Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

Relevanz der Distanzen innerhalb eines Landes und der Grösse von Mas sen heeren ebenfalls verringert: Als Ergebnis sind alle Länder «ge- schrumpft». Was zählt, ist vielmehr der technologische Entwick lungs - stand und – als dessen unabdingbare Voraussetzung – das ökono mi sche Potenzial der Länder. Neben der technologischen Entwicklung und der Veränderungen in der Kriegsführung hat auch die veränderte Bedrohungslage zu einem Bedeutungsverlust der Grösse eines Landes für dessen Sicherheit bei ge - tragen: Seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ist verstärkt von soge - nannten «neuen» Bedrohungen die Rede. Gemeint sind damit Risiken, die sich unter anderem aus ökologischen Katastrophen, aus grossen Migra tionsbewegungen, oder aus zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsunterschieden ergeben. Grosse Staaten sind von diesen Bedrohungen gleich stark betroffen wie kleine. Sie können auch gleich viel bzw. gleich wenig dagegen unternehmen. Auch militärische Konflikte haben sich verändert: Diese spielen sich vermehrt innerhalb von Staaten ab, sei es in der Form von Bürger - krie gen oder von Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten mili tä ri - schen Gruppen (Clans, Warlords, etc.), dies vor allem in Staaten, in de - nen das Monopol staatlicher Gewalt und damit die Kontrollfähigkeit des eigenen Territoriums in Frage gestellt sind 
(failing states). Demgegen - über hat die Wahrscheinlichkeit internationaler Kriege stark abgenom - men. Insbesondere in Europa gelten militärische Angriffe durch Dritt - staaten als zunehmend unwahrscheinliches Szenario. Davon zeugen un- ter anderem die sehr langen Vorwarnzeiten, von welchen militärische Planungsstellen für entsprechende Angriffe ausgehen. Dies gilt definitionsgemäss nicht für die letzte hier zu erwähnende En twicklung: der gewachsenen Bedrohung durch Terrorismus. Auch wenn es sich keineswegs um eine neue Bedrohung handelt, so hat die Auf merksamkeit, die ihr seit dem 11. September 2001 zuteil wird, ein - deu tig zugenommen. Auch Terrorismus ist ein Phänomen, dessen Bedrohungsausmass kaum von der Grösse eines Staates abhängt, oder anders formuliert: Gegenüber dem Terrorismus sind alle Staaten klein. Die erwähnten Entwicklungen haben die Wahrscheinlichkeit eines klas sischen militärischen Konfliktes stark vermindert. Zudem hat die Grösse eines Landes als Faktor für dessen Bedrohung und Verwund bar - keit abgenommen. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Tiefe des Territoriums eines Landes und die Grösse seiner Bevölkerung keine 226Laurent Goetschel
	        

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