Volltext: Wahlverhalten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein

Parteien und Parteiensystem In der politikwissenschaftlichen Forschung existieren verschiedene Erklärungsansätze für die unterschiedliche Ausprägung von Parteien­ systemen. Dabei werden institutionelle Faktoren wie beispielsweise das Wahlsystem,214 soziologische Erklärungen wie beispielsweise Konflikt­ strukturen innerhalb der Gesellschaft215 oder auch handlungsorientierte Ansätze,216 bei denen die handelnden Akteure einen prominenten Stel­ lenwert bekommen, bevorzugt. Alle Erklärungsversuche, die die Her­ ausbildung von Parteiensystemen auf eine zentrale Determinante redu­ zieren wollen, scheitern jedoch an der Komplexität der realen Verhält­ nisse und den vielgestaltigen Erscheinungsformen von Parteien- systemen.217 2.3.5 Ursachen des Parteiensystems in Liechtenstein Wie bei der Klassifizierung der Parteien nimmt Liechtenstein auch auf der Ebene des Parteiensystems eine Randposition ein. War bei den Par­ teien auffallend, dass die christdemokratische, volksparteiliche Richtung eine hegemoniale Dominanz aufweist, so zeichnet sich das Parteiensys­ tem durch eine kleine Zahl an Parteien, eine überaus starke Durchdrin­ gung aller gesellschaftlichen Bereiche und eine geringe ideologische Dis­ tanz zwischen den Parteien aus. Das Parteiensystem weist monokolore Aspekte auf, die nur dadurch aufgebrochen werden, dass bei Wahlen je­ weils mindestens zwei Parteien bzw. zwei verschiedene Kandidatenlisten zur Auswahl standen.218 Weshalb aber hat sich im liechtensteinischen Zweiparteiensystem im Verlauf der Jahrzehnte eine programmatische Annäherung vollzogen, die bereits mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mehr oder weniger ab­ geschlossen war? Weshalb haben sich nicht die ideologischen Differen­ 214 Duverger 1954. 215 Lipset u.a. 1967. 216 Schattschneider 1942. 217 Vgl. Noblen 1990: 292 ff. 218 Durch den Wahlboykott der Volkspartei zu den Nachwahlen im Jahr 1930 war selbst diese Bedingung nicht erfüllt, sodass nur die Bürgerparteikandidaten zur Wahl standen und die FBP von 1930 bis 1932 die einzige Partei im Landtag war. Die Wahlmöglichkeit ist bei Gemeindewahlen noch weiter eingeschränkt, da es nicht selten vorkommt, dass ein Vorsteher ohne Gegenkandidat zur Wahl antritt. Die Tendenz ist dabei steigend. 95
	        

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