Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

sich ihren Fragen gestellt, hat sich mit ihnen zusammengesetzt und hat mit ihnen gegessen. Er hat ihnen nicht nur von Gott erzählt, von seiner Liebe und Barmherzigkeit, sondern diese auch erfahrbar werden lassen; zugleich aber auch den Anspruch gestellt, dass Entschiedenheit gefor- dert ist, wenn man in seinem Sinne leben will: Im Einsatz für die Nächs - ten, für die Armen und Ausgestossenen, im Einsatz für Gerechtigkeit. In seinem tiefen Vertrauen auf Gott-Vater hat er uns dies alles vorgelebt. – Leben und Lehre Jesu haben mehr zu bieten als die Amtskirche und ins- besondere das liechtensteinische Erzbistum uns momentan bietet. Sie will Gott «verwalten», statt Göttliches im Leben sichtbar und erfahrbar zu machen. Und wo helfen wir mit, etwas von dem liebenden und soli- darischem Jesus im Leben sichtbar werden zu lassen? Es ist doch so, dass viele Menschen auch bei uns hier in Liechten - stein – gerade wegen des Wohlstands? – nach dem Sinn in ihrem Leben suchen. Sie haben Sehnsucht nach der Erfahrung von Geborgenheit, Vertrauen, Verlässlichkeit, nach Sinn (Glaube), Perspektive (Hoffnung) und Gemeinschaft (Liebe). Das Dilemma des postmodernen Menschen ist, so scheint es, dass er im Unverbindlichen immer noch das Verbind - liche sucht, im Individuellen das Allgemeingültige. Die Kirche – das sind wir – vermag diese Grundbedürfnisse offensichtlich immer weniger zu befriedigen. Wir geben oft Antworten auf Fragen, die die Menschen gar nicht stellen. Und wenn doch, dann sind unsere Antworten, provokant gesagt, Phrasen, die nicht weiterhelfen. Darum glaube ich, dass wir eine Kirche brauchen, welche die Spra - che der hier lebenden Menschen spricht, eine Kirche, die es versteht, durch Leben und Wirken glaubwürdige Botschafterin Jesu zu sein, die eben etwas von der Wirklichkeit und Gegenwärtigkeit Gottes ausstrahlt. Eine Kirche, die den Menschen dient. Und von dieser Kirche können wir viel brauchen. Aber auch eine prophetische Kirche tut Not. Eine, die sich im Sinne der ökumenischen Versammlungen von Basel und Graz für «Frieden, Ge rechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung» bzw. für Versöhnung ein setzt, die ihren Finger mutig auf die Eiterbeulen unserer Gesellschaft legt. Ich bin mir bewusst, dass das Visionen sind. Aber die sind mir wich- tig. Und ich versuche, in meinem Leben diese Visionen dort, wo ich kann und so gut ich kann, umzusetzen, in meinem Beruf, in meiner Freizeit, in meinem Freundeskreis und in meiner Familie. Eine biblische 35 
«Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts»
	        

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