Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

Unter länder Chronisten Johann Georg Helbert dar.2Während 35 Jah ren hielt Helbert, der zudem einer der zwölf Richter des Unterlands war, lokale und regionale Ereignisse fest; aber auch Geschehnisse von euro- paweiter Tragweite wie die Französische Revolution fanden ihren Wider hall. Seinen Aufzeichnungen vorangestellt ist ein Ausschnitt aus der 1685 von Johann Georg Prugger abgeschlossenen «Feldkircher Chr o nik». Dieser Umstand verweist darauf, dass für unser Land – spe- ziell für das Liechtensteiner Unterland – die Stadt Feldkirch immer schon kul tureller und wirtschaftlicher Bezugspunkt war. So gesehen ist auch die Helbert-Chronik wohl weniger ein Beweisstück für eine «liech- tensteinische Identität», sondern eher Dokument einer lokalen bezie - hungs weise regionalen Identität. Das Fürstentum Liechtenstein exsis - tier te zu Helberts Zeiten zwar bereits, doch war es – wie die Stadt und Region Feldkirch, aber auch das gesamte heutige Vorarlberg – Bestand - teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Hier anknüpfend stellt sich die Frage, inwieweit ein «Anders-Sein», eine eigene Identität, erst durch Abgrenzung und Absonderung, durch klare Unterscheidung vom «anderen» ermöglicht wird. Die Frage kann im Grundsatz bejaht werden, doch in Liechtenstein ist es immer schon schwierig gewesen, lediglich aufgrund der Landesgrenzen und des eige- nen «Staat-Seins» auf eine unverwechselbare, spezifische Identität zu po- chen. Bestimmt haben die Abkehr von Österreich und die wirtschaft - liche Hin wendung zur Schweiz nach dem Ersten Weltkrieg zu einer ge- wissen Ab sonderung, vielleicht sogar zu einer Entfremdung zwischen Vorarl berg und Liechtenstein geführt, doch bleiben – in einem grösseren Zu sam menhang gesehen – die beiden Nachbarn «durch Natur, gemein- same geschichtliche Schicksale und die Stammverwandtschaft der Be völ - ke rung eng verbunden».3Beide Gesellschaften sind katholisch geprägt, und auch Ähnlichkeiten im Dialekt belegen die kulturelle Nähe zwi- schen Vorarlberg und Liechtenstein. Trotz der im 20. Jahrhundert be- 23 
Geschichtliche Forschungen und Publikationen 2Teile der Helbert-Chronik sind veröffentlicht. Vgl. Johann Baptist Büchel: Auszug aus der Chronik des Jakob Helbert. In: JBL 29 (1929), S. 65-138. Damals – 1929 – wurde noch angenommen, dass Jakob Helbert Autor dieser Aufzeichnungen war; neuere Forschungen ergaben indes, dass sein Vater Johann Jakob Helbert die vorlie- gende Chronik verfasst hat; siehe hierzu Peter Geiger: Verfasser der Helbert-Chro - nik aufgespürt. In: JBL 90 (1991), S. 317-328. 3Zitat nach Jakob Christoph Heer: Vorarlberg und Liechtenstein. Land und Leute. Feldkirch 1906, S. 1.
	        

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