ihres föderalistischen Schwindels zu stürzen. Wie immer sind
die eifrigsten Helfer der Reaktion, die erfolgreichsten Arbeiter
für Don Carlos und den Despotismus die rothen Sozialisten,
die Internationalen.
Einer Karlisten-Depesche zufolge haben Prinz Alphons
und Saballs Pupcerda genommen.
Tristany hat mit der ganzen Macht den Ebro überschritten
und ist in Aragon eingerückt.
Depeschen aus Spanien bestätigen die Ankunft des Don
Carlos in Spanien.
Don Carlos hat bedingungslos 60 gefangene spanische
Militärs freigegeben, die nach Frankreich gegangen sind.
„Daily News" enthalten eine Depesche aus Madrid vom
19., nach welcher die Karlisten bei Ngualada (Prov. Leon)
eine große Niederlage erlitten haben. Der Kampf dauerte 18
Stunden. Mehrere Male nahmen sie die Stadt, aber schließ-
lich wurden sie zurückgeworfen. Dabei gab es so viele Todte
und Verwundete, daß alle Fuhrwerke der Stadt requirirt wer-
den mußten. Ebenso wurden die Karltsten von Estella (Prov.
Novarra) zurückgeschlagen.
England. Die Auswanderung scheint in diesem Jahre
großartige Dimensionen annehmen zu wollen. Eine starke
Strömung hat sich schon jetzt fühlbar gemacht, und eine große
Anzahl von Auswandererschiffen hat sich bereits auf den Weg
nach den verschiedenen Kolonien und fremden Landern begeben.
In einer einzigen Woche verließen 10,000 Auswanderer, die
sich nach Canada und den Ver. Staaten begaben, allein den
Hasen von Liverpool. Heber 2000 Personen, die nach Austra-
lien und Neuseeland sich begaben, sind im vorigen Monat von
Blackwell abgesegelt. Nach Queensland sollen von dem Verein
landwirthschastlicher Tagelöhner 10,000 Arbeiter befördert wer»
den, und die dortige Regierung hat zu Ueberfahrtszwecken
150,000 Pfund Sterling bewilligt.
Schweiz. L u z e r n. Durch Privatmittheilung, sowie durch
Berichte von Blättern bestätigt es sich, daß der Bischof Lachat
von Solothurn in der jüngsten Zeit auf dem von Flüelen nach
Luzern fahrenden Dampfboot von mehreren Sangern auf die
gröblichste Art insultirt worden sei. Die gesammte Presse ver-
urtheilt einstimmig das rohe Benehmen der am Skandal be-
theiligten Sänger.
Thurgau. Auf Arenenberg weilt gegenwärtig auch der
ehemalige kaiserliche Minister Rouher, Mitglied der National-
Versammlung. Die Kaiserin Eugenie und ihre Gaste werden
indeß nächstens wieder abreisen. Das Schloßgut selbst ist an
den Prinzen Napoleon übergegangen.
Die Dufourkarte, die bekanntlich den Stolz der Schweiz
auf kartographischem Gebiete bildet, aber deren Anschaffung
sehr hoch zu stehen kommt, ist durch Herrn Nicola-Karlen in
Reinhold war mit der Messung des großen Fasses, das für den
Bischof von Bamberg gebaut werden sollte, fertig geworden, und
hatte es mit Friedrich und Konrad so geschickt ausgesetzt, daß
dem Meister Martin das Herz im Leibe lachte, und er einmal
um das andere rief: „Das nenn' ich mir ein Stück Arbeit, das
wird ein Fäßlein, wie ich noch keines gefertigt, mein Meisterstück
ausgenommen." — Da standen nun die drei Gesellen, und trieben
die Bände aus die gefügten Dauben, daß Alles vom lauten Ge
töse der Schlägel wiederhallte. Der alte Valentin schabte emsig mit dem
Krummmesser, und Frau Martha, die beiden kleinsten Kinder aus
dem Schöße saß dicht hinter Konrad, während die beiden andern
muntern Buben schreiend und lärmend sich mit den Reifen her-
umtummelten und jagten. Das gab eine lustige Wirtschaft, so,
baß man kaum den alten Herrn Johannes Holzschuer bemerkte,
der zur Werkstatt hereintrat. Meister Martin schritt ihm ent-
gegen und fragte höflich nach seinem Begehren. „Ei" erwiederte
Holzschuer, „ich wollt einmal meinen lieben Friedrich wieder schauen,
der dort so wacker arbeitet. Aber dann, lieber Meister Martin,
thut in meinem Weinkeller ein tüchtiges Faß Roth um dessen
i —
photographischer Nachbildung auf einen verhaltnißmäßig sehr
kleinen Raum reduzirt worden. Die Schärfe und Plastizität
der Darstellung soll sehr gelungen sein. Sie ist jetzt durch den
Buchhandel zum Preis von 10 Franken zu beziehen.
Belgien. In Belgien ist endlich auch die vlämische Sprache
als Gerichtssprache erklärt. Bisher konnte man prozessirt wer-
den, ohne ein Wort von der Verhandlung zu verstehen. Bei-
spielsweise' fragte ein solcher Angeklagter noch vorigen Jahrs,
als er zur Thüre hinausgeführt wurde, wozu er verurtheilt sei.
Nun sagte man es ihm: zum Tode.
Rußland. Der russische Fürst N. I. Trubetzkoi hatte mit
den Bauern seines Gutes, das der Familie Trubetzkoi von
alten Zeiten her gehört, im Jahre 1862 eine eigenthümliche
Abmachung getroffen. Er verkaufte ihnen das Gut mit allem
Lande, dem Walde und allen Appertinentien für 300,000 Rubel.
Den fünften Theil, also 60,000 Rubel, schenkte er ihnen, die
übrigen 240.000 Rubel sollten sie in zehn Jahren in Raten
abtragen. Sie haben die Termine pünktlich eingehalten und
jetzt ihre ganze Schuld bezahlt. Aus den armen Leibeigenen
sind in zehn Jahren reiche Landbesitzer geworden. Der Fürst
hält sich krankheitshalber in Fontainebleau bei Paris auf, wohin
ihm seine früheren Bauern unlängst ein Dankschreiben gesandt
haben.
Frankreich. In Paris ist heute (18.) der Schah von
Persien noch der Löwe des Tages. Seine Lernbegier ist so heiß,
daß fortwährend Geistesblitze aus ihm sprühen. Am 18. d.
hat er die Nationaldruckerei besucht. Er will auch so ein Ding
haben in Teheran. In den großen Magazinen hat er sich die
Teppiche zeigen lassen, eine Waare, worin er sehr sachkundig
sein soll
Der Schah-Cultus ist in Paris so hoch gestiegen, daß man
sich bemüht, persisch mit ihm zu reden, worauf er eine kleinere
Cbolenne bekommen haben soll. Sogar die Taschendiebe neh-
men Theil am Cultus. Ein solcher wurde vou Polizeimännern
im Augenblicke ergriffen, als er ein Bündel Seidenwaare aus
einem Magazin trug. Er war als einer vom Gefolge des
Schah gekleidet und wollte anfänglich kein Französisch verstehen.
Er mochte glauben, der Anstand werde es der Pariser Polizei
verbieten, sich an einem Perser zu vergreifen. ES ist einer,
der schon oft die Bekanntschaft der Polizei gemacht hat.
Amerika. Bei der Grundsteinlegung zu einem Hospital
in St. Louis wurde von einem Neger eine deutsche Rede ge-
halten, die von den zahlreich Anwesenden mit stürmischem Bei-
fall aufgenommen wurde. Der Farbige ist von einer deutschen
Familie erzogen und heraugebildet worden und spricht ebenso
gut deutsch als englisch; ja der Umgang mit Deutschen hat
ihn mit den verschiedenen Dialekten der deutschen Sprache so
Fertigung ich Euch bitten wollte. — Seht nur, dort wird ja
eben solch ein Faß errichtet, wie ich es brauche, das könnt Ihr
mir ja überlassen, Ihr dürft mir nur den Preis sagen." Rein-
hold, der ermüdet einige Minuten in der Werkstatt geruhwhatte,
und nun wieder zum Gerüst hinaufsteigen wollte hörte Holzschuer's
Worte, und sprach, den Kopf nach ihm wendend: „Ei, lieber
Herr Holzschuer, die Lust nach unserm Fäßlein laßt Euch nur
vergehen, das arbeiten wir für den hochwürdigen Herrn Bischof
von Bamberg." Meister Martin, die Arme über den Nücke»
zusammen geschlagen, den linken Fuß vorgesetzt, den Kopf in den
Nacken geworfen, blinzelte nach dem Faß hin und sprach dann
mit stolzem Tone: „Mein lieber Meister, schon an dem ausge-
suchten Holz an der Sauberkeit der Arbeit hättet Ihr bemerken
' können daß solch ein Meisterstück nur dem fürstlichen Keller ziemt.
Mein Geselle Reinhold hat richtig gesprochen, nach solchem Werk
laßt Euch die Lust vergehn; wenn die Weinlese vorüber, werd'
ich Euch ein tüchtiges, schlichtes Fäßlein fertigen lassen, wie es<
sich für Evern' Keller schickt."
(Fortsetzung folgt.)