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Der russische „Invalide" veröffentlicht den Wortlaut der
Proklamation des Khans von Chiwa anlaßlich der Aufhebung
der Sklaverei. Es heißt darin: „Durchdrungen von den Ge-
fühlen der Verehrung gegen den russischen Kaiser erkläre ich
die gesammten Sklaven des Chiwareichs für frei, den Sklaven-
Handel auf ewige Zeiten für aufgehoben und befehle sofortige
Ausführung bei strengster Strafe im Weigerungsfälle. Alle
Befreiten sind gleichberechtigt mit den andern Unterthanen und
können im Chanat verbleiben. Falls sie heimgehen wollen,
so werden besondere Maßregeln getroffen. Die Befreiten kommen
in den nächstliegenden Marktstädten zusammen und stellen sich
der Ortsbehörde vor, welche die Listen führt. Heimkehrende
werden von einer chiwesifchen Eskorte, welche überall die Auf-
Hebung der Sklaverei verkündigt, begleitet und beschützt"
Schweiz. Aus dem Veltlin kommen durch den „Stelvio"
die beruhigendsten Nachrichten mit Bezug aus die Cholera.
Man muß nämlich wissen, daß in Clefen das Gerücht ging,
eS seien in Sondrio 20 Fälle vorgekommen und die Einwohner
der Stadt seien in wilder Flucht vor ihr begriffen. Der
„Stelvio" steht sich veranlaßt, dieses Gerücht alö grundfalsch
zu erklären.
Vom Weinhandel sagt er, die Nachfrage sei in den ver-
flossenen 14 Tagen weniger hitzig gewesen und darnach hatten
sich auch die Preise gerichtet. Man sage, in Bergamo sei von
Franzosen und Genuesern eine Apotheke von künstlichem Wein
eingerichtet worden. Der „Stelvio" bedauert alle diejenigen,
die ihrer Polenta nicht ein edleres Naß nachzugießen vermögen.
(Fr. Rhät.).»
Der Schah von Persien ist am 21. Juli nach Genf ge-
kommen. Bundespräsident Ceresole hielt an den Schah eine
durchaus schlichte und passende Anrede; sie lautet: „Königliche
Majestät, ich heiße Ste im Namen der schweizerischen Behörde
willkommen. Ste erwarten von uns nicht den luxuriösen.Cm-
pfang, wie er Ihnen von den uns umgebenden großen Natio-
nen zu Theil wurde. Wir haben Ihnen weder ein stehendes
Heer, noch eine glänzende Flotte vorzuführen Sie kommen zu
einem Volk, welches den Platz, den eS in Europa einnimmt,
der Freiheit und der Arbeit verdankt, und im Namen eben
dieses freien Volkes bietet Ihnen der Bundesrath seine Gast-
sreundschaft an."
Der Schah' dankte für den Empfang auf Persisch Er
habe viel von der Schweiz und ihren Institutionen sprechen
hören und sei dahin gekommen, sich mit eigenen Augen davon
zu überzeugen. Er hoffe, daß Persien und die Schweiz stetS
in den freundschaftlichsten Beziehungen zu einander stehen
werden.
In Genf haben die Perser einen guten Eindruck gemacht
und auch Genf und sein See sollen dem Schah gefallen haben.
Die Perser haben ungefähr die gleichen Gesichtszüge, wie die
Araber und die Europäer; sie sind von der gleichen kaukasischen
Rasse, nur ist ihre Farbe etwas gelblich, was vom Widerscheine
ihrer Citronen und der vielen gelben Rosen kommen soll. Der
Schah scheint ein gutes Gewissen zu haben, denn er macht sich
aus der Cholera nicht das Geringste und reist seiner Lands-
männin mit Gleichmuth entgegen. Sie ist für ihn bloß Cassa-
führerin am Portal in die sieben mahomedanifchen Himmel,
wo ihm die Loge neben dem Sultan von Konstantinopel offen
steht.
Verschiedenes.
Ueber den Unglücksfall in Wesen gibt die „N. Gl. Z."
nähere Auskunft: „Letzten Dienstag ereignete sich in Wesen
•in entsetzlicher Unglücksfall, der unter den Passagieren des
Zuges und unter der ganzen Bevölkerung eine schmerzliche Be-
wegung und die allgemeinste Theilnahme hervorrief Wie von
mehreren Seiten übereinstimmend gemeldet wird, war beim Zuge,
der um 3 Uhr 13 Minuten von Wesen abfährt, bereits zum
Einsteigen gerufen, Freifrau v. d. Pfordten (nicht eine russische
Grafin) von München war eben im Begriffe, in einen Waggon
erster Klasse zu treten; in diesem Augenblicke stieß die Loko-
motive mit gewaltiger Kraft auf tiefen Waggon, zertrümmerte
durch die furchtbare Wucht des Anpralles die Geländer und Trep-
Pen der aneinandergekoppelten Wagen, beschädigte sogar noch die
Wand deS fraglichen Waggons und zermalmte dabei der Unglück-
lichen, die sich in voller Sicherheit wähnte, beide Beine auf
eine gräßliche Weise, so daß ste noch vor Ablauf einer halben
Stunde den Geist aufgab. Die Unglückliche soll einen Abstecher
in's Stachelberg beabsichtigt haben und wurde nun aus diese
Weise von einem schrecklichen Schicksale streicht. An wem die
Schuld dieses Vorfalles liegt, wird hoffentlich eine strenge
Untersuchung eruiren, damit die Strafbaren zu strenger Strafe
und Ahndung gezogen werden können."
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
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Nichtamtliche Anzeigen.
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Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 25. Juli.
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
ff.
kr. 1
fl
kr.
fl.
kr
Korn
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10
4
—
3
90
Roggen ....
3
— 1
2
90
2
80
Gerste
2
90
2
80
2
70
Türken ....
2
80
2
70
2
60
Hafer
1
60 |
1
50
1
40
Thermometerstand nach Reaumur in Vaduz.
j
Monat
Morgens! Mittags
7 Uhr 1 12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Juli
23
+ 15
+23%
+ 19
hell; Nchts. Gew.
w
24.
+ 15
+20
+ 17
fast bed. Abds. Rg
ff
25.
+"%
+20
+20
hell.
tt
26.
+ 14
+22 %
+21
hell.
»
27.
+17
+24
+ 15
halbhell Nm.hft.G.
u
28
+13
+21
+ 15
fasthell.Nchm.Gnx
tt
29.
+13
+21%
+21
hell.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
30. Juli 100 fl. Silber 109.—
20-Frankenstücke 8.86 fy
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.