5SALVATORE FABIANO, LASTWAGENCHAUFFEUR
EP eit 1988 bin ich Präsident des Italienervereins. Wir
£ sind 30 bis 35 Mitglieder, hauptsächlich }taliener,
cQqx aber auch einige Liechtensteiner. Ziele des Vereins
‘ sind die Integration der Italiener in Liechtenstein,
E} Hemmungen abzubauen, Kontakte innerhalb und
iz ausserhalb des Vereins zu knüpfen und zu fördern.
Wir bieten auch Italienischkurse für Anfänger an. Auch dies fördert den Kontakt
zwischen uns und den Liechtensteinern. Viele Italiener kehren nicht mehr nach
Hause zurück. Vor allem die Kinder, die hier geboren sind, wollen nicht mehr nach
Italien zurück, weil sie ihre Heimat hier gefunden haben und in Italien fremd
wären. Aber auch wir, die wir vielleicht schon 30 oder 40 Jahre in Liechtenstein
leben, fühlen uns hier daheim. Nur ein sehr geringer Teil geht wieder zurück nach
'talien. Es hat sich auch in Italien sehr viel verändert in den letzten 30 Jahren. Zum
Teil sind wir sogar ein wenig fremd, wenn wir in unsere Heimat zurückkommen.
ich habe meine Familie, den Beruf, die Freizeit, alles, hier in Triesen. Seit 1985
ıebe ich mit Inge zusammen, 1990 haben wir geheiratet. Inge hat ihre Kinder mit
in die Ehe gebracht, dadurch wurden sie auch zu meinen Kindern. Meine Eltern
waren bei der Hochzeit dabei und akzeptieren, dass Inges Kinder auch die mei-
nen sind. Obwohl das einmal anders war. Als ich 16 war, wollten meine Eltern
mich verkuppeln. Das war bei uns in Chiaravalle Centrale noch so üblich. Die EI-
tern haben über die Ehe bestimmt. Auch heute ist es vielfach noch so, dass die
Eltern mitreden, wenn in Kalabrien geheiratet wird. Die Eltern bauen dem Mäd-
chen ein Haus, der Mann richtet es ein. Damals kamen die Kollegen, die in der
Schweiz oder in Liechtenstein gearbeitet haben, alle mit einem Auto heim nach
Chiaravalle. Uns war das Auto heilig. Da musste ich auch weg von zu Hause, um
mir das Geld für ein Auto zu verdienen. Ich war damals 16, und es war das Jahr
1966, als ich nach Liechtenstein kam. Seit 1973 bin ich beim Adolf Kindle als
Chauffeur und Maschinist und habe es gut da. Die ersten Winter in Liechtenstein
waren lang. Es dauerte so unendlich lange, bis die anderen im Frühling wieder
hierher kamen. Viele waren ja Saisonniers. Ich nicht. 1969 bis 1981 war ich wegen
dem Militärdienst nicht mehr in Italien. Am 19. März 1981 bin ich dann doch nach
Hause gefahren, mit 31 Jahren. Ich musste einen Boden umschreiben. Nachts um
ein Uhr haben mich die Carabinieri aus dem Bett geholt und nach Rom ins Militär-
gefängnis gebracht. Da blieb mir nichts anderes übrig, als zweieinhalb Monate
Militär nachzumachen. Nach drei Tagen wurde ich so wieder aus dem Gefängnis
entlassen. Haus habe ich keines in Italien, aber zwölf Bauplätze habe ich gekauft.
Damit verdiene ich etwas, da muss ich nichts hineinstecken und der Wert wächst
trotzdem. Die anderen, die ein Haus haben, die stecken jedes Jahr einen Haufen
Geld hinein und haben doch nichts davon. Ein Bruder von mir lebt in Untervaz,
der andere in Mailand. Die Schwester - leider ist sie schon gestorben - ist zu Hause