Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

wird gerne ausschliesslich der eigenen Tüchtigkeit zugeschrieben. Dabei ist diese Erfolgsgeschichte – neben den unbestreitbaren Anstrengungen v.a. der Nachkriegsgeneration – nicht zuletzt der liberalen Gesetzge - bung im Gesellschaftswesen, den engen Beziehungen zur Schweiz und zu einem wesentlichen Teil glücklichen Umständen zu verdanken. Es war im Zuge der Krise um den Finanzplatz, als Liechtenstein re- lativ unsanft mit dieser Tatsache konfrontiert wurde: Der bis dahin zu- mindest aus der Innenperspektive vorwiegend positiv konnotierte Wohl stand wurde von aussen als Folge unlauterer Machenschaften an- gesehen und verurteilt. Liechtenstein, das plötzlich als Land der Geld - wäscher galt, wurde vorgeworfen, sich als «Schmarotzer» auf Kosten an- derer zu bereichern. Diese Anklagen erschütterten den Mythos der Un - ver wundbarkeit in seinen Grundfesten und lösten eine regelrechte Identitätskrise aus, zu deren Überwindung weit mehr als die eingeleite- ten gesetzlichen Massnahmen notwendig sind: Auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis wird es unumgänglich sein, die Gründe des wirt schaftlichen Erfolges realistisch zu beurteilen und dessen Perspek ti - ven kritisch zu 
hinterfragen. Nationale Identität durch politische Integration Gegen aussen manifestierte sich das wachsende Selbstbewusstsein seit den 70er Jahren in der zunehmenden Eigenständigkeit der liechtenstei- nischen Aussenpolitik, in der stärkeren wirtschaftspolitischen Integra - tion auf europäischer Ebene und in einem wachsenden internationalen Engagement. Der Einbezug in das Europäische Freihandelsabkommen von 1972 legte den Grundstein für eine Entwicklung, die fortgeführt wurde durch die Mitgliedschaft in der KSZE (der späteren OSZE) ab 1975, durch den Beitritt zum Europarat (1978), zur UNO (1990), zur EFTA (1991), zur WTO und zum EWR (1995). Die auf den ersten Blick paradoxe Strategie, staatliche Eigenständig - keit durch stärkere Integration zu sichern und zu festigen, erwies sich als absolute Notwendigkeit und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte Liechtensteins: Unter Napoleon war es die Mitgliedschaft im Rheinbund von 1806, welche die Souveränität Liechtensteins begründe- te und sein Überleben gewährleistete. Der Zollvertrag mit Österreich- Ungarn von 1852 bis 1919 und der seit 1923 bestehende Zollvertrag mit 61 
Aussenpolitik als Instrument der Identitätsgestaltung
	        

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