Volltext: Flexible Integration für Kleinstaaten?

dene Varianten eines Kerneuropas in Form der EU-Gründerstaaten tauchten im Zusammenhang mit den ersten Erweiterungsrunden auf, welche geprägt waren von einem politisch widerspenstigen Norden (Grossbritannien, Dänemark) und einem wirtschaftlich schwachen Sü - den (Griechenland, Spanien, Portugal). Später war der Kern nicht mehr unbedingt identisch mit den sechs ursprünglichen Mitgliedern, sondern umfasste zunehmend alle «integrationistischen» Länder, die zu weiteren Vertiefungen fähig und willens waren.125Das sogenannte «Schäuble- Lamers-Papier» schlug 1994 mit Blick auf die Osterweite rung vor, ein Kerneuropa zu institutionalisieren: Der feste Kern hat die Aufgabe, den zentrifugalen Kräften in der immer grösser werdenden Union ein starkes Zentrum entgegenzu- stellen und damit die Auseinanderentwicklung zwischen einer eher protektionismus-anfälligen Süd-West-Gruppe unter einer gewissen Anführung durch Frankreich und einer stärker dem freien Welt han - del verpflichteten Nord-Ost-Gruppe unter einer gewissen Anfüh - rung durch Deutschland zu verhindern. Zu diesem Zweck müssen die Länder des festen Kerns sich nicht nur selbstverständlich an al- len Politikbereichen beteiligen, sondern darüber hinaus gemeinsam erkennbar gemeinschaftsorientierter handeln als andere und ge- meinsame Initiativen einbringen, um die Union weiterzuent- wickeln.126 Die namentliche Erwähnung der fünf Kernländer (Deutschland, Frank - reich und die Benelux-Staaten) rief insbesondere bei den nicht genann- ten Mitgliedern heftige Reaktionen hervor.127Die Autoren des Papiers betonten, dass die Bildung einer Kerngruppe kein Ziel an sich sei, «son- dern ein Mittel, an sich widerstreitende Ziele – Vertiefung und Erweite - rung – miteinander zu vereinbaren».128Ähnliche Konzepte sahen die Bildung einer 
Avantgardefür Europa vor, entweder eingebunden in die bestehenden EU-Institutionen129oder als «Europa der konzentrischen 57 
Flexibilität der EU gegenüber Mitgliedstaaten 125Vgl. Deubner 1995, 174–197. 126Deutschland 1994, 7. (Hervorhebung weggelassen) 127Vgl. Financial Times 1994; Le Monde 1994a und 1994b; The Economist 1994. 128Deutschland 1994, 8. 129Club de Florence 1996, 230–241.
	        

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