Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

Wir selbst verstehen uns als Angehörige eines Kulturraums, dessen religiös-ethische, philosophisch-wissenschaftliche, literarisch-künstleri - sche und politisch-rechtliche Fundamente in der Schöpferkraft der bibli - schen Kleinstaatenwelt des Nahen Ostens sowie der griechischen Stadt - staa ten ihren Ursprung haben. Fügt man hinzu, in welch hohem Umfang neuzeitliche europäische Kleinstaaten (z.B. Oberitalien) seit der Renaissance zur Entstehung der modernen Kunst, der empirischen Naturwissenschaft, der privatkapi ta - lis tischen Unternehmensformen, der staatlichen Aussenpolitik und Diplo matie und vieler anderer – heute weltweit verbreiteter – Errungen - schaf ten beigetragen haben, ist die Folgerung nicht unberechtigt, dass Kleinstaaten die bevorzugte Geburtsstätte für welthistorisch bedeut sa - me Innovationen sind, während sich die Funktion grösserer Staatenge - bilde häufig darauf beschränkt, solche Neuerungen innerhalb weitge - spann ter geographischer Räume auszubreiten und im Medium stabiler Institutionen zu verankern. Diese Funktion des Kleinstaats als Innovationsbrutstätte und Pro - to typ ist wohl darin begründet, dass neuartige Modelle politisch-sozie - ta ler Organisation naheliegenderweise zuerst im Kleinen (wo der erfor - der liche Innovationsaufwand relativ gering ist und die Misserfolgs risi - ken noch relativ gut tragbar sind) exploriert und erprobt werden, bevor sie dann in umfassenderen Territorien verankert werden oder gar welt - weit diffundieren. So waren die sumerischen Stadtstaaten der Ursprung der meisten kulturellen, technischen und soziopolitischen Innovationen, die in den späteren babylonischen und assyrischen Reichen im ganzen Zweistrom - land – und weit darüber hinaus – verbreitet und verankert wurden; ge - nauso wie die Städte Griechenlands die später vom IMPERIUM RO- MANUM und seinen zahlreichen Nachfolgereichen verbreitete Kul tur erschufen, und die fragmentierte alteuropäische Staatenwelt hat in ähn - lich fruchtbarer Weise Innovationen generiert, die neuerdings von den USA (und z.T. auch südostasiatischen Ländern) auf ein noch hö he res Niveau der Institutionalisierung und Perfektion gehoben werden (vgl. z.B. Ben-David 1973). Dies erinnert an die in der Organisationssoziologie bekannte Er - scheinung, dass bei der Genese neuer Produktmärkte oder Branchen - zweige zuerst zahlreiche kleine Anbieter auf dem Markt erscheinen («R- 136Hans Geser
	        

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