der Burg gewährt. Der Thurm, welcher den ältesten Be-
standtheil des jetzigen Schlosses Vaduz bildet, scheint allerdings
schon dem 9. Jahrhundert anzugehören, auch mag richtig sein,
daß. er dem Herrn von Werdenberg zum Trotze erbaut wurde.
Als die ursprüngliche Stammburg der Montfort wird gewöhn
lich Mmontfort bei dem Dorfe Fmxern bezeichnet, andere aber
halten Starkenstein am Passe vom Rheinthal ins Toggenburg
dafür.
Den Namen v. Montfort scheint zuerst ein Zweig des
Grafen von Bregenz geführt zu haben. Wie wir bereits
früher erwähnt haben, gehörte das niedere Rätien diesem letzten
Geschleckte In Niederrätien entstanden nach und nach ein<
zelne Herrschaften wie Montforr, Werdenberg, SarganS und
Vaduz und diese scheinen späterhin einzelnen Seitenlinien der
Grafenfamilie zugefallen zu sein. Diese Seitenlinien nannten
sich dann, gemäß der seit dem 11. Jahrhundert geltenden Sitte
nach ihren Besitzungen v. Montfort, v. Vaduz :c. Im zwölf
ten Jahrhunderte vereinigte Ulrich, der Bruder des letzten Grafen
von Bregenz, die obgenannten vier Herrschaften in seiner Hand.
Er nannte sich v. Montfort, weil er diese Herrschaft zuerst inne
hatte. Seine Besitzungen gingen auf seine Söhne über, die
aber beide kinderlos starben. Erbe ihres Namens und ihrer
Grafschaften wurde Hugo IV. Pfalzgraf von Tübingen. Zu
der Erbschaft gelangte derselbe auf folgende Weise: Der Letzte
des HauptstammeS der Grafen von Bregenz, Rudolf, welcher
1142 starb, hatte eine Tochter Elisabeth, die sich mit dem
Grafen Rudolf v. Pfullendorf vermählte Der Sohn des
Letztern wurde Erbe des Bregenzergrafen und nannte sich Graf
v. Bregenz-Pfullendorf. Er starb ohne männliche Erben, hatte
aber zwei Töchter. Die Eine derselben, Elisabeth, vermählte
sich mit dem Pfalzgrafen Hugo III. von Tübingen und wurde
Mutter der Söhne Rudolf und Hugo IV. Ersterer erbte die
Güter seines VaterS, Letzterer trat als Erbe deS Geschlechtes
v. Montfort ein, da er mit seinem Bruder mütterlicherseits der
nächste Verwandte der nun ausgestorbenen Seitenlinie des
Grafen v. Bregenz war. Hugo nannte sich von nun an Graf
v. Montfort und ist als solcher der erste seines Namens. Das
Erbe scheint er um das Jahr 1180 angetreten zu haben
(Fortsetzung folgt.)
Politische Rundschau:
Deutschland. Fürst Bismarck ist nach längerer Abwesen-
heit von seinem Landsitze wieder in Berlin eingetroffen und hat
im preußischen Abgeordnetenhause an der Debatte Mer da6 pro-
visor. Civilehegesetz durch eine längere Rede Theil genommen.
Die nächste Veranlassung dazu gaben ihm die Vorwürfe, welche
der altkonservative Abgeordnete v. Gerlach gegen ihn geäußert
„Mir auch, Bucephal!" —
Wieder versanken die beiden Babylonier in trübseliges Schwei-
gen, welches nur hin und wieder von tiefen Seufzern unterbro-
chen wurde, bis endlich Bucephal ausrief:
„O, Kalmäuser, laß uns wieder zurückkehren zu unseren
Hausgöttern zur Alma Mater und zum ausgestopften seligen Mops!
Wenn wir den Rest des Kapitals vernünftig anwenden, so kön-
nen wir beide noch auf sehr honette und anständige Art durch
die Welt kommen. Was meinst du zu meinem unmaßgeblichen
Vorschlag?"
„Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig," stöhnte Kalmäu-
ser sich ermannend. „Uebrigens vergissest du die Hotelrechnung,
Bucephal. Klingle gefälligst einmal!"
Bucephal schellte wie rasend.
„Ja, wir wollen zurückkehren," fuhr Kalmäuser fort, indem
er nach Fassung rang. In Zukunft wollen wir „fein säuberlich
leben", wie Falstaff sagt, der leider zu lange unser Ideal gewe-
sen ist."
Der Oberkellner erschien und Bucephal heischte die Rechnung.
hat In denselben wiederholt Gerlach die Worte, welche Bis-
marck vor 25 Jahren über das Verhältniß zwischen Kirche u.
Staat ausgesprochen hat, und erwähnt, daß dieselben mit der
jetzigen Politik deS Reichskanzlers in grellem Widerspruche ste-
hen. Bismarck erwiderte hieraus, daß er sich nie geschämt habe,
seine frühere Stellung nach seiner persönlichen Einsicht zu än-
dern. Er sei kein Parteiglied mehr, sondern Minister und müsse
als solcher seine persönliche Meinung dem Staatsgedanken un-
terordnen. — Das Civilehegesetz ist indessen in der Sitzung
vom 20. d. M. im Sinne der Regierungsvorlage angenommen
worden. — Die Cholera in München ist den neuesten Gülle-
tinS zu Folge in beträchtlicher Abnahme begriffen.
Oesterreich. Franz Deak, der berühmte ungarische Volks-
mann, ist durch Alter und Krankheit gebeugt, vom Schauplatze
seiner bisherigen Thätigkeit zurückgetreten. Mit ihm verliert die
Deakpartei, welche seit dem 1866er Ausgleiche die Geschicke
Ungarns fast ausschließlich geleitet hat, ihren Gründer und ihre
Seele. Sein Rücktritt ist unter der gegenwärtigen Lage der
Dinge in Ungarn als ein schwerer Schlag zu betrachten. —
Ueber die ungarische MinisterkrisiS, die man bereits für beseitigt
hielt, vernimmt man, daß der Kaiser das Entlassungs-Gesuch
deS Finanz- und CommnnicationsmmisterS angenommen, jedoch
den Wunsch ausgesprochen habe, dieselben möchten noch solange
im Amte bleiben, bis die Nachfolger" für sie gefunden feien.
Diese Nachfolger herauszufinden möchte wohl jeder Partei schwer
fallen, da man jetzt schon ohne Mühe herausrechnen kann, daß
Ungarn, wenn es seine neue Anleihe für daS Defizit verzehrt
hat, noch immer ein Defizit von 40—45 Millionen zu decken
haben wird.
— Herr v Ofenheim, der frühere Generaldirektor der Lem-
berg-Czernowitzer Bahn, ist in Wien wegen großartigen Be-
truges verhaftet worden.
Schweiz. Zum Bundespräsidenten für 1874 wurde ge-
wählt Hr. Schenk; als Vizepräsident im zweiten Wahlgange
Hr. W e l t i mit 77 Stimmen (Hr. Scherer, der mit ihm ton-
kurrirte, erhielt 55 Stimmen); Bundesgerichtspräsident Hr.
B l u m e r; Vizepräsident Hr. Morel und Ersatzmann des
Bundesgerichteö Hr. P i c t e t.
Frankreich Bazaine wird seine 20jährige Haft auf
Sainte Marguerite, einer schönen Insel des Lyoner Golfes,
abzubüßen habeil. — Ueber die öffentliche Meinung und daS
Urtheil über Bazaine spricht sich ein Pariser Korrespondent der
A. Allg. Ztg. wie folgt aus: Der Ausgang des Bazaine'-
schen Prozesses hat anfangs eine allgemeine Befriedigung her-
vorgerufen, indem man in der Verurtheilung deS Marschalls
eine Rettung der nationalen Ehre, eine Art Revanche erblickte.
Jetzt sind dagegen die Geister schon etwas zur Besinnung ge-
kommen, und da gehen die Ansichten und Gefühle auSeinan,
Nach Verlauf einer halben Stunde wurde sie gebracht. Sie war
so lang wie Leporello's Register und erreichte die enorme Höhe
von hundertzehn Thalern."
„Seufzend legte Kalmäuser den letzten Hundertthalerschein
auf den Tisch und nahm dann aus seinem Portemonaie noch zehn
Thaler, womit die Rechnung beglichen war.
„Wir haben jetzt noch dreiundzwanzig Thaler, Bucephal,"
sagte er zu seinem Freunde Das ist der ganze schäbige Rest!
„Die langen wenigstens zur Heimfahrt," tröstete Bucephal.
„Wir können dsch von uns sagen, Kalmäuser, daß wir einmal
eine flotte- Zeit gehabt haben in unserem Leben. Das ist auch
schon etwas Werth!"
„Aber mit fünftausend Thalern doch ein Bishen zu theuer be-
zahlt! O, Bucephal, wir sind ein paar rechte Esel gewesen! Ueber-
morgen werden wir wieder in unserer Bude sitzen und keinen
Pfennig im Vermögen haben . . . O, ich möchte mich todt-
schießen, Bucephal!"
„Das wäre Unfinn in höchster Potenz, Kalmäuser! Pfui/
pfui! Auf, ermanne dich! sei ein starker Philosoph! Wer weiß?