Volltext: Beiträge zur liechtensteinischen Identität

Liechtenstein sei der kleinste Staat, der auf grossem Fuss lebe, meint Dürrenmatts Liechtensteiner Schönbächler. Gelder aus aller Welt flies- sen durch das Land – Einfluss und Grund genug also dem Finanzplatz Liech tenstein Weltbedeutung zuzusprechen. Im Geldverdienen und Geldausgeben hat Liechtenstein während der letzten 100 Jahre sicher an Bedeutung gewonnen. Doch irgendwann stolpert das Land über seinen grossen Fuss – die Bauten, Banken und Blechlawinen. Die Kleinheit und der Reichtum des Landes haben zu der Annahme geführt, dass Dinge, die dort geschehen, bedeutsam für die grossen Staa - ten sein können. Die Idee «Modellstaat» wurde geboren – auch ein Mit - tel zur Bekämpfung der Bedeutungslosigkeit. Modelle sind aber nur taug lich, wenn die Mäuse sich nicht für mehr halten als Mäuse. Da sich aber viele Liechtensteiner Mäuse für Katzen halten, muss das liechten- steinische Vorbild an Bedeutung verlieren. Visionen und gemeinschaft - liche Projekte versinken in den Untiefen der Gemeinde- und Auto- Auto nomie. Dabei zeigt Liechtenstein in der internationalen Zusammenarbeit immer wieder fruchtbare Vermittlungstätigkeiten und Gesprächs offen - heit. Es hat sich dahingehend zu einem selbstbewussten und meinungs- prägenden Mitglied in der europäischen Staatengemeinschaft gemausert. Selbstbestimmung ist einer der bedeutungsschwangeren Begriffe in Liechtenstein, auf die kaum ein anderes Land so sehr pocht. Und wirk- lich feiert Liechtenstein auch bald 200 Jahre Souveränität und schafft es damit, eine einzigartige Überlebensgeschichte zu schreiben. Der Gedanke, dass dieses Fleckchen Erde auch einfach wieder ver- kauft oder abgetreten werden könnte, ist allen zuwider. Es ist aber eine Illusion zu glauben, dass es irgendjemand anderen kümmern könnte, wenn Liechtenstein nicht mehr existiert, zumal das Ausland Liechten - stein oft nur durch die so genannten «Kavaliersdelikte» kennt. Vielleicht werden einigen Katern die Mäuse abgehen ... Und doch – wesentlich ist immer der Gedanke, dass es dieses «und doch» im Leben gibt, das wieder neu und aufmunternd zu einem spricht, dass es sich doch lohnt, diesem Fleckchen Erde Bedeutsamkeit zuzu- sprechen und da zu verweilen. Denn – gäbe es Liechtenstein nicht in dieser Form und wäre es nicht ein lebens- und liebenswerter Raum, so würde es kaum so viele Menschen anziehen, und nicht nur des Geldes wegen. 104Barbara Ospelt-Geiger
	        

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