Liechtensteinische
Vaduz, Freitag
Nr. 27.
den 25. Juli 1873.
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Vaterländisches.
Landtagsverhandlungen.
Protokoll
über 4
die dritte ordentliche Landtagssitzung Montag, den 7. Juli 1873.
Anwesend: Regierungskommissär v. Hausen und sämmtliche
Abgeordnete.
Die Sitzung wird 10 Uhr Vormittags vom Präsidenten
Dr. Schlegel eröffnet.
l. Gegenstand. Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung.
Das Protokoll wird verlesen und da Niemand eine Ein-
Wendung gegen die Richtigkeit desselben erhebt, genehmiget.
2 Gegenstand. Bericht des Landesausschusses über die
1872er Staatsrechnung.
Regierungskommissar v. Hausen erhebt sich gegen den An-
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der Staatsrechnung des Vorjahres in den Voranschlag des
kommenden Jahres' zu setzen, invem er sich auf die jedesmaligen
großen Differenzen der StaatSrechnung im Voranschlag und
in Wirklichkeit beruft.
Keßler erwiven, daß ein Präliminarem den Charakter
eineS solchen verliere, wenn der muthmaßliche RechnungSrest
des Vorjahres in den Voranschlag des kommenden Jahres nicht
aufgenommen werde.
Präsident Dr. Schlegel erklärt, über die Manipulationen
der StaatSrechnungsstellung nicht hinreichend informirt gewesen
zu sein.
Regierungskommissär v. Hausen bedauert, zu den Sitzungen
deS Landesausschusses nicht eingeladen worden zu sein, sonst
hätte er mit Zuziehung deS KassaverwalterS die nöthigen Auf-
kläruvgen über diese Manipulationen geben können.
Der Antrag des LandeSauSschusseS, eS sei die 1872er
StaatSrechnung für richtig befunden zu erklaren, wird hierauf
ohne Beisatz einstimmig angenommen.
3. Gegenstand. Genehmigung der 1872er öffentlichen
FondSrechnungen sammt der Eisenbahnrechnung.
Hier bemerkt der Abgeordnete Ehrne, daß der sich alljährlich
ergebende Kassaübelschuß nach und nach so groß werde, daß
die dem Kassaverwalter zufallende Remuneration von 10 Pro-
zent dieses Überschusses ihm zu hoch vorkomme.
Keßler entgegnet hierauf, daß der Vorredner in diesem Falle
eine Abänderung des § 3 des Gesetzes über die landschaftliche
Spar- und Leihkasse beantragen müsse.
Regierungskommissär v. Hausen schließt sich dieser letzteren
Ansicht an und bemerkt weiter, daß mit der Anhäufung der
Zuflüsse in hie Sparkasse die Mühe des KassaverwalterS' sich
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weise liefern, daß die Verwaltung der landschäftlichen Leib- und
Sparkassa mit der Stellung und Arbeit des Landeekassaver-
Walters nicht mehr vereinbar sein werde, sondern daß diese
Stelle mit einem eigenen Beamten besetzt werden müsse.
Ehrne spricht dann weiter den Wunsch aus, daß die dem
Kassaverwalter zufallende Remuneration aus 10 Prozenten der
Differenz des von Jahr zu Jahr sich ergebenden UeberfchusseS
bestehen soll, bringt aber einen dahin zielenden Antrag nicht ein.
Ferner stellt der Abgeordnete Ehrne die Frage, wer die
eventuellen Entwerthungen der von der Sparkasse angekauften
Prioritätsaktien von 2 t,000 fl. zu tragen habe, beruhigt sich
dann aber auf die Erklärung deS fürstlichen RegierungSkom-
missärs, daß dieses Risiko die Sparkasse selbst übernehme, daß
Feuilleton.
Meister Martin, der Küfner, und seine Gesellen.
Novelle von E. T. A. Hoffmann.
(Fortsetzung.)
Es ist, als gehöre der am mehrsten zu uns, ich verstehe Alles,
was er spricht, und daß er Euch so still, mit aller Schüchtern-
heit eines frommen Kindes liebt, daß er kaum wagt, Euch anzu-
blicken, daß er erröthet, sowie Ihr ein Wort mit ihm redet, das
ist's, was ich an dem lieben Jungen rühme." Es war, als trete
eine Thräne in Rosa's Auge, als Frau Martha dies sagte. Sie
stand ans und sprach, zum Fenster gewendet: „Friedrich ist mir
auch recht lieb, aber daß Du mir ja nicht deu Reinhold ver-
achtest." „Wie könnte ich denn das," erwiederte Frau Martha,
„Neinhold ist nun offenbar der Schönste von Allen. Was für
Augen! nein, wenn er einen so durch und durch blitzt mit den
leuchtenden Blicken, kann man es gar nicht ertragen! — Aber
dabei ist in seinem ganzen Wesen so etwas Verwunderliches, das
mir ordentlich Schauer erregt, und mich von ihm zurückschreckt.
Ich denke, Herr Martin müßte, weun Reinhold in seiner Wext-
statt arbeitet, und er ihn dieses, oder jenes fördern hieße, so zu
Mnthe sein, wie mir es sein würde, wenn Jemand in meme
Küche ein von Gold und Edelstein funkelndes Geräth hingeMt
hätte, und das sollte ich nun brauchen wie gewöhnliches schlechtes
Hausgeräth, da ich denn doch gar nicht wagen möchte eszM
anzurühren. Er erzählt und spricht, und das Attxs klingt, wje
süße Musik, und wird ganz hingerissen davon, aber wenn ich
nun ernstlich daran denke, was er gesprochen, so Hab' ich am
Ende fein Wörtlein davon verstanden. Und wenn er denn auch
wohl einmal nach unserer Weise scherzt, und ich denke^ nun ist
er denn doch so wie wir, so sieht er mit einem Male so vowehm
darein, daß ich ordentlich erschrecke. Und dabei kann ich gar nicht
sagen, daß sein Ansehen der Art gleiche, wie mancher Junker,
mancher Patrizier sich bläht, nein es ist etwas ganz Anderes.
Mit einem Wort, es kommt mir, Gott weiß es, so vor, aft
habe er Umgang mit höheren Geistern, als gehöre er überhaupt
einer andern Welt an. Konrad ist ein wilder übermü'thiger Ge-