Volltext: Die Verfassungsbeschwerde zum Staatsgerichtshof

liechtensteinischen Verfassungspraxis angenommenen völkerrechts- freundlichen Regel der automatischen Adoption des Völkervertrags - rechts im innerstaatlichen Bereich517werden die materiellen Grund - rechts garantien der EMRK seitdem vom Staatsgerichtshof denn auch in ständiger Rechtsprechung unmittelbar angewandt.518 aa)Zum innerstaatlichen Geltungsrang der EMRK-Grundrechte Damit ist indes noch nicht endgültig die Frage geklärt, auf welcher Stufe innerhalb der liechtensteinischen Normenhierarchie die EMRK zu ver- orten ist.519Die Landesverfassung gibt insoweit keine explizite Aus - kunft. Der Bericht der Regierung vom 1. Juni 1982 ging davon aus, dass die EMRK mindestens auf Gesetzesrang besteht, hielt es aber nicht für empfehlenswert, ihr – wie dies in Österreich geschehen war520– Ver fas - sungsrang zuzubilligen.521Nach allgemeinen Regeln kommt der EMRK lediglich Gesetzesrang zu.522Für die Bundesrepublik Deutschland ent - 119 
Beschwerdegrund – Schutzobjekt der Verfassungsbeschwerde rechte und Grundfreiheiten vom 4. November 1950, das Protokoll Nr. 2 zur Kon - ven tion vom 6. Mai 1963 und die Abänderung des Gesetzes über den Staats ge - richtshof vom 5. November 1955; ferner Herbert Wille/Marzell Beck, Liech ten stein und die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK), in: Marzell Beck u.a. (Hrsg.), Liechtenstein in Europa, LPS 10, 1984, S. 227 ff.; Wolfram Höfling, Liech - ten stein und die Europäische Menschenrechtskonvention, Archiv des Völkerrechts 36 (1998), S. 140 ff. 517Siehe dazu die – im Wesentlichen von Luzius Wildhaber verfasste – Postulatsbeant - wor tung vom 17. November 1981, die der Landtag ohne Widerspruch zur Kenntnis genommen hat; siehe Landtagsprotokoll 1981, Bd. 4, 1189; vgl. ferner auch Gerard Batliner, Die liechtensteinische Rechtsordnung und die EMRK, in: Peter Geiger/ Arno Waschkuhn (Hrsg.), Liechtenstein, S. 91 (146); Daniel Thürer, Liechtenstein und die Völkerrechtsordnung, AVR 36 (1998), 98 (109). 518S. z.B. StGH 1996/6 – Urteil vom 30. August 1996, LES 1997, 148 (151); ferner m.w.N. Wolfram Höfling, Die liechtensteinische Grundrechtsordnung, S. 26; ders., Archiv des Völkerrechts 36 (1998), 114 ff. 519Zu den einzelnen vertretenen Positionen siehe etwa Herbert Wille/Marzell Beck, Liech tenstein und die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK), in: Mar - zell Beck u.a. (Hrsg.), Liechtenstein in Europa, S. 227 (246 ff.); Gerard Batliner, Die liechtensteinische Rechtsordnung und die EMRK, in: Peter Geiger/Arno Wasch- kuhn (Hrsg.), Liechtenstein, S. 91 (149); zur Position des Staatsgerichtshofs hierin noch sogleich. 520Siehe Art. II Ziff. 7 B-VG vom 4. März 1964 (Österreichisches Bundesgesetzblatt Nr. 59). 521Siehe Bericht der Regierung, aaO, S. 25 f. 522So für die Bundesrepublik Deutschland, Italien und das Fürstentum Liechtenstein ausdrücklich auch Mark E. Villiger, Die Europäische Menschenrechtskonvention und die schweizerische Rechtsordnung, EuGRZ 1991, 81 (82, FN 11); gegen Ver-
	        

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