Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass Fragen der Sicher - heit und der Verteidigung zum traditionellen Kern des Verständnisses von Kleinstaaten gehörten: Kleine Staaten galten als schwach und muss - ten demzufolge zur Sicherung ihres Überlebens Fragen, die mit ih rer Sicherheit und Verteidigung zu tun hatten, ein besonderes Augen merk widmen. Die perzipierte Schwäche kleiner Staaten war die logische Konse - quenz des Verständnisses von Stärke: Wenn diese auf territorialer Tiefe und grossen militärischen Heeren beruhte, musste Kleinheit mit Schwä - che in Verbindung gebracht werden. Fehlende strategische Tiefe, bedingt durch ein kleines Territorium und geringe militärische Schlag kraft, be - gründet ihrerseits durch eine kleine Bevölkerung, waren defini tions ge - mäss Attribute kleiner Staaten. Deren Heere waren leicht zu besiegen und ihr Territorium leicht zu erobern. Diese Verwund barkeit galt als Kehrseite der Medaille politischer Kleinheit, der ihrer seits durch aus Positives abzugewinnen war: Kleinstaaten galten als politisch übersicht - lich und für demokratische Strukturen besonders ge eig net. Leider nur waren sie militärisch quasi permanent vom Untergang be droht. Sie wa - ren somit eine interessante Spezies, die aber für das real existie rende Umfeld etwas fragil geraten war. 2. Herkömmliche Strategien von Kleinstaaten In einem solchen Umfeld, in dem Kriege und gegenseitige militärische Be hauptungsversuche zur Tagesordnung gehörten, gab es für Kleinstaa - ten zum Überleben grundsätzlich zwei Rezepte: Entweder sie schlossen sich Militärbündnissen an oder sie verfolgten eine Politik der Neutra li - tät. Bündnisse sollten dem Kleinstaat im Falle eines Angriffs die Unter - stüt zung grösserer Mächte gewährleisten. Es handelte sich um eine Art Rück versicherung, die aber auch abschreckende Wirkung zeigen sollte. Die Neutralität sollte demgegenüber anderen Staaten glaubwürdig versichern, dass sich der betreffende Kleinstaat im Falle des Ausbruchs eines militärischen Konfliktes nicht opportunistisch der einen oder an - de ren Seite anschliessen würde, sondern sich unparteiisch verhalten wür- de, solange er nicht selber Opfer eines Angriffs wurde. Im Gegen satz zur Zugehörigkeit zu einem Bündnis, die auf Abschreckung zielte, verfolgte die Neutralität eine Politik des 
Appeasement, die potenzielle Angreifer 223
	        

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