Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

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schuhen, trug einen Kavallerieschleppsäbel und im Gürtel einen 
Revolver, alS er sich dem Kommandeur des „Friedrich Karl" 
vorstellte. 
„Ich bin der Generalissimus der Streitkräfte zu Wasser 
und zu Lande des Kantons Murcia," sagte er, indem er seinen 
Kabel aus der Scheide zog und? ihn dem deutschen Komman- 
danten zu überreichen Miene machte. 
„Run wohl, mein Herr Napoleon von der bundesstaatlichen 
Republik," antwortete der Kapitän in recht gutem Spanisch, 
„Zhmn ist Ihr Sedan gekommen und Sie sind mein Kriegs- 
gefangener. In Gemäßheit der Befehle der Regierung Ihres 
Landes könnte ich Sie und Ihre Gefährten an der Raa auf- 
knüpfen lassen, aber die Nation, welche ich vertrete, pflegt die 
Besiegten menschlich zu behandeln, und der Name des Schiffes, 
welches ich befehlige, macht mir dieses noch mehr zur Pflicht." 
Galvez athmete auf, wie von einer großen Last erleichtert, 
st/ckte seinen Säbel ein, den der Kapitän zu nehmen nicht für 
nöthig erachtete, und sprach seinen Dank aus, worauf ihm der 
Kapitän noch eine sehr monarchistische Lektion zum Besten gab: 
„Wenn Ihr anstatt einer bundesstaatlichen Republik, die in 
einem so leidenschaftlichen Volke, wie Ihr seid, sehr schwer 
Wurzel schlägt, einen Prinzen wie den da als König hättet, 
(hiebet zeigte er auf das lebensgroße Bild deS Prinzen Fried 
rich Karl, welches die Kajüte schmückt) so wäret Ihr nicht in 
diesem Schiffe als Gefangener, noch auch von der Regierung 
in Madrid für Piraten erklärt, und auch Spanien würde sich 
nicht in der unglücklichen Lage befinden, wie eö jetzt leider der 
Fall ist." 
Rußland. In den Kreisen der orientalischen Diplomatie 
hält man seit einiger Zeit den Ausbruch eines Krieges zwischen 
Rußland und China für unvermeidlich. Der in Ostsibirien 
kommandirende General Poltoruki soll eine Abtheilung Topo- 
graphen in die nordöstlichen Gegenden der Mandschurei und 
Mongolei entsandt haben, um von diesen Gegenden genaue 
Karten anfertigen zu lassen. 
Verschiedenes. 
Die Cholera zeigt am Schlüsse der Woche neue Erkran 
kungen in Würzburg, wo im Juliusspital unter Gegenwart 
zweier RegierungSkommissäre die Section von zwei an der asia- 
tischen Cholera Verstorbenen stattfand. ES sind bis jetzt 8 
Personen in Würzburg an der Cholera gestorben. 
Aus Venedig meldet man Behandlungen vom vorhergehen- 
den Tage 53, neue Fälle 32, genesend, gestorben 14 (am 23.). 
In Wien betragt die Gesammtzahl der Erkrankungen 72, 
die der Todesfälle 36. 
In Dresden mit Umgebung, wo im Ganzen 73 Cholera- 
fälle vorgekommen sind, darunter 28 mit tödtlichem Verlaufe, 
glaubt man ein baldiges Erlöschen der Epidemie. 
Auch in Berlin meldet die VolkSzeitung einen unzweideu- 
tigen Erkrankungsfall. 
Leider ereignete sich am 28. Juli auf dem Bodensee ein 
neuer großer Unglücksfall. Baron Geismar und Kapitän Sauter, 
beide von Lindau, wagten sich trotz den Anzeichen eines fürch- 
terlichen Gewitters und trotz den Ermahnungen der besten 
Schiffleute heute Mittag mit einer Segelgondel aus den See 
und wurden nach kaum viertelstündiger Fahrt das Opfer ihres 
Leichtsinns. Die Gondel schlug nach verzweifeltem Kampfe um, 
während von Hilfeleistung vom Lande her unmöglich die Rede 
sein konnte, und das nasse Grab bedeckte 2 junge Familienväter, 
die in geordneten Verhältnissen eine sichere Existenz genossen. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Ausweis 
der liechtensteinischen Biehverstcherungskaffa mit Ende Jnli 1873. 
der 
Ver 
einsmit 
glieder 
Versicherte Thiere 
deren 
Anzahl 
alt 
406 
885 
lung 
583 
deren 
Schätz- 
ungSwerth 
in 
Gulden 
Bemessene 
Prämien- 
betrüge 
fl. > kr. 
Alpen 
gebühren 
fl. kr. 
Beitritt 
und 
Schreib- 
gebühren 
fl. 
145232 
1717 
02. 
139 
82 
766 
kr. 
Summe 
fl. kr 
Ausgaben 
Betrag 
86 
2623 
70, 
Für 21 Viehschäden 
„ Kanzleiauslagen 
an noch rückständigen Prämiengeldorn 
an Kassabaarschast 
zusammen . . 
Vaduz, den 2. August 1873. 
fl. 
kr. 
908 
76 
65 
18 
973 
94 
262 
69 
1387 
07 
2623 
70 
Kornpreise vom Fruchtmarkt m Bregenz vom 1. August 
Der halbe Metzeit 
beste 
mittlere 
geringe 
fl. 
kr. 
fl 
kr. 
fl. 
kr. | 
Korn 
4 
10 
4 
— 
3 
90 
Roggen .... 
3 
— 
2 
90 
2 
80 
Gerste 
2 
90 
2 
80 
2 
70 
Türken . . . . J 
. 2 
80 
2 
70 
2 
HO 
Hafer . . . . . 
I-' 1 
60 
1 
50 
1 
40 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
L. August 10t) fi. Silber 107.75 
20-Frankenftücke 8.87 
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
u? 
c 
CO 
© 
+16 
+22-/2 
+21 
hell. 
. 31. 
+15 Vi 
+24 
+21% 
hell. 
August 1. 
+16 % 
+24% 
+20 % 
hell.Abds.Gw.Rg. 
, 2. 
+13% 
+16% 
+ 17 
halb hell. 
>» 3. 
+11 
+18% 
+18 
hell. 
. 4. 
+15 
+20% 
+ 16 
halb hell. 
.. 5. 
+12% 
+20 % 
+ 183/, 
hell. 
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.
	        

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