Volltext: Die frühesten Bauten von St. Martin in Eschen

Die frühesten Bauten von St. Martin in Eschen 
Lin 
gebäude und der Einbau einer Fachwerkkirche in Eschen ins grosse Grundriss- 
quadrat könnten beinahe synchron erfolgt sein. Drittens besitzen wir einen al- 
lerdings bescheidenen Hinweis für die gleichzeitige Existenz der nachfolgenden 
merowingischen Steinkirche mit Fachwerkbauten in Eschen: die Bauleute der 
karolingischen Kirche mussten bei den Fundationsarbeiten zur südlichen Apsis 
die Pfostenstellung 59 gekannt haben, weil sie diese Grube sorgfältig mit Mörtel 
überstrichen haben”. Wenn also in merowingischer Zeit noch ältere Fachwerk- 
bauten im Grabungsbereich gestanden haben, ist im Sinne der Kontinuität der 
Einbau einer Kirche in frühere Häuser nicht unwahrscheinlich. 
Im Bemühen, den beobachteten Pfostenstellungen eine sinnvolle Funktion 
in einem Bausystem zukommen zu lassen, stiessen wir bei den Stellungen 24, 9, 
11 auf Schwierigkeiten. Die in gerader Flucht stehenden Gruben, ziemlich die 
ostwestliche Mitte der Holzbauten zeichnend, dürften eine frühere Pfosten- 
reihung anzeigen, sei es, dass sie als erster Portikus einer aus zwei Quadraten be- 
stehenden Pfostenkirche diente oder als Tragkonstruktion eines Firstes konzi- 
piert war, der die weite Bedachung des ganzen Baukomplexes krönte. Bemer- 
kenswert ist das Ergebnis der C-14-Datierung an der Holzkohle aus dem Pfo- 
stenloch 24, die auf die Mitte des 6. Jahrhunderts hinweist”. Die Zeit um 550 
aber kann nur als Terminus ante quem interpretiert werden, als Indiz also, dass 
vor ca. 550 die Pfostenstellung 24 nicht aufgegeben worden ist”. 
Frühmittelalterliche Pfostenkirchen sind in den letzten Jahren, allerdings 
nicht im churrätischen Gebiet, sondern im schweizerischen Mittelland, der For- 
schung bekanntgeworden?!. Sie werden meistens dem 7. oder 8. Jahrhundert zu- 
geordnet. Die Fachwerkbauten in Eschen müssen älter sein, weil die nachfol- 
gende merowingische Kirche sie überdeckt. 
als Fragestellung offen bleiben. Mündliche Mitteilung Prof. Dr. Hans Rudolf Sennhauser, Ok- 
tober 1985. — Georg MALIN, Zur Ur- und Frühgeschichte (wie Anm. 4) S. 26 ff.; DERS., Ausgra- 
bungen auf dem Kirchhügel von Bendern, Helvetia Archaeologica (Archäologie im Fürsten- 
tum Liechtenstein) 9, 1978, 34-36, S. 223 ff. 
Notiz im Tagebuch der Grabung, 19.9.1979. 
Schreiben von Frau T. Riesen, Physikalisches Institut der Universität Bern, vom 9.6.1980: 
«B-3600, Holzkohle 1430 + 50 Jahre BP » 
Die abgeschöpfte Kohle entstand nicht durch Brand im Pfostenloch. Sie lag nur oberflächlich 
als Einfüllmaterial im Pfostenloch von 25 cm Tiefe und 40 cm Durchmesser. Notiz im Tage- 
buch der Grabung vom 9.9.1979. 
Nachstehend einige Hinweise zu Pfostenkirchen: Peter EGGENBERGER, Eine Holzkirche in Blei- 
enbach BE, Archäologie der Schweiz 5, 1982, S. 24 ff. Die Kirche wird ins 8. oder 9. Jh. datiert; 
Ders., Oberwil b/Büren a.A. BE, Pfarrkirche, Archäologie der Schweiz 2, 1979, 4, S. 192; 
JbSGUF 64, 1981, S. 254f.; Ders., Kirchlindach BE, Kirche, Grabung und Untersuchung, 
Archäologie der Schweiz 1, 1978, 4, S. 157f.; Alexander TANNER, Aus der Frühgeschichte der 
Kirche von Winterthur-Wülflingen, Helvetia Archaeologica 5, 1974, 17, S. 10ff.; Neue Zürcher 
Zeitung, 15.7.1981, Nr. 161, S. 38.; ferner: 31.3.1981, Nr. 75, S. 53. (Wülflingen wird ins 7. Jh. 
datiert).
	        

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