Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

Liechtensteinische 
Vaduz, Freitag 49. den 26. Dezember 1873. 
Die liechtensteinische Wochenzeitung erscheint jeden Freitag. Sie kostet für das Inland ganzjährig 2 ff., halbjährig 1 fl.iofr. sammt 
Postversendung und Zustellung in's Haus. Mit Postversendung für Oesterreich ganzjährig 2 fl. 50 kr., halbjährig 1 ff. 25 kr.; für daö 
übrige Ausland ganzjährig 2 si., halbjährig 1 ff. 10 kr. ohne Postversendung. — Man abonnirt für das Zn- und Ausland bei der 
Redaktion «in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — Einrückungsgebühr für die 2gespaltene Zeile 5 kr. — Briefe und Gelder 
werden franco erbeten an die Nedaction in Vaduz. 
Abonnements-Einladung. 
Die liechtensteinische Wochenzeitung wird im Jahre 
1874 wie bisher jeden Freitag erscheinen. Sie kostet^für 
das Inland ganzjährig 2 fl., halbjährig l fl. sammt'Ki^ 
stellung ins Haus; für Oesterreich ganzjährig 2 fl. 50,"1 
halbjährig 1 fl. 25 mit Postversendung; für das übrige 
Ausland ganzjährig 2 fl., halbjährig 1 fl. 10 ohne Post-1 
Versendung. Bestellungen nehmen im Jnlande entgegen:! 
für Vaduz, Triefen und Triesenverg: Briefbot 
Seeger von Vaduz, 
für Balzers: Landweibel Frommelt, 
für Schaan: Briefbot Risch, 
für den Eschnerberg: Briefbot Gstöht v. Eschen. 
Auswärtige Abonnenten abouniren . bei der Redaktion 
in Vaduz oder bei den betreffenden Postämtern. — Briese 
und Gelder werden franco erbeten. 
Ferner machen wir darauf aufmerksam, daß wir das 
Material einer jeden neuen Zeitungsnummer regelmäßig 
Dienstag Abend in die Druckerei nach Feldkirch senden. 
Deßhalb mögen Inserate und Einsendungen, welche noch 
in der neuen Wochenausgabe berücksichtigt werden sollen, 
vor Dienstag Abend an die Redaktion gerichtet werden. 
Endlich empfehlen wir unser Blatt den Tit. Gemeinde- 
behörden und Privaten zu Kundmachungen jeder Gattung. 
Vaduz, den 23. Dezember 1873. 
Die Redaktion. 
Vaterländisches. 
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte. 
18. Die Grafen v. Montfort. 
i In den letzten Artikeln berührten wir in einigen allgemei 
nen Zügen die Lage der Stände im Mittelalter und erinner- 
^ten damit an die dqlnaligen Zustande überhaupt. Im folgen- 
den soll nun wieder speziell über eine Herrscherfamilie berichtet 
werden, welche Jahrhunderte hindurch im Befitze unseres Lan- 
des war und deren Geschichte daher für uns besondern Werth 
hat. Es find das die Grafen v. Montfort. Ueber die Her- 
kuyft dieses Geschlechtes gibt es zwar viele Sagen, aber wenig 
zuverlässige Nachrichten. Nach einer Familiensage wären die 
Montfort schon lange vor Christus als ein angesehenes Ge- 
schlecht der EtruSker mit diesem Volke eingewandert. Eine 
andere Sage läßt sie in Italic« des christlichen Glaubens wegen 
verfolgt werden, weßhalb sie Dach Rätien geflüchtet seien. In 
Folge dieser unv ähnlicher Überlieferungen legten alte Chroni- 
sten manchem Ritter des ersten Jahrtausends den Namen Moni- 
fort bei. Allein diese Angaben verdienen keinen Glauben, da 
damals die Herren ßch noch gar nicht von ihren Burgen 
nannten. 
Man weiß auch von zwei Brüdern aus diesem Geschlechte 
zu erzählen, deren bittere Feindschaft zur Erbauung der Burg 
Vaduz geführt habe. Der Eine, Wolfram, sei Herr von 
Werdenberg gewesen, der Andere, Konrad, habe seinem Bruder 
zum Trotze, auf einem Felsen, Werdenberg fast gegenüber, einen 
starken Thurm gebaut, um von diesem auf jenen aufzulauern. 
Konrad nannte feine Burg V»!6useK (Süßthal), woraus spater 
der Name Vaduz entstand. Diese Bezeichnung habe er wegen 
der lieblichen Aussicht gewählt, welche das schmale Thal hinter 
Feuilleton. 
Flotte Bursche. 
Humoreske von Felix Lilla. 
(Fortsetzung) 
2. 
Sechs Wochen waren nach der erzählten merkwürdigen Be- 
gebenheit verflossen. 
Die beiden Frennde saßen im elegantesten Zimmer des fein- 
sten Hotels eines Modebades, welches 40 Mellen vom Schau- 
platz des ersten Kapitels entfernt liegt. Sie waren gekleidet wie 
Stutzer erster Klasse, sahen aber ganz jämmerlich aus. Mit 
fahlen Gesichtern und stieren glanzlosen Augen saßen sie lange 
einander schweigend gegenüber, sich gegenseitig vorwurfsvoll an- 
starrend. 
„Wie viel Geld haben wir Eigentlich bis jetzt durchgebracht?" 
fragte endlich Bucephal. ***- 
„Frage nicht!" stöhnte Kalmäuser dumpf. 
„Bitte, Kalmäuser, mache mir den Standpunkt klar! Sage 
mir, wie viel Geld ist noch in der Kasse?" 
„Ich habe noch einhundertdreißig Thaler in der Tasche und 
einige Silbergroschen. Aber wie ist es mit dir? Hast du nicht 
noch einen Hundertthalerschein?" 
„Der ist längst flöten gegangen zu seinen Brüdern. Ich 
habe keinen Maravedi mehr!" 
„Also haben wir —" ; 
„In sechs Wochen viertausendachthundertsechsundsechzig Thaler 
durchgebracht, einige Silbergroschen nicht gerechnet. 
„O, o, o! Wie ist das nur möglich?" 
„Wir haben gespielt —" 
„Und regelmäßig verloren. Mopsglück gleich Spielpech — 
das ist nunmehr für uns ein Erfahrungssatz!" 
„Dabei haben wir im Allgemeinen gelebt, wie die Babylouier 
zu den Zeiten des großen Kambyses!" 
„Ich hätte nie geglaubt, Kalmäuser, daß das lustige Leben 
so theuer sei! Wir haben freilich soviel Champagner getrunken, 
daß er mir nun schon zum Ueberdruß ist."
	        

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