Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

machen. Wie sie freilich zurückkommen, ist nicht gesagt. Die 
Stadt Boston scheint übrigens großes Vertrauen zur Sache zu 
haben, denn sie bewilligte 5000 D. und das-Franklin-Institut 
interessirt sich ebenfalls dafür. ; 
Landwirthfchaftliches. Die Blindheit der Pferde 
ist eine häufige Erscheinung, während die Zandern HauSthiere 
selten daran leiden. Die Ursachen sind ^folgetide. 
i i) Die hohe Raufe, wobei daS Thie< mit emporgerichtetem 
Kopf das Heu zwischen den Sprossen hervorziehen muß. Hie- 
bei kommt eS außerordentlich oft vor, daß eine Aehrchenspitze, 
welche scharfe Widerhäckchen hat, in daS Auge sällt und sich 
da so festsetzt, daß eine Entzündung eintritt. Die hohe Raufe 
ist ein entschiedener Widersinn, das Thier weidet im wilden 
Zustand? vom Boden, nicht von den Bäumen. In den bessern 
Pferdeställen Englands und Frankreichs ist die hohe Raufe 
längst abgeschafft. 
2) Der scharfe, beißende Dunst in den Ställen, verbunden 
mit falschem Lichte. Die Entwicklung des scharfen Ammoniak- 
gafeS greift jedes Auge an und wirkt auf die Dauer schädlich, 
namentlich, wenn das Auge demselben bald stark, bald gar 
nicht ausgesetzt ist. Hier hilft am besten vollkommene Reinlich- 
kek der Ställe. Die Pferde lieben ein Helles, doch nicht grelles 
Licht, daS am besten von Oben oder von wenigstens zwei 
Seiten eindringen soll. Ist das eine Auge fortwahrend dem 
Dunkeln zugekehrt, so ist daS schädlich, besonders bei grellem 
Wechsel zwischen Licht und Finfterniß. 
3) Die Scheuleder ober Augenklappen. Die Augen der 
Pferde sind hauptsächlich nach seitwärts gerichtet; sind sie ge- 
nöthigt, sich fortwährend nur nach vorwärts zu richten, so 
werden die einen Augenmuskeln zu stark angespannt und die 
andern erlahmen. Erfahrungsgemäß haben die Scheuleder auch 
keinerlei Nutzen betreffend das Scheuwerden. 
4) Die Peitsche. Nur zu oft wird das Auge von derselben 
.getroffen, namentlich, wenn sie von rohen Fuhrleuten geHand- 
habt wird, welche den mangelnden Hafer durch Peitschenhiebe 
ersetzen zu können glauben. Durch Peitschenhiebe wird leicht 
daS Bersten eines Blutgefässes oder eine Entzündung hervor- 
gerufen. 
Ein einfaches und wohlfeiles Mittel, sehr frisches, beinahe 
eiSkalteS Wasser zu erhalten: man umhüllt eine gefüllte Flasche 
mit groben Leinen, das vorher tüchtig eingenäßt worden und 
fetzt die so bekleidete Flasche den Sonnenstrahlen aus. Die Ver- 
dunstung deS Wasserö im Leinen entzieht dem Wasser in der 
Flasche eine bedeutende Menge Wärme. 
Weltausstellung. In Wien ist jetzt eine Stiefelmaschine 
aus Amerika aufgestellt, die in wenigen Minuten ein Paar. 
Stiefel fix und fertig macht und das Wichsen mit besorgt. 
Sie arbeitet mit 30 Schusterkraft und eignet sich bei plötzlich 
eintretender Stiefeltheurung, StrikeS k., besonders für den Be 
trieb durch Aktiengesellschaften. Wenn eS an Leder fehlt meint 
ein boshaftes Blatt, so könnte man ja den Aktionären das 
Fell über die Ohren ziehen. 
Eine merkwürdige Störung brachte dieser Tage die Thurm- 
uhr der neuen St. StephanSkirche zu Hampstead zum Stehen. 
Ein Staar hatte nämlich sein Nest in das Werk hineingebaut 
und: zwitt so fest, daß eS nur mit großer Mühe entfernt 
werben konnte. DaS Wunder ist, wie ein Nest auf einer 
Spindel hat gebaut werden können, die jede Stunde Tag und 
NaHt einmal revolvirt. In dem Neste befand sich ein todteS, 
wie' eS schien fünf Ta^e alteS Vögelchen. 
Durch die baierischen Blätter ging kürzlich die Nachricht, 
daß in Attering bei Dingolfing ein dreijähriger Bube 
lebe, der 107 Pfund schwieg sei, einen Gart habe und rauche 
und esse wie ein Drescher und dazu etliche Maß Bier trinke. 
Dieses Ungeheuer von einem Kind ist nun gestorben. Das 
arme Kind soll förmlich in seinem Fett erstickt sein. 
Merkwürdige Erstndnng.* Ein Nordamerikaner langte 
vor einiger Zeit in Paris an, verlangte von der französischen 
Regierung, ein ausschließliches Privilegium für eine neue Er- 
findung, welche darin besteht, beim Drucken von Büchern für 
nächtliche Leser statt der Schwärze Phosphor anzuwenden und 
denselben am Papier zu fixiren, so daß beim Löschen des LichteS 
l die Buchstaben leuchten und der Text des gesammten Büches 
stammend erscheint. 
In St. Immer starb ein armer alter Holzhauer zu früh, 
um in die andere Welt die Freude mitzubringen, daß er in 
dieser soeben 6000 Fr. in der Lotterie gewonnen. Er hinter- 
läßt keine Verwandten und der Staat nimmt nun die Summe 
in seine Vaterarme. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Oeßentliche Feilbietung. 
Der Unterzeichnete verkauft Donnerstag, den 28. August, 
Nachmittags 1 Uhr im Gasthause deS Herrn Madlener in 
Ruggel auf dem Wege der öffentlichen Feilbietung zirka 20 in 
in der Gemeinde Ruggel liegende Grundstücke (Ackerland, WieS- 
grund, Streue- und Turbenmüder und Wald) unter folgenden 
Bedingungen: 
1) Werden bei Baarzahlung des Ankaufspreises innerhalb 
8 Tagen nach dem Versteigerungstage 7 Prozent Rabatt zu- 
gestanden. 
2) Wird im andern Falle eine Hälfte deS ^Ankaufspreises 
alS Baarzahlung innerhalb 8 Tagen unbedingt verlangt, für 
die andere Hälfte aber ein Termin von einem Jahr unter 
doppelter Sicherstellung des restirenden Betrages zugestanden. 
Josef H^lssur. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 15. August 
! 
i 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl. 
kr. 
fl 
kr. 
?. 
kr 
Korn 
4 
10 
4 
— 
3 
90 
I Roggen .... 
3 
— 
2 
90 
2 
80 
| Gerste 
2 
90 
2 
80 
2 
70 
Türken .... 
2 
80 
2 
70 
2 
60 
Hafer . . . . . 
1 
60 
1 
50 
i 
40 
Thermometerstand nach Reanmur in Badnz. 
Monat 
MorgniS 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
August 13 
+ 9% 
+ 17 
+ 16% 
hell. 
.. 14 
+14 
+21 
+17% 
fast trüb. 
. 15. 
+12% 
+ 19% 
+ 18% 
hell. 
„ 16. 
+12 
+22 
+19 
fast hell. 
. 17. 
+16 
+20% 
+ 18% 
halbhell; Abd.Gw. 
. 18- 
+ 12 
+19% 
+19% 
hell. 
19- 
+15 
+ 15 
+ 15 
trüb; Reg. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
20. August 100 fl. Silber . . 105.50 
20-Frankenstücke . . . . . ... . 8.91 
Druck von Heinrich Grass in Feldkirch.
	        

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