Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

werden. Für die Verhandler in den zuständigen Komitees ist es nicht im - mer einfach, die gesamte Tragweite des Regelungswerkes zu er ken nen, geschweige denn inhaltlich zu beherrschen. Kleinstaaten entsenden einen oder bestenfalls zwei Delegierte, die häufig überfordert und im Detail nicht so fintenreich argumentieren können wie die wahren Interes sen - vertreter, die meist mit zahlreichen Experten die Diskussion beherrschen. Die kompetenten und sachlich harten Verhandler aus Klein staaten sind eher selten anzutreffen, nach einer gewissen Zeit gibt es auch Ermü - dungs erscheinungen und einen unverhohlenen Druck, einem mehr oder wenig akzeptablen Kompromissvorschlag zuzu stimmen. Viele Kleinstaaten dürften ihre Rolle im künftigen supranationalen und internationalen System noch zu wenig genau durchdacht haben und damit kaum gewappnet sein, um den Herausforderungen entsprechen zu können. Dies liegt zum Teil daran, dass ein Wandel in der Staats phi lo so - phie um sich greift. Die Schwächung des Staates bedeutet Einschränkung der Mitbestimmungs- und Einflussmöglichkeiten in all den Institutio - nen, wo nur der Staat die Interessen seiner Bürger vertreten kann. Nach - dem wir schon nicht an der Festlegung der wesentlichen Rahmen be din - gun gen der weltweiten Entwicklung beteiligt werden, weil uns dazu tat- sächlich die Bedeutung fehlt, sollten wir wenigstens mit allen Kräften versuchen, durch Glaubwürdigkeit und Vertragstreue unsere Mitgestal - tungs ansprüche zu untermauern. Um dies zu bewerkstelligen, steht die öffentliche Verwaltung vor gros sen Herausforderungen: Internationale Verhandlungsführung und ge naue Kenntnis der Entwicklungen und Strömungen im Struktur wan - del der Weltwirtschaft müssen viel stärker in den Vordergrund treten und die alltägliche Verwaltungsarbeit auf das notwendige Mindestmass zu - rück drängen. Im Inneren des Kleinstaates ist ein Mehr an Subsidiarität sicher von Vorteil, jedoch nicht hin zu noch kleinstaatlicheren Obrig kei - ten, sondern viel mehr in die Verantwortung der Gesellschaft. In seinen Aus senbeziehungen und seiner internationalen Rolle muss sich der Klein staat auf das für ihn Wesentliche konzentrieren, nämlich die Wah - rung der Rechte und die Nutzenmehrung für seine Bürger, in Ge mein - schaft mit allen anderen Betroffenen im globalen System. Die über trie - bene Verwaltung des Alltags im Kleinstaat führt zu einer Fehlallo ka tion der knappen Ressourcen und damit in die politische Bedeutungs lo - sigkeit.329 
Die Rolle der Kleinstaaten in der OECD
	        

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