Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

in Balzers. Ich sah nun meine Cousinen und Cousins öfters und lernte sie besser kennen. Nach der Ausbildung zur Hauptschullehrerin in Feldkirch wollte ich eigentlich in den österreichischen Schuldienst eintreten. Doch da machte mir die liechtensteinische Staatsbürgerschaft einen Strich durch die Rechnung. Es ging eben nicht. Ich bemühte mich um eine Stelle in Liech tenstein, doch auch das war für eine Auslandsliechtensteinerin nicht so leicht. Schlussendlich bewarb ich mich dann für zwei Stellen und «landete» an der Realschule in Balzers, wo ich noch heute tätig bin. Mit zweiundzwanzig Jahren wechselte ich von einem Tag auf den anderen das Land und stieg in meinen Beruf ein. Meine einzige und wich tigste Bezugsgruppe war das Lehrerteam der Realschule Balzers. Dort wurde ich wohlwollend aufgenommen und in vielem unterstützt. Ich arbeitete mich in das liechtensteinische Notensystem ein, befasste mich mit Schweizer Lehrmitteln und bekam meinen ersten Einblick ins liechtensteinische Schulwesen. Verglichen mit Österreich war alles viel liberaler, die Infrastruktur an den Schulen deutlich besser und die hier- archische Distanz zwischen Schulleitung und Team gab es nicht. Nebst meiner schulischen Tätigkeit hatte ich praktisch keine Zeit, mir ein so- ziales Netz aufzubauen. Ich lernte zwar Schülerinnen und Schüler und deren Eltern kennen, doch ich fühlte mich oft einsam. Wären meine Kollegin und Kollegen an der Schule nicht gewesen, so hätte ich wahr- scheinlich meinen Rucksack wieder gepackt. Auch eine Wohnung zu finden, war ein Ding der Unmöglichkeit. So «hauste» ich im ersten Jahr in einem Zimmer in Triesen. Fiel mir die Decke buchstäblich auf den Kopf, suchte ich, zuerst mit Überwindung, dann ganz selbstverständlich, die nahe gelegene Bar auf. Zerstreuung war dort garantiert, und dies tat mir meistens wohl. Ein Jahr später ver- mittelte mir eine Kollegin eine Wohnung in Balzers. Und dann begann es mir plötzlich zu gefallen. Meine Vermieterin war eine verständnis volle Gesprächspartnerin. Zu ihr und deren Tochter entwickelten sich freund- schaftliche Bande. Auch die Beziehung zu meinem Vater, der unweit meiner Wohnung die Schreinerwerkstatt der Balzers AG leitete, wurde intensiver. Wenn immer es die Zeit erlaubte, verbrachte ich die Abende dort, um die Werkstücke fürs Fach Werken vorzubereiten. Ich lernte ihn und seine Arbeitswelt kennen und fand Gefallen am handwerklichen Schaffen. Das war ausschlaggebend für ein weiteres berufsbegleitendes Studium im Fach Werken in Feldkirch. 52Ingrid Kaufmann-Sele
	        

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