Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

ständig; der Kanal ist gefüllt mit Leichen. Der Feind zählt 
80,000 Kampfunfähige. Man verfolgt die Preußen, welche 
ihre Bagage im Stiche lassen; ihre erste Armee flieht über 
ChalonS, Verdun, Thionville, Koblenz, Mainz bis Königsberg. 
Die zweite Armee, an der Loire geschlagen, flieht über Nancy 
und Metz. ^Die dritte flieht durch das Elsaß. Unsere drei 
stegreichen französischen Armeen rücken bis Berlin vor, wo man 
Papiere auffindet, die Rußland, Italien und Spanien kompro- 
mittiren, und man rückt über Berlin hinaus. Unsere drei Ar« 
meen vereinigen sich vor Königsberg und liefern den vereinigten 
Preußen und Russen eine Schlacht. Rußland streckt die Waffen, 
man unterzeichnet einen Frieden mit ihm. Preußen hört auf 
zu existiren. Polen wird hergestellt. Oesterreich gibt die pol« 
nischen Provinzen heraus, aber wird nach der Seite von Grie- 
chenland hin entschädigt. Die Grenzen Frankreichs erstrecken 
stch bis Frankfurt und umfassen einen Theil von Baiern. Der 
Papst erlangt seine Rechte wieder. Italien, geschlagen, wird 
in drei Königreiche getheilt. Der kranke Papst stirbt gegen 
das Ende des italienischen Feldzuges. Herstellung der legitimen 
Fürsten in Spanien." 
Die Räumung der bis jetzt von den Deutschen besetzten 
Departements Frankreichs ist vollendet; am 2. August wurde 
Belfort übergeben, am !. August kam General Manteuffel mit 
seinem Stabe in Verdun an, wo er von den deutschen und 
französischen Behörden am Bahnhofe empfangen wurde. Verdun 
wird bekanntlich durch 6000 Mann bis Mitte September, bis 
die gänzliche Abzahlung der Kriegsschuld vollendet ist, besetzt 
bleiben. Der Abmarsch hat mit preußischer Präzision stattge- 
funden; nirgends haben sich feindselige Kundgebungen von 
Seite der Bevölkerung gezeigt. Der Abschied zwischen den 
deutschen Militär- und den französischen Civilbehörden in Toul 
ist fast ein herzlicher zu nennen. Unglücksfälle der schwersten 
Art haben dagegen bei den deutschen Truppen statt gefunden. 
In Sedan fielen in Folge der großen Hitze eine Anzahl Sol- 
daten todt nieder, mehrere liegen noch krank darnieder. 
In Rosenfeld fielen am 31. Juli acht Mann von der aus 
Badensern bestehenden BesatzungSmannschajt des Hohenzvllem 
auf ihrem Rückmarsch nach ihrem frühern Garnisonsort Frei- 
bürg nieder und starben. ES sind Vorkehrungen getroffen, daß 
bei der heißen Witterung die Märsche nur zur Nacht statt- 
finden sollen. Auch wird laut Untersuchung der preußischen 
Parforcemarfchirmanie verlangt. Den^ai^ Frankreich heim^ 
kehrenden Truppen wurde und wird noch* in den badischen, 
württembergischen und bayrischen Ortschaften ein warmer Em- 
pfang zu Theil. 
AuS den elsäßisch-französischen Grenzorten mehren sich die 
Nachrichten von Streitigkeiten zwischen den Elsaß-Lothringern 
und den Franzosen, welche letztere den elfteren Vorwürfe machen, 
daß sie daheimgeblieben und nicht ausgewandert sind. In 
Folge dessen ist die Stimmung zwischen den Grenzbewohnern 
eine ziemlich erbitterte geworden, und dieß hat in der neuesten 
Zeit die Vermehruug der Gendarmerie nach sich gezogen. 
Spanien» Ueber die Einnahme von Sevilla und die 
Schandthaten, welche die Aufrührer noch in den letzten Augen- 
blicken des Kampfes verübt haben, berichtet ein Telegramm, 
welches der Minister des Innern in der Kammer verlas: „Ge- 
stern, 29., war ein Tag der Trauer, ganze Häuserviertel brannten 
in Petroleumflammen. Alles jetzt vorüber. Der Gouverneur 
hat Besitz ergriffen. Die verbrannten Hauser gehören meist 
zum Stadtcheile San Bartolome, Straße de Encisos und 
Santa MaAa la Blanca. Der Palast Altamira und fünf 
anstoßende Häuser in einen Aschenhaufen verwandelt. Bis 
San Nicolas erstreckte sich das Feuer. Einige Häuser an 
der Barikade und andere in der Straße del Eandilejo wurden 
von den Rebellen geplündert. Der Alcazar, das Consulat und 
die Kathedrale haben nicht gelitten. Stadtviertel de la Earne 
und benachbarte Gebäude zwischen den Thoren de la Carne 
und del Oratorio in Brand." Ein anderes Telegramm meldet: 
„Die Brände sind gelöscht. Den Rebellen wurden 70 Kanonen 
abgenommen. General Pavia hielt einen glanzenden Einzug 
an der Spitze der Truppen, von dem Volke jubelnd begrüßt." 
In den Cortes gab sich die größte Erbitterung gegen die 
Brandstifter und zumal gegen den General Pierrad, den leider 
entkommenen Rädelsführer in Sevilla, kund. Selbst ein Mit- 
glied der äußersten Linken, der Abgeordnete Payela, machte 
seinen Gefühlen in der charakteristischen Aufforderung Luft, eS 
möge doch Jemand aufstehen, den General Pierrad zu ver- 
theidiqen, damit er dem Elenden die Zunge ausreiße. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Kundmachung. 
Der versteigerungsweise Verkauf des Gräfes vom fürstlichen 
Streuemad in Mauren findet Freitag, den 29. August, Nach- 
mittags 4 Uhr im Batliner'schen Gasthause zu Mauren statt. 
Kauflustige werden eingeladen, sich hiebei einzufinden. 
Fürstlich Liechtensteinische Domänenverwaltung. 
Vaduz, am 8. August 1873. 
Für Auswanderer und Reisende. 
Regelmäßige, solide und billige Spedition mittelst 
Post-, Dampf- und Segelschiffen 
nach allen Theilen von 
Nord- & Südamerika & Australien 
durch die konzessionirte Generalagentur von Zwilchenbart in 
Basel, Zentralbahnhofplatz Nr. 12. 
Agent für Tirol und Vorarlberg I. Schauer, Inhaber 
der Expreß>Compagnie in Feldkirch. ;■ nr 1 19 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregens vom 8. August. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl- 
kr. 
fl 
kr. 
fl. 
kr. 
j Korn 
4 
10 
. 4 
>— 
3 
90 
Roggen .... 
3 
— 
2 
90 
2 
80 
Gerste 
2 
90 
2 
80 
2 
70 
| Türken .... 
2 
80 
2 
70 
2 
60 
I Hafer 
1 
60 
1 
50 
1 
40 
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz. 
I Monat 
Morgen? 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
August 
6 
+ 13% 
+ 22 
+ 19% 
hell. 
it 
7 
+ 14 
+22% 
+20% 
hell. 
H 
8. 
+ 14% 
+23 
+21 
hell. 
H 
9. 
+ 18 
+24% 
+18 . 
fast trüb;Ncht.Rg^ 
It 
10. 
+ 9>/2 
+ 15 
+ 13% 
halbhell. 
H 
11. 
+ 10 
+ 14% 
+ 13 
trüb. 
n 
12. 
+ 10% 
+ 16 
+ 13% 
trüb; Reg. 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
13. August 100 fl. Silber 106.-— 
30-Frankenstücke 8.88 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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