Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

fchrift beizusetzen. Jedenfalls ist der Bericht an eine Höchte- 
stellte Persönlichkeit gerichtet- Das Datum fehlt auch, aber' 
der Inhalt deS Schriftstückes ist derart, daß es zwischen den 
I 1818 bis 1824 abgefaßt worden zu sein scheint.' Wir 
lassen hier einige interessante Stellen folgen.' „Das Land, 
heißt es, ist unbegreiflich arm und' verschuldet, erstens weil es 
unverhältnißmäßig viel einst zum rheinischen Bunde (1806— 
1815) und jetzt' zum deutschen StaatskÄrper beitragen muß. 
. . . . Zweitens hat das arme Land seit sieben Jahren elende 
magere Jahre erlebt, Wem unft Türken, die Hauptprodukte^ 
finlr beinnhe- ganz' gefehlt." Drittens : die fruchtbarsten Halden 
leiden immer mehr von dm- aWhrlich'anwachsenden Rüfinen, 
die Ebene vom Rheinwasser. Erftere entstehen, weil das ganze 
Land gegen die Mittagssonne liegt; der Regen durchdringt den? 
durch die Sonnenhitze kocker gemachten Boden. Ziegen und 
Schafe fressen das Gebüsch, so ihn zusammenhalten soll; aus; 
der Holzschlag, so den ErwerbSzweig ver Berggemeinden aus- 
macht/ wird' zu-wenig' .egeimaßig und zu wenig vorsichtig ge- 
trieben, daraus entstehen Bergschlipfe, Ruinen, Verheerung der 
Güter und der Landstraße;; -diese nmWjvomi Unterthan unent- 
geldlich wieder hergestellt und häufig gebessert werden. 
DaS Rheinbett liegt viele Fuß höher als der Boden. Es 
ist viel zu breit, kann also sein Geschiebe nicht fortbringen. 
Daraus folgt: 
daß das durchsiegende Wasser die schönsten Wiesen alle in 
MooH und Ried verwandelt; 
daß der Landmann seine Kraft durch viele Wochen jahrlich 
an Ausbesserung der. Wuhren verwenden.,, mithin den Feldbau 
versäumen muß. Hierüber ließen sich wichtige Dissertationen 
schreiben. 
Der Charakter dxs Volkes ist arbeitsam, geduldig, aushar- 
rei%; gU" nicht? ftreitsnchtiA . Mazesse sind^ wenige 
Cpneursexecutionen hingegen beinahe täglich .. . . . Ich schließe, 
heißt es zum Schlüsse, in. EuV.artu!lg üäherer- Befehle mit dem 
Wunsche, dem armen Lande zu nützen und ihm in der Person 
Euer Exzellenz eine Stütze zu finden. 
Deutschland. Bei Anlaß der Berathung des Militärbud 
gets wurde die preußische Regierung darüber, interpellirt , ob 
wirklich adelige Geburt und lutherische Konfession noch als 
Bedingung der Aufnahme von Offizieren in. gewisse Korps fest- 
gehalten werde. Krie^Sminiiter v. Kameke erklärte, daß kein 
Unterschied zwischen. Katholiken' unv Protestanten und ebenso 
wenig^ zwischen Adeligen nnd > Bürgerlichen gemacht werde, ja 
de* Offizier wisse nicht einmal, ob sein Nebenmann katholisch 
Mr evangelisch sei. v. Hoverbeck bemerkte hinwiver: Ich will 
krochen, sich, furchtsam unter's Siekholz- In dem Augenblick trat 
Rosa hinein,.verwundert/ erschrocken über das fürchterliche Geschrei, 
wtzs gar nicht Singen, zu nennen. Sowie Konrad Rösa ge, 
wahrte,? schpieg, eriaugenhliMch, stand, von der Fügbailk auf und 
nMe sich ihr, sie.mit dem .edelsten Anstände grüßend. Dann 
sprach er mit^ ^ sanfter. Stinune,: leuchtend es Feuer in den hellen 
brennen Augen:, ^mein holdeö Fräuleiii, welch ein süßer Rosen- 
s^mmer ging denn auf in.dieser schlechten Arbeitöhütte, als Ihr 
eiytratet; o war .ich Euer doch nur früher, ansichtig geworden, 
nicht Eure zarten Ohren hatt' ich beleidigt mit einem wilden 
Ichgdliede! O' (so! rief er, stch" i--;u"iMeister * Martin- und den 
archern Gesellen wendend)l 0-hört, doch nur« aufi mit Cüerm ab- 
schlichen Geklapper! —>. Sk laugpi Euch das . liebe Fräulein 
ihre süße mnd.)M^igcheuA^M Haupt 
erlauschen was sie gebietet uns demüthigen Knechten." Reinhold 
und Friedrich schauten sich ganz verwundert, an, aber Meister 
Matün. lachte., hell-auf. ^nm». -Kotlrad! —nun ist's- 
^ar, daß Ihr der"allernürrischst? Kauz seiL>devjemals ein Schurz- 
gern glauben, daß der Kiiegsmittister wünscht / düß^ es fö 1 fiij, 
aber ich möchte doch darauf aufmerksam machen, daft es nicht ^ 
weniger denn 16 Regimenter in Preußen gibt, m denen keitt* 
bürgerlicher Offizier existirt, namentlich bei den Gardekävallerie^ 
regimentern. Ich" frage, ist' VaS bloßer Zufall V Ich- gläube, eB 
ließe sich dies leicht dadurch beseitigen/ daß) der Kaiser auS'dW 
übrigen Regimentern eine größere Zahl bürgerlicher Offiziere iD 
jene versetzte und zwar solche', die Haare auf den ZahnW 
haben. (Heiterkeit.) Die behauptete Gleichstellung iü ' det Armee: 
besteht meines ErachtenS nicht. v. Helldör'ff glaubt, daß, wenn'' 
das Offizierskorps bei vtn Gärd>ekävallerieregimenrern fast aüS^ 
schließlich anS Adeligen bestehe, der Grund därin liege/ daß der* 
begüterte Adel in dieser Beziehung die meisten Opfer stets gebta^h^ 
habe (Widerspruch.) v. Hoverbeck bestreitet' daß gerade unier' dein" 
Adel die reichsten Leute sich befinden; ich bin vielmehr vom 
theil überzeugt und glaube , daß gerade' der arme Adel stA in die? 
OffizierScarriöre hineindrängt.' Die Interpellation hatte keitt^ 
weitere Folge: — Der ' bereits' erfolgte Schluß dikö deutschen^ 
Reichstages ruft' in der deutschen Ptesse allerlei verschieden^ 
farbige Rückblicks wächl Das lrockine Thema des Müiiz- un^' 
Papiergeldweftns wurde mit allem Eifer bearbeitet. Der Ptefj* ; 
gefetzentwurf , din Bismarck' einreichte, hat''allgemein ©tottfr 5 
aufgeworfen.^ Die meisten deutschen Blätter haben Pibtest^dN^^ 
gegen eingelegt. Bismarck soll an demselben wirklich mcht'jchül^ 
sein, hat' jedoch' eine Heftigkeit bewiesen, welche sein AAehW 
eher gemindett alS gemehrt'hat. Auf die bevorstehende Mlt- 
wähl deS Reichstages rüsten sich alle Parteien. 
Schweis Die Schweiz ist' bereits seit 
von Lungenseuche gänzlich frei, und sind die diesfalls zur ZM' 
angeordneten Vorsichtsmaßregeln in der betreffenden Kanton ew' 
wieder aufgehoben. 
Reue Ausbruche der Maul- und Klauenseuche imKäNton^ 
Zürich in 6 Ställen , dagegen erloschen in 8 S'täll«r, BtrM 
21 Ställen, dagegen erloschen itt' 24'-Ställen,'- LLzerWl 'WaG^-- 
Aargau 3 Ställen, Thurgau 1 Stall/ Graubünden däg?gett ^ 
in mehreren Gemeinden, eingeschleppt durch Itäiienet Vieh^ l>i&f 
Zahl der neu infizirten Stalle ist noch nicht erMtekt «Mbetk^ 
Im Engadin' ist die M'aül- undKlauenseuche allgeitreitt/ 
Spanien. Die Läge der Cärlisten wird immev bestes 
schon sind sie säst vollständig Herren der baskischen Provnlzett'^ 
und von Navarra, und auch in Cätalonien breiten sie' st#" 
immer mehr aus, die Regierungsarmee löst sich auf'wke SWee^ 
vor der Frühlingssonne.' Das noch'Uebnge werden däNt^^dW 
Phantasien der Herren Pi y Margall und Genossen thun. iPte^ 
StaatSzertrümmerungSpläne können den Cärlisten nur förbiertW^ 
fein: Wohin anders dieS' führen kann, wenn nicht^mik^vOll- 
ständigen Ruin deS Landes , ist nicht abzusehen.' Bor eimgeN ^ 
Tagen hat zwar General Loma bei Lizarza in der Näh^'vvtt'' 
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fell vorgebunden. Erst kommt-! Ihr^ her,- und wollt mir^ wie« em^ 
ungeschlachter Riefe alles^ zerschmeißen,, dann brüllt.Ihr derma-ßen/ / 
daß uns Allen die Ohren gellen^ und-i zum würdigen SchluK^sehtii' 
Ihr mein Töchterlein Nosa für. ein Edelsräulein^ an, und- gebärded>'' 
Euch wie ein verliebter " Junker ! „Eure holdem Tochter," erwiedert^ 
Konrad gelassen, „Eure holde Tochter kenne ich gar wohl/^isbsr»^ 
Meister Martin, aber ich sage. Euch,, daß sie das hochherrlichste 
Fräulein ist, das aus Erden wandelt, und mag der Himmel ver- 
leihen, daß sie den edelsten^ Junker) würdige» in treuer, ritterlicher 
Liebe ihr Paladin zu sein." Meister Martin hielt sich die Seiten, 
er wollte ersticken, bis ' er dem Lachen Lust gab durch KMhzen 
und' Hüsteln. Kaum der Spracht mächtig stotterte er dVttUt:^ 
i „gut — sehr gut, meiü ' alleMbster Iünge', wä'gst 'D'K^meMt^ 
Rosa immerhin für' ein hochädeliges Fräüleitt halten,' ich^öW^ 
es Dir — aber dein unvefchädet' — sei so gut, unv'gehe 
zurück an Deine Fützbant!" — Konrad blieb eingewurzelt stehW'^ 
mit niedergeschlagenettl' BÜ^k, rieb' sich die * Stirn, sprach' leifej ieS^ 
ist ja wahr^ und that dann,' wie' ihm' geheißen^ 
(Fortfttzüng^ folgt.)
	        

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