Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

mit Schupf-, Stupf-, Streich-, Ruck- und Wurfwuhren zuzustemmen, hat ten heftige Konflikte zur Folge. In einer langwierigen, grenzüber- schreitenden Rheinkorrektur ab 1868 legte man den jungen Rhein in ein Fluss bett von ca. 120 m Breite. Die letzte verheerende Rheinnot auf Liech tensteiner Seite ereignete sich am 25. September 1927. Der Damm barst vor der Schaaner Eisenbahnbrücke, verwüstete in der Folge Schaan und weite Strecken des Unterlandes. Es wurden Notwuhre errichtet; un- ter ungeheuren Anstrengungen schaffte man es, die Dämme bis zum Win ter 1928/29 auf die Schweizer Wuhrlinie hochzuziehen. 1931–43 wurde der Binnenkanal zur wirksameren Talentwässerung er- baut. Die Kosten waren enorm: Sie wurden 1943 mit 4545749 Fran ken und 16 Rappen beziffert1...Paradox und lehrreich zugleich: Der Rhein wird kanalisiert, aber naiv und nationell in der Landeshymne besungen. Ist es der Preis seiner Zähmung? Der Zwang und die Unmög lich keit zur Identifikation bestehen. «Gebirge und Ströme sind die Handlinien der Erde, ...»2 Der Rhein bietet – natürlich wie vorsätzlich gesprochen – eine Vor lage für eine Identität des 
Landes,nicht aber des 
HausesLiechtenstein, weil der Rhein den charakteristischen Zug dieser 
Landschaft zeichnet, da er bisweilen sein anarchisches Temperament zeigt als «loser Geselle»3unter einer erst spät konstitutionell gewordenen 
Herrschaft. Zählt der Rhein zum restlos domestizierten Liechtensteiner Inven tar? – Was der Fluss tut, weiss keiner ... Was ein Staat und was Fürsten tun, lässt sich überprüfen. Ein Riss geht durch die Geschichte des 
Hausesund des 
LandesLiechtenstein, so wie ein Riss durch die 
Land-und die 
Herrschaft von Liechtenstein geht: «Sowohl in Bendern (1699) als auch in Vaduz (1712 und 1718) gaben die Untertanen vor Ablegung des Eides der Hoffnung Ausdruck, dass die Neuen Landesherren «das alte Herkommen, die alten Rechte und Privi - le gien» beibehalten würden. Doch der fürstliche Kommissär liess die Be - 114 
1Havrincourt, Hubert d’, S. 85 2D. E. Sattler, S. 207. 3Kanonikus Frommelt 1933 in seiner Gedenkstein-Rede zur Erinnerung an die Rheinkatastrophe 1927, zitiert nach: Jakob Falk, S. 
127. 
Hansjörg Quaderer
	        

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