Volltext: Werke aus der Hilti art foundation

Gottfried Honegger (1917 Zürich) 
18 Pliage C 149, 2003; Aluminium; Höhe: 80 cm; Inv. Nr.: P151M; erworben: 2004 (vom Künstler) 
Seit den fünfziger Jahren hat Gottfried 
donegger neben der Malerei auch bild- 
1auerisch gearbeitet. Kugel und Kubus 
oilden den formalen Ausgangspunkt seiner 
konkret-gegenstandslosen Skulpturen. 
Marmor und Granit sowie Chromstahl und 
Aluminium sind die bevorzugten Materia- 
jen, denen er zunächst einen ästhetischen 
Wert an sich beimisst. In den neunziger 
‚ahren stellt sich schließlich ein massives 
Jnbehagen gegenüber dem unsichtbaren 
nneren der Skulpturen ein. Sofern sie aus 
Metall bestehen, stört ihn vor allem, dass sie 
ıohl sind. Auch erscheint ihm das Material 
;elbst nun als viel zu «bestimmend und ver- 
‘ührerisch». Honegger beginnt, Skulptur 
ıicht mehr als Körper, sondern als Fläche zu 
gestalten, bei welcher dem Auge des 
3etrachters nichts verborgen bleibt. 1997 
schafft er seine erste Pliage, eine schlichte, 
echtwinklige Faltung des Metalls mit 
ausgeschnittenem Kreissegment und einer 
‘arbigen Fassung aus homogenem Blau. 
'‚e nach Faltung oder Biegung des Metalls 
nNögen zwar auch die Pliages eine Außen- 
ind eine Innenseite bilden, doch bleibt die 
'nnenseite grundsätzlich sichtbar. Es kommt 
Aonegger darauf an, die am Material voll- 
zogene Formgebung offenzulegen und 
durchschaubar zu machen. Der Betrachter 
soll erkennen können, auf welche Weise das 
Metall gefaltet, gebogen oder geschnitten 
nd schließlich auf der Standfläche befestigt 
wurde. Diesem Wunsch nach «Transparenz» 
ijegt eine moralische Haltung zugrunde, 
die vom Kunstwerk erwartet, dass es sich zur 
>ffenen und demokratischen Gesellschaft 
analog verhält, gleich, ob es seinen Platz im 
orivaten oder öffentlichen Raum findet. 
Pliage C 149 ist im Jahre 2003 zusammen 
mit fünfzehn weiteren Arbeiten von gleicher 
Größe und Farbe entstanden. Honegger hat 
sie in Karton entworfen, wobei die Kreis- 
segmente, welche zwei geblähten Segeln 
ähneln, keinem Zirkelschlag folgen, sondern 
aus freier Hand geschnitten wurden, was die 
feinen Unregelmäßigkeiten ihrer Konturen 
erklärt. Der Standort des Betrachters ent- 
;cheidet darüber, ob die Pliage, deren 
Grundform einem rechtwinkligen Z ent- 
spricht, einen geraden oder runden Umriss 
zeigt, ob Linien oder Flächen, ob Licht 
oder Schatten ihre Erscheinung dominieren 
Die in der Höhe gegeneinander versetzten 
Segmente verleihen der Pliage einen 
5-förmigen Schwung, wie er sich auch an 
weiblichen Figuren des europäischen Spät- 
mittelalters beobachten lässt. Mit wenig 
Mitteln und Material hat Honegger ein 
Kunstwerk von eleganter Leichtigkeit 
geschaffen. 
WW
	        

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