Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

de Nationalstaaten die Geschicke bilateral regeln, geht langsam ihrem Ende zu. Souveränität ist nicht mehr allein auf den Willen eines Staates und die Berufung auf das Völkerrecht zurückzuführen, sondern wird in zunehmendem Masse durch die Vermittlung eigenständiger Positionen in supranationalen Institutionen manifestiert. Um nicht den genannten willkürlichen und stereotypen Zuschrei - bun gen von aussen ausgesetzt zu sein, muss sich der Staat deshalb stän- dig um die Mitsprache im interaktiven Prozess der Identitätskon struk - tion bemühen.10Dazu kann er sich verschiedenster Akteure und Kom - mu nikationskanäle bedienen. Es ist aber insbesondere die Aufgabe der Aussenpolitik, die politischen Schwerpunkte eines Landes nach aussen zu vertreten und ihm somit ein politisches Profil zu verschaffen. Wenn die Aussenpolitik das Bild, das andere von einem Staat haben, auch nicht direkt bestimmen kann, so gibt sie doch wesentlich die Themen vor, wel- che die verschiedenen Akteure – und in der heutigen Zeit vor allem die Medien – für ihre Zuschreibungen verwenden. «Public Diplomacy», das Schlagwort in diesem Kontext, ist die mo- derne Form der aussenpolitischen Imagekonstruktion. Sie hat dann ihre Berechtigung, wenn sie keine inhaltslose «Phantomidentität»11, sondern ein kohärentes Selbstbild nach aussen vermittelt. Dafür ist eine klare Vor stellung sowohl der innerstaatlichen Wertvorstellungen und Schwer - punkte als auch der aussenpolitischen Ziele Voraussetzung. Ein glaub- würdiges Image muss realitätsgetreu und kohärent sein, denn nur was innerstaatlich umgesetzt ist, hat letztlich Bestand und kann überzeugend nach aussen vertreten werden. Mario Frick, Regierungschef von 1993– 2001, erachtete es denn auch als eine zentrale Aufgabe des Staates, ein positives Image zu erhalten und gleichzeitig das Notwendige dafür zu tun, dass dieses Image den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht.12 64 
10Der Ansatz des Transaktionalismus, welcher die Identitätskonstruktion als Produkt von der inneren und der äusseren Identitätszuschreibung bzw. von Selbst- und Fremd bild definiert, wurde erstmals 1969 von Fredrik Barth in die Wissenschaft ein- geführt. Das Konzept ist nach wie vor prominent vertreten, vgl. z.B. der «dialogische Aspekt der Identität» bei Crépon, 2001. 11Kellenberger 1996, S. 21. 12vgl. Mario Frick in Kellenberger 1996, S. 
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Alicia Längle
	        

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