Landesverein der Verfassung^- 
freunde hat am 5. d. in Feldkirch getagt und unter dem Voj> 
sitze deS Obmanns Ganahl Resolutionen gefaßt. Es Wime 
eine Petition deS Vereins um Ausführung der Arlbergbah? 
und der Rheinkorrektion verlesen und angenommen. Gege^ 
die Haltung deS jetzigen Landtages wurde Protest eingelegt, 
denn es liege eine Lächerlichkeit darin, daß ein verfafsungs- 
feindlicher Landtag, trotzdem er den ReichSrath nicht anerkennt^ 
an den Reichsrath petitionire, wenn daS Land Hülfe brauche, 
wie in der Angelegenheit der Arlbergbahn und der Rheinkor- 
rektion. Drei andere Resolutionen, welche angenommen wur- 
den, sprechen sich gegen den Beschluß deS Landtages um Auf- 
Hebung der geheimen Abstimmung und strenge Durchführung 
der Schulgesetze und der Wahlreformvorlage aus. 
Verschiedenes. 
Aus Genua, 10. Januar, berichtet man dem „Bund" 
über einen Tunnelein stürz: In dem 3254 Meter langen Tun- 
nel (Galleria bei Giovi) zwischen den Stationen Busalla und 
Pontedecimo (Linie Allessandria-Genua) ist heute Nacht um 
halb 12 Uhr, kurz vor dem Eintreffen des Schnellzuges in Bu- 
salla, ein bedeutender Theil deS Gewölbes eingefallen, ohne 
daß jedoch Jemand dabei um's Leben gekommen wäre. In 
Folge deS lang andauernden Regens hatte das Gewölbe aller- 
dingS schon an mehreren Punkten gelitten, und ein bevor- 
stehender Einsturz war daher vorauszusehen, dessenungeachtet 
aber passirten sämmtliche Züge. Ein gestern Abend aus Ge* 
nua kommender Lastenzug bemerkte nun bei der Durchfahrt des 
Tunnels, daß auf einer Seite das Gewölbe schon theilweise 
eingestürzt war und weiterer Einsturz drohe, konnte jedoch ohne 
weiteres Unglück passiren, und avisirte den in Busalla stehenden 
mit Reisenden vollgepfropften und eben zur Einfahrt in den 
Tunnel bereiten Schnellzug, daß die Passage unmöglich sei 
Von der Station wurden sofort Sachverständige und Arbeiter 
in die Gallerie hinabgesandt, welche nach Verlauf von zwei 
Stunden mit der Nachricht zurückkamen, daß zu Fuß die Gal- 
lerie noch zu passiren sei. Eine große Anzahl der Reisenden, 
Welche durchaus in der Nacht noch nach Genua wollten, wagte 
sich, begleitet von Fackelträgern, in den Tunnel hinein. Doch 
kaum hatten diese Muthigen die Hälfte des Weges zurückge 
legt, als ein dumpfes Getöse einen weiteren Einsturz verkündete. 
Die Folge davon war ein: „Rette sich, wer kann," und un- 
beschreibliche Konfusion unter Männern, Frauen und Kindern. 
Räch langem Dauerlauf langten sie athemlos in Busalla an, 
wo man nun bis zum Morgen bleiben mußte, nm mit Wagen 
(wer das Glück hatte, einen zu sinden) nach Pontedecimo ge- 
langen zu können. Ein wahres Wunder ist es zu nennen, 
daß bei diesem Einsturz nicht ein Menschenleben zu Grunde 
ging. Der eingestürzte Theil soll eine" Länge von etwa 1000 
Schweizerfuß betragen. Nach einer andern Version soll der 
Schnellzug bereits in die Gallerie eingefahren und auf die ein- 
gestürzte Masse gestoßen fein, ohne jedoch irgend einen Schaden 
zu nehmen. Die Reisenden wollten die übrige Strecke des 
Tunnels zu Fuß zurücklegen, hatten jedoch kaum hundert 
Schritte gemacht, als vor ihnen ein neuer Einsturz erfolgte. 
Sie kehrten von Schreck erfüllt zum Zuge zurück, welcher sie 
langsam nach der Station zurückführte. Der Personen- und 
Warenverkehr wird daher auf längere Zeit zwischen Genua 
und Alessandria unterbrochen sein, waS besonders für den 
Handel von unberechenbarem Schaden sein wird. 
Aus Neapel. In Neapel herrscht seit etwa drei Wo- 
chen schönes, warmes Frühlingswetter. Kein Wölkchen ist am 
blauen Himmel zu sehen; Gemüse und Obst reifen in solcher 
Fülle, daß sie auf den Märkten zu den billigsten Preisen zu 
haben sind. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler. 
Amtliche Anzeigen. 
Kundmachung. 
Die Eintragungen in ^das diesgerichtliche Handelsregister 
werden im laufenden Jahre in der „Liechtensteinischen Wochen- 
zeitung" veröffentlicht werden. 
F. L. Landgericht. 
Vaduz, den 1. Jänner 1873. 
Keßler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 


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Jos. Schauer. 
Thermometerstand nach Reanmnr in Bavuz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Jänner 15 
+ 3 
+ 7% 
+ % 
halb-hell 
tt 
16. 
+ IV2 
+ 6% 
+ 2 y 2 
bedeckt 
* 
17. 
0 
+ 3 
+ 2 
Nebel, dann hell 
w 
18. 
+ 2% 
+ 5 
+ 4 
bedeckt, Regen 
* 
19. 
+ 1% 
+ 8 
+ 7 
bedeckt, Föhn 
V 
20 
8 
+ 9y 4 
+ 4*4 
bedeckt, Föhn 
tt 
21. 
+ 1 
+ 4% 
0 
bdckt.Schneegestöb. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
22. Jänner 100 fl. Silber 106.90 
20-Frankenstücke 8.67 % 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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