Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

gehen. Früher kam die Nobilität aus Westen (Brandiser), später aus Osten. Was wir an (aus den) Medien konsumieren, kommt aus allen Himmels rich tungen über uns herein. «Goods move. People move. Ideas move. And cultures change», steht auf einem meiner Notizzettel. Beim Thema Medien fragt Hans Brunhart: «Wo bleibt da die Iden - ti tät?» Damit deutet er an, dass er eigene Medien für entscheidend hält, um überhaupt eine eigene Identität haben zu können. Warum denn? Im Sinne einer Eigentümlichkeit ist doch gerade die Tatsache, dass Liech - ten stein täglich ausländische Zeitungen, ausländisches Fernsehen und Radio zu sich nimmt, ein eindrückliches Identitätsmerkmal. Das macht Liechtenstein (uns!) kosmopolitischer, als wir sind. Ähnlich verhält es sich mit der Ausbildung: In welcher Gesellschaft hat (bis vor kurzem wenigstens) praktisch das gesamte akademisch (aus)gebildete Segment einen Abschluss von einer ausländischen Universität oder Hochschule? Das stiftet vielleicht nicht Identität im Sinne von Tradition oder etwa hi- storisch gewachsenem Zusammengehörigkeitsgefühl, dafür aber im Sinne von Sich-identifizieren mit Neuem, von Wandel und Kreativität. Auch Liechtensteins Identität wird nicht so sehr bewahrt, als dass sie kontinuierlich neu geformt wird (eben durch solche kulturellen Phäno - me ne wie der Medienkonsum oder die internationale Ausbildung). An anderer Stelle im gleichen Text schreibt Brunhart: «Die liech- tensteinische kulturelle Identität lebt von der Begegnung und braucht das Grenzerlebnis» (117). Auch hier möchte man entgegnen: Ja, für wel- che kulturelle Identität trifft das denn nicht zu? Was in dieser Hinsicht an/in Liechtenstein speziell genannt werden kann, ist, dass das Land rund herum Grenz erleb nisse 
hat:geographisch, demographisch, ressour- cenmässig ... Geographie ist viel, aber nicht alles. (Identitäts-)relevanter ist der Lebensraum. Dieser ist nicht nur durch geographische oder topographi- sche Merkmale bestimmt, sondern auch durch gesellschaftliche oder z.B. sprachliche. Berge, Rhein und Rüfen gehören zu uns. Gesellschaftlich prägen andere Gegebenheiten diesen Lebensraum: Beispielsweise, dass das Gebirge für uns nur (mehr) Hinterland ist (Erholungsraum allen- falls), obwohl wir zu hundert Prozent ein Alpenland bewohnen. Oder dass (wie Kellenberger irgendwo geschrieben hat, aber ich weiss nicht mehr wo) wir die Region kaum wahrzunehmen scheinen, obwohl wir mitten in einer Arbeitsregion, Bildungsregion und Wohnregion leben. 143 
Wovon wir reden, wenn wir von Identität reden
	        

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