Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

wal tungsbeamten, mit denen man Umgang hat, dieselbe Sprache spre - chen oder dass die wachsenden Steuerabgaben im gut überblickbaren Rah men von Politikern derselben Denkart verwaltet werden. Zunehmend wird es als äusserst undemokratisch empfunden, dass einzelne Völker (wie z.B. die Amerikaner oder Franzosen) die Chance haben, ihre Sprache und Lebenskultur weltweit zu verbreiten, während minoritären Ethnien nicht einmal das Recht zugestanden wird, ein von ihren Traditionen geprägtes Schulsystem, die Medienszene oder öffent - liche Verwaltungsorganisation aufrecht zu erhalten oder ihrem Idiom den Rang einer Schrift- und Literatursprache zu verleihen. Gegenläufig zur unvermeidlichen Ausbreitung globaler Interde - pen denzen und homogener weltzivilisatorischer Denk- und Verhaltens - stile scheint dem Politischen heute immer mehr die kompensative Funk - tion zuzukommen, als Ausdrucksmedium für eine traditionelle ethni sche Kultur zu dienen und den Bürgern zwar eingeschränkte, aber dafür leicht zugängliche Chancen politischer Teilnahme und Gestaltung zu er öffnen. In diesem Zusammenhange ist bemerkenswert, dass die Kraft der Gross mächte, die Kleinstaatbildung planmässig nach ihrem eigenen Gusto zu gestalten, dauernd abgenommen hat. Im Wiener Kongress war diese Gestaltungsmacht noch sehr bedeutsam, und auch nachfolgend ge- bildete Staaten wie Griechenland, Serbien und Bulgarien hätten ohne die Mitwirkung Russlands kaum entstehen können. Auch die Sieger mächte des Weltkriegs haben in den Beschlüssen von Versailles noch aktiven Einfluss auf die Gründung osteuropäischer Kleinstaaten ge nommen – sehr wenig hingegen auf die Gründung Irlands und Nor we gens, wo eine Volksbewegung «von unten» bestimmend war.19 Nach Ende des Kalten Krieges schliesslich war – vor allem seitens europäischer Staaten wie Frankreich oder Deutschland – praktisch über - haupt kein aktiver internationaler Gestaltungseinfluss im Hinblick auf eine Neuordnung der postsozialistischen Staatenwelt zu spüren, so dass es glücklichen Umständen zu verdanken war, dass insbesondere zwi - schen den Nachfolgestaaten der UdSSR kaum Feindseligkeiten ausge - bro chen sind. Die einzigen Interventionen haben in Bosnien und Ko - 148Hans 
Geser 19Hroch, Nationalstaatliche Aspekte der europäischen Kleinstaaten – ein historischer Ver gleich. In: Kirt/Waschkuhn(Hrsg.), Kleinstaaten-Kontinent Europa, 2001, S. 77–88.
	        

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