Volltext: Liechtenstein im Europäischen Wirtschaftsraum

Einsichten und Aussiebten Schweiz bzw. Liechtenstein geführt. Sollte es wie geplant Ende 1999 tatsächlich zu einer Kapitalbesteuerungs-Richtlinie kommen168, dürften die Einwände Luxemburgs und Grossbritanniens169 zu einer starken «Verwässerung» der Regelungen im Sinne der Zulässigkeit von Ausnah­ men führen, auf die sich Liechtenstein gegebenenfalls berufen könnte. Zudem liesse das sogenannte «Koexistenzmodell» das Bankgeheimnis unangetastet. Viertens, die weitere 
Integrationspolitik der EFTA/EWR-Partner Norwegen und Island: Ebenso wie ein Beitritt der Schweiz zur EU würde auch ein integrationspolitischer Kurswechsel Islands oder Nor­ wegens zu Konsequenzen für Liechtenstein und den EWR führen.170 Ein Beitritt Norwegens zur EU hätte unter Umständen die faktische Auflösung des EWR zur Folge, da die EWR-Institutionen ohne norwe­ gische Beteiligung kaum arbeitsfähig wären. Zudem würde die Margina- lisierung des EWR, welche mit dem Austritt Schwedens, Finnlands und Österreichs aus der EFTA begann, voranschreiten.171 Bisher gibt es allerdings keine konkreten Anzeichen dafür, dass Island oder Norwegen in naher Zukunft einen EU-Beitritt erwägen. Vielmehr hat der norwegi­ sche Aussenminister 
Knut Vollebaek das EWR-Abkommen noch An­ fang 1998 als beste Lösung für sein Land bezeichnet.172 Fünftens wurde, unabhängig vom EWR, die sogenannte «Millen- nium-Runde» 
der Welthandelsorganisation Ende 1999 einberufen.173 Auf der Agenda stehen Verhandlungen zum Agrarhandel und zu den Dienstleistungen (GATS).174 Nach den Vorschlägen der Schweiz sollte die nächste WTO-Runde ausserdem u.a. zu einer weiteren Senkung der tarifären und nichttarifären Handelshemmnisse führen, Regeln für inter­ nationale Investitionen festlegen und umweltpolitische Aspekte einbe­ ziehen.175 Auch die Europäische Kommission hat bereits ein Strategie­ 168 l )je Schlussfolgerungen des Europäischen Rates von Köln vom Juni 1999 machen keine terminlichen Aussagen. 169 Vgl. zu den Einwänden Abschnitt 2.3 dieses Kapitels. 170 Vgl. 
Gstöhl 1999, S. 174f. 171 Neue Zürcher Zeitung, 8.1.1998, S. 19. 172 Ibid. 173 WTO, Ministeriais, http://www.wto.org/wto/minist/minrel.htm, 24.8.1999. 174 Rede von WTO-Direktor 
David Hartridge, 5.7.1999 (http://www.wto.org/wto/speeches/ecosoc2.htm, 24.8.1999). 175 WTO, Preperations for the 1999 Ministerial Conference: Communication from Swit- zerland, WT/GC/W/260, 1999. 192
	        

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