Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

auch für die Gesellschaft, die kulturelle Identität stets aufs Neue zu be- stätigen und bekräftigen. Und was tut sich in den verschiedenen Ländern in Sachen Identität? «Wieviel Identität braucht die Schweiz?» fragte z.B. Adolf Muschg. In Australien quält sich der «weisse Volkstamm Asiens» wegen seiner un- bestimmten Identität. Und in Argentinien weinen Latinos – die vielleicht lieber Europäer wären – einer alten peronistischen Identität nach: «Don’t cry for me, Argentina.» In jedem Land scheinen Fragen nach der Identität aufzukommen oder gar Identitätskrisen diagnostiziert zu werden. Wie oder warum wurde auch die Identitätssuche globalisiert, zum globalen Anliegen ge- macht? Rund um die Welt ist die Identität flüchtig, überall rennt man ihr hin terher. Don’t cry for yourself, Liechtenstein, es scheint um alle Iden - ti täten schlecht bestellt. Ist uns gar als Menschheit die Identität abhan- den gekommen? Sind die nationalen Identitätskrisen letztlich Ausdruck der Entfremdung des Menschen von sich selbst? Ist eine nationale Identitätskrise etwa nichts anderes als die Krise des Individuums? Mit dieser Frage kommen wir zum Ursprung des heute geläufigen Begriffs der Identität in der Individualpsychologie. So wie wir heute das Wort «Identität» verwenden, wurde es im Wesentlichen von Erik H. Erikson in Umlauf gesetzt. Der Psychoanalytiker dänisch-deutsch-jüdischer Abstammung be- gann im amerikanischen Exil den Begriff der Identität zu benutzen. Erikson war sich bewusst, dass der Begriff ungenau ist. Im seinem Aufsatz «Das Problem der Ich-Identität» (1956 erstmals veröffentlicht) gibt er zu bedenken: Der Begriff «Identität» drückt also insofern eine wechselseitige Beziehung aus, als er sowohl ein dauerndes inneres Sich-Selbst- Gleichsein wie ein dauerndes Teilhaben an bestimmten gruppenspe- zifischen Charakterzügen umfasst. Ich kann das Problem der Identität nur zu verdeutlichen versuchen, indem ich es von einer Anzahl von Blickwinkeln aus anleuchte, etwa biographischen, pathographischen und theoretischen, wobei dann der Begriff der Identität im jeweiligen Zusammenhang für sich selber sprechen soll ...Manchmal wird der Begriff völlig naiv im Sinne der Umgangssprache benutzt werden, um dann wieder vage 134Pio Schurti
	        

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