ständig; der Kanal ist gefüllt mit Leichen. Der Feind zählt
80,000 Kampfunfähige. Man verfolgt die Preußen, welche
ihre Bagage im Stiche lassen; ihre erste Armee flieht über
ChalonS, Verdun, Thionville, Koblenz, Mainz bis Königsberg.
Die zweite Armee, an der Loire geschlagen, flieht über Nancy
und Metz. ^Die dritte flieht durch das Elsaß. Unsere drei
stegreichen französischen Armeen rücken bis Berlin vor, wo man
Papiere auffindet, die Rußland, Italien und Spanien kompro-
mittiren, und man rückt über Berlin hinaus. Unsere drei Ar«
meen vereinigen sich vor Königsberg und liefern den vereinigten
Preußen und Russen eine Schlacht. Rußland streckt die Waffen,
man unterzeichnet einen Frieden mit ihm. Preußen hört auf
zu existiren. Polen wird hergestellt. Oesterreich gibt die pol«
nischen Provinzen heraus, aber wird nach der Seite von Grie-
chenland hin entschädigt. Die Grenzen Frankreichs erstrecken
stch bis Frankfurt und umfassen einen Theil von Baiern. Der
Papst erlangt seine Rechte wieder. Italien, geschlagen, wird
in drei Königreiche getheilt. Der kranke Papst stirbt gegen
das Ende des italienischen Feldzuges. Herstellung der legitimen
Fürsten in Spanien."
Die Räumung der bis jetzt von den Deutschen besetzten
Departements Frankreichs ist vollendet; am 2. August wurde
Belfort übergeben, am !. August kam General Manteuffel mit
seinem Stabe in Verdun an, wo er von den deutschen und
französischen Behörden am Bahnhofe empfangen wurde. Verdun
wird bekanntlich durch 6000 Mann bis Mitte September, bis
die gänzliche Abzahlung der Kriegsschuld vollendet ist, besetzt
bleiben. Der Abmarsch hat mit preußischer Präzision stattge-
funden; nirgends haben sich feindselige Kundgebungen von
Seite der Bevölkerung gezeigt. Der Abschied zwischen den
deutschen Militär- und den französischen Civilbehörden in Toul
ist fast ein herzlicher zu nennen. Unglücksfälle der schwersten
Art haben dagegen bei den deutschen Truppen statt gefunden.
In Sedan fielen in Folge der großen Hitze eine Anzahl Sol-
daten todt nieder, mehrere liegen noch krank darnieder.
In Rosenfeld fielen am 31. Juli acht Mann von der aus
Badensern bestehenden BesatzungSmannschajt des Hohenzvllem
auf ihrem Rückmarsch nach ihrem frühern Garnisonsort Frei-
bürg nieder und starben. ES sind Vorkehrungen getroffen, daß
bei der heißen Witterung die Märsche nur zur Nacht statt-
finden sollen. Auch wird laut Untersuchung der preußischen
Parforcemarfchirmanie verlangt. Den^ai^ Frankreich heim^
kehrenden Truppen wurde und wird noch* in den badischen,
württembergischen und bayrischen Ortschaften ein warmer Em-
pfang zu Theil.
AuS den elsäßisch-französischen Grenzorten mehren sich die
Nachrichten von Streitigkeiten zwischen den Elsaß-Lothringern
und den Franzosen, welche letztere den elfteren Vorwürfe machen,
daß sie daheimgeblieben und nicht ausgewandert sind. In
Folge dessen ist die Stimmung zwischen den Grenzbewohnern
eine ziemlich erbitterte geworden, und dieß hat in der neuesten
Zeit die Vermehruug der Gendarmerie nach sich gezogen.
Spanien» Ueber die Einnahme von Sevilla und die
Schandthaten, welche die Aufrührer noch in den letzten Augen-
blicken des Kampfes verübt haben, berichtet ein Telegramm,
welches der Minister des Innern in der Kammer verlas: „Ge-
stern, 29., war ein Tag der Trauer, ganze Häuserviertel brannten
in Petroleumflammen. Alles jetzt vorüber. Der Gouverneur
hat Besitz ergriffen. Die verbrannten Hauser gehören meist
zum Stadtcheile San Bartolome, Straße de Encisos und
Santa MaAa la Blanca. Der Palast Altamira und fünf
anstoßende Häuser in einen Aschenhaufen verwandelt. Bis
San Nicolas erstreckte sich das Feuer. Einige Häuser an
der Barikade und andere in der Straße del Eandilejo wurden
von den Rebellen geplündert. Der Alcazar, das Consulat und
die Kathedrale haben nicht gelitten. Stadtviertel de la Earne
und benachbarte Gebäude zwischen den Thoren de la Carne
und del Oratorio in Brand." Ein anderes Telegramm meldet:
„Die Brände sind gelöscht. Den Rebellen wurden 70 Kanonen
abgenommen. General Pavia hielt einen glanzenden Einzug
an der Spitze der Truppen, von dem Volke jubelnd begrüßt."
In den Cortes gab sich die größte Erbitterung gegen die
Brandstifter und zumal gegen den General Pierrad, den leider
entkommenen Rädelsführer in Sevilla, kund. Selbst ein Mit-
glied der äußersten Linken, der Abgeordnete Payela, machte
seinen Gefühlen in der charakteristischen Aufforderung Luft, eS
möge doch Jemand aufstehen, den General Pierrad zu ver-
theidiqen, damit er dem Elenden die Zunge ausreiße.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Kundmachung.
Der versteigerungsweise Verkauf des Gräfes vom fürstlichen
Streuemad in Mauren findet Freitag, den 29. August, Nach-
mittags 4 Uhr im Batliner'schen Gasthause zu Mauren statt.
Kauflustige werden eingeladen, sich hiebei einzufinden.
Fürstlich Liechtensteinische Domänenverwaltung.
Vaduz, am 8. August 1873.
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Agent für Tirol und Vorarlberg I. Schauer, Inhaber
der Expreß>Compagnie in Feldkirch. ;■ nr 1 19
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregens vom 8. August.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl-
kr.
fl
kr.
fl.
kr.
j Korn
4
10
. 4
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3
90
Roggen ....
3
—
2
90
2
80
Gerste
2
90
2
80
2
70
| Türken ....
2
80
2
70
2
60
I Hafer
1
60
1
50
1
40
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz.
I Monat
Morgen?
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
August
6
+ 13%
+ 22
+ 19%
hell.
it
7
+ 14
+22%
+20%
hell.
H
8.
+ 14%
+23
+21
hell.
H
9.
+ 18
+24%
+18 .
fast trüb;Ncht.Rg^
It
10.
+ 9>/2
+ 15
+ 13%
halbhell.
H
11.
+ 10
+ 14%
+ 13
trüb.
n
12.
+ 10%
+ 16
+ 13%
trüb; Reg.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
13. August 100 fl. Silber 106.-—
30-Frankenstücke 8.88
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.