Volltext: Medien in Liechtenstein

Par tei medien ist darüber hinaus auch ein politisches Interesse an einer möglichst grossen Verbreitung über alle Al ters seg mente gegeben, um mit der Zeitung die Wählerinnen und Wähler zu erreichen. Da die Leser - schaft nicht nur als Leserschaft, sondern auch als Elek to rat wahrgenom- men wird, müssen die Redaktionen auch reihenweise Verneigungen vor dem Publikum vornehmen. Sie sind gezwungen, über lokale Ereignisse aus allen Sektoren – Kultur, Sport, Wirt schaft, Ver mischtes usw. – unge- achtet ihrer Wichtigkeit zu berichten. Und sie sind angehalten, möglichst wenig Kritisches zu äussern, da sonst die potentielle Wählerschaft vor den Kopf gestossen wird. So kommt es, dass man durchaus kritisch über das Konzert eines internationalen Spitzenorchesters, nicht aber über eine Thea ter aufführung der Freiwilligen Feuerwehr oder das Herbstkonzert einer Harmoniemusik berichten darf. Die Medien ihrerseits unterwerfen sich jedoch nicht bedingungslos den auf sie wirkenden Zwängen, son- dern versuchen, ihre Marktposition in bescheidenem Ausmass auszu- nutzen. In dieser Hinsicht ist etwa die Massnahme des Liech tensteiner Volks blat tes zu sehen, zu lange Leser briefe zu kürzen oder abzulehnen, oder die zunehmende Tendenz, die regelmässige Ver öf fent lichung einge- sandter Mitteilungen von kulturellen Veranstaltern von einer jährlichen Pauschalentschädigung oder Inse ra te buchungen abhängig zu machen.563 Somit weisen die Medien in Liechtenstein eine deutliche Tendenz zu Verlautbarungsorganen auf. Eigenrecherchierte Berichte sind eher eine Seltenheit, in jüngster Zeit noch am ehesten beim «Wirtschaft re- gional» festzustellen. Ansonsten werden fleissig eingesandte Meldungen, Berichte zugunsten oder aus der Perspektive einer bestimmten Partei, Pressemitteilungen der Regierung, Informationen von Medienkonferen - zen und Pressegesprächen, Berichte der Regierung oder des Landtages und ähnliches publiziert. In den letzten Jahren hat immerhin insoweit eine Öffnung stattgefunden, dass auch kritische Stellungnahmen von Personen oder Verbänden abgedruckt werden, die nicht die Haltung der je weiligen Partei repräsentieren. Seit einigen Jahren verfügt selbst die Freie Liste über eine regelmässige Präsenz in den Zeitungen in Form von 292Journalistische 
Qualität und Ethik 563Die Forderung einer Pauschalabgeltung wird beispielsweise an die Erwachsenen - bildung oder Museen gestellt. Besonders eng und ungeschminkt ist die Verbindung von PR, Berichterstattung und Inseratebuchungen bei der LieWo, teilweise auch bei Radio L. So wurde etwa die Berichterstattung über 300 Jahre Unterland 1999 teil- weise von der Buchung von Werbeplätzen abhängig gemacht (mündlicher Hinweis von Peter Geiger, Mitglied des Organisations-Komitees).
	        

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